[Pirateninfo] Über 58.000 Unterschriften an EU-Parlamentarier übergeben / 1. Europäische Saatgutbörse in Brüssel mit großer internationaler Beteiligung

Andreas Riekeberg a.riekeberg at jpberlin.de
Mi Apr 20 11:25:26 CEST 2011


Liebe Biopiraterie-Interessierte,

die BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie war an der Ausrichtung der Brüssler Aktionstage für Saatgut-Souveränität und gegen die EU-Saatgut-Gesetzgebung beteiligt.

Anbei die beiden bisher ausgesandten Presse-Erklärungen. Ein Bericht über die Konferenz am Sonntag nachmittag folgt.

Die ersten Fotos zu den Aktionstagen sind zu finden auf <http://www.saatgutkampagne.org/index.html>

Schöne Grüße
Andreas Riekeberg




Montag, 18.4.2011:

Über 58.000 Unterschriften an EU-Parlamentarier übergeben
Bunter Demonstrationszug durch Brüssel auf "Anti-Lobby-Tour"

Am heutigen Montag, dem zweiten Tag der internationalen Aktionstage für
Saatgut-Souveränität, zog eine große Demonstration durch das Brüsseler
Europaquartier. Auf dieser "Anti-Lobby-Tour" wurde vor dem Gebäude des
Saatgutkonzernes Bayer eine Petition mit über 58.000 Unterzeichnern an
drei Abgeordnete des EU-Parlamentes übergeben.

Initiator Jürgen Holzapfel betonte dabei die Forderungen der
Saatgutkampagne: "Wir bestehen auf dem Recht, Saatgut aus eigener Ernte zu
gewinnen, nachzubauen und weiterzugeben. Außerdem fordern wir die
Förderung regionaler Sortenvielfalt, indem die Saagut-ErhalterInnen und
ZüchterInnen biologischer Sorten unterstützt werden. Und schließlich
verlangen wir ein neues Verfahren der  Saatgutzulassung, das GVO-Saatgut
verbietet sowie chemie- und energieintensive Sorten einschränkt."

In ihrer Antwort auf die Übergabe der Unterschriften bezeichnete die
Vizepräsidentin des EU-Parlaments, die Belgierin Isabelle Durant, die
Demonstranten als eine Avantgarde, die wichtige Themen ansprechen würden.
Sie forderte dazu auf, dies auf allen Ebenen und auch in den Heimatländern
zu tun. Gemeinsam mit ihren Parlamentskollegen Marc Tarabella und Kriton
Arsenis nahm sie die Unterschriften in Empfang. Diese lagen in drei
Schubkarren und wurden so von den Abgeordneten eigenhändig zum
EU-Parlament geschoben. Tarabella sagte bei der Übergabe zu, eine
Untersuchung über die möglichen Folgen der Reform der
EU-Saatgutgesetzgebung in Auftrag zu geben.

Weitere Stopps legte die Demonstration bei der "European Seed Association"
(ESA) ein, der Lobby-Organisation der Europäischen Saatgutindustrie, sowie
bei der "Generaldirektion Forschung" der EU-Kommission, die beide an der
verfehlten Förderung des industriellen und des gentechnisch veränderten
Saatgutes mitwirken. Mit phantasievollen Theaterstücken und Redebeiträgen
aus der Türkei und aus Indien zu den Auswirkungen des EU-Saatgutrechtes
auf die jeweilige kleinbäuerliche Landwirtschaft endete die Demonstration
am Place du Luxembourg.

"Die Aktionstage waren ein voller Erfolg!" resümiert Mitorganisatorin Anne
Schweigler von der Saatgutkampagne und sieht optimistisch in die Zukunft:
"Die Begeisterung und das Interesse vieler Menschen an der
Saatgut-Tauschbörse und die kritische Kreativität vieler engagierter
Menschen aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen vermitteln Hoffnung.
Hier werden  konkrete und praktikable Alternativen zur fortschreitenden
Privatisierung aller Bereiche des Lebens und des Lebendigen aufgezeigt."





Sonntag, 17.4.2011:

1. Europäische Saatgutbörse in Brüssel mit großer internationaler
Beteiligung

Während der 1. Europäischen Saatguttauschbörse in Brüssel boten am
gestrigen Sonntag über 30 Saatgutinitiativen aus 10 europäischen Ländern
Saatgut von alten bäuerlichen Sorten zum Tausch an. Sie knüpfen damit an
eine landwirtschaftliche Tradition an, die in der industraliasierten
Landwirtschaft in Westeuropa weitgehend in Vergessenheit geraten ist.
Hunderte von Sorten aus den unterschiedlichsten Regionen liegen auf
Tischen zum Mitnehmen aus und regen zu intensiven Gesprächen an.

„Saatgut-Tauschbörsen gibt es in einzelnen europäischen Ländern schon,
dies ist aber die erste auf europäischer Ebene“, sagt der deutsche
Mitorganisator Jürgen Holzapfel, der selbst Landwirt ist und alte
Weizensorten anbaut. „Solche Tauschbörsen leisten einen wichtigen Beitrag
zur Erhalt der landwirtschaftlichen Pflanzenvielfalt.“

Anlass für die Saatguttauschbörse ist der weltweite Aktionstag der
Kleinbauernaktion La Via Campesina am 17. April. „Saatgut ist seit die
Grundlage für die Ernährungssouveranität in Polen sagt Maciek  Pilarski,
Koordinator  der International Coalition to Protect the Polish Countryside
aus Stryszow.  „In Polen gibt es 1,5 Millionen Kleinbauern, die eine
wichtige Rolle bei der Erhaltung alter Sorten spielen können.“

„Die Bedeutung des Saatguts erkennt man in der Türkei daran, dass nur
diejenigen, die Saatgut vermehren können, Bauern genannt werden. Die
anderen nennt man ‚Feldwächter’“, erzählt Abdullah Aysu, Präsident des
Bündnisses von Bauernvereinigungen in der Türkei (Çiftçi Sen), das mehr
als 40 000 Kleinbauern vertritt. Çiftçi Sen ist Mitglied bei Via Campesina
und beteiligt sich deswegen an der Saatguttauschbörse in Brüssel.

Die Saatguttauschbörse ist Teil von Saatgutaktionstagen, die von der
internationalen Saatgutkampagne "Zukunft säen, Vielfalt ernten" organisiert
werden (www.saatgutkampagne.org). Im Rahmen der Aktionstage wird am Montag
eine Petition mit mehr als 50 000 Unterschriften aus 20 Ländern an das EU
Parlament übergeben. Die Petition protestiert gegen geplante Reformen der
EU Gesetzgebung, mit denen die Möglichkeiten bäuerliches Saatgut zu
tauschen und zu verbreiten europaweit eingeschränkt würden.


Weitere Informationen:
Saatgutkampagne: www.saatgutkampagne.org
International Coalition to Protect the Polish Countryside: www.icppc.pl
Çiftçi Sen: www.karasaban.net
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