[Pirateninfo] Newsletter Nr. 14

Andreas Riekeberg a.riekeberg at jpberlin.de
Mi Jul 16 22:50:28 CEST 2008


++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
BIOPIRATERIE-NEWSLETTER NR. 14:
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
AKTIONEN ZUR COP 9 IN BONN
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++


Die 9. Vertragsstaatenkonferenz der CBD (COP9) in Bonn liegt nun etwas zurück. In diesem Newsletter bieten wir einen Überblick über die neun Aktionen, an denen die BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie im Rahmen des „Aktionsbündnisses COP9“ beteiligt war, mit Links auf ausführlichere Beiträge, Fotos und Filme.

Eine Zusammenfassung der COP9 hat das IISD auf englisch veröffentlicht: <http://www.iisd.ca/vol09/enb09452e.html>, die Beschlüsse finden sich unter <http://www.cbd.int/decisions/cop9/>.

Herzliche Grüße
für die BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie

Andreas Riekeberg



++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
11.-30. Mai 2008 – Oscar-Romero-Haus: das Hauptquartier des Protestes
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Die ganze COP9-Zeit über waren wir im Oscar-Romero-Haus in Bonn präsent, wo auch Aktive aus anderen europäischen Ländern für ihre Zeit in Bonn ihr Hauptquartier haben konnten, im Hof des Romero-Hauses war ein Info-Point zur COP9 und Biopiraterie aufgebaut. Ohne die gute Unterstützung der Wohngemeinschaften des ORH und ohne die Kooperation mit A SEED aus den Niederlanden und Via Campesina-Delegierten aus aller Welt wären die Aktionen nicht möglich gewesen.


++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
1.)	17. Mai 2008 – Leverkusen: Demo gegen Bayer
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Am Samstag, den 17. Mai, ging es zu Bayer nach Leverkusen. 100 Menschen aus allen Teilen der Welt demonstrierten dort gegen die biodiversitäts- und menschenfeindliche Politik und Geschäftspraktiken des Bayer-Konzerns. Mit Straßentheater und Spruchbändern protestierten wir gegen Patente auf Leben, Terminatortechnologie sowie die Produktion von umwelt-verschmutzenden Pestiziden und Düngemittel. Die jüngste Entscheidung des Bundesamts für Verbraucherschutz zum Verbot aller Pestizide mit dem Wirkstoff Clothianidin zeigt, wie wichtig es ist, die miesen Geschäftspraktiken des Konzerns anzuprangern. Agrogifte und gentechnisch veränderte Pflanzen, die von Bayer über die Welt gebracht werde, zerstören die lokalen Gemeinschaften, die seit Jahrhunderten Biodiversität geschaffen haben.
Wir überreichten einen Offenen Brief durch den Bayer von einem Dutzend Organisationen aufgefordert wird, Verantwortung für die Umweltschäden zu übernehmen und Entschädigungen an die Menschen weltweit zu zahlen.
Hier gibt's die Presserklärung, den offenen Brief und Bilder:
<www.biopiraterie.de/index.php?id=404>


++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
2.	18. Mai 2008 – Bonn: Aktion gegen Agrosprit
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Am Sonntag den 18. Mai führte das Aktionsbündnis einen Protesttag gegen Agrosprit durch. Vor zwei Tankstellen in Bonn wurden AutofahrerInnen mit der Entscheidung, sich entweder für “Nahrung” für ihr Auto oder für Nahrungsmittel zu entscheiden, konfrontiert. Die zerstörerischen Auswirkungen von exportorientierter, monokultureller, industrieller Landwirtschaft für Boden, Wasser, Wälder – kurz: für biologische Vielfalt - werden durch den Anbau von Agrosprit potenziert. Abschluß der Aktion war eine spontane Demonstration mit ca. 60 Leuten und ein gemeinsames Picknick im Park.
Hier sind Bilder zur Aktion und ein Bericht auf Englisch. <biotech.indymedia.org/or/2008/05/7206.shtml>



Am Montag, den 19. Mai wurde vormittags eine Mahnwache zur COP-Eröffnung abgehalten und nachmittags eine Demonstration zum Bund Deutscher Pflanzenzüchter und zum Botanischen Garten sowie eine Saatgut-Rückgabe mit vorhergehendem Straßentheater ("Mistica") inszeniert.

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
3.)	19. Mai 2008, 8.30 Uhr – Bonn, Hotel Maritim: Protest zur Eröffnung der COP 9
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Zur Eröffnung der COP protestierten La Via Campesina und das Aktionsbündnis vor dem Konferenzhotel Maritim. Das Positionspapier von La Via Campesina und Einladungen zu Protesten rund ums Saatgut wurden an die ankommenden Delegierten und Beobachter der COP-Verhandlungen verteilt. Die zentrale Rolle bäuerlicher Landwirtschaft für den Bestand und die Erhaltung von (Agro-) Biodiversität ist unumstritten. Trotzdem wird (Klein-) BäuerInnen und Landwirten kaum eine Stimme innerhalb der Verhandlungen gewährt.


++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
4.)	19. Mai, 14.30 Uhr – Bonn, Innenstadt: Demonstration gegen „Bund dt. Pflanzenzüchter“
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Am Montagnachmittag, den 19. Mai 2008, führte das Aktionsbündnis COP9 eine Demonstration zum Bund Deutscher Pflanzenzüchter durch. Die Kritik richtete sich gegen dessen Bemühungen um schärfere geistige Eigentumsrechte auf Nutzpflanzen und ihre Politik für Nachbaugebühren. Sortenschutz- und Patentrechte auf Saatgut. Damit werden züchterische Leistungen vieler Generationen von BäuerInnen weltweit privatisiert. Bei einem kurzen Stopp am Botanischen Garten wurde die jahrhundertelange Tradition von Biopiraterie angesprochen.
Video-Beitrag des EED dazu hier <http://www.eed.de/de/de.col/de.col.d/de.sub.41/de.sub.news/de.news.790/index.html>


++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
5.)	19. Mai, 16.30 Uhr – Bonn, Münsterplatz: Zeremonie zur gentechnikfreien Weizenvielfalt aus aller Welt
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Zurück auf dem Saatgut-Markt führte La Via Campesina um 16.30 Uhr eine Mistica, eine Art Straßentheater über die Auseinandersetzungen um Saatgut auf. Biopiraten stahlen den BäuerInnen Saatgut und lagerten es in einer Genbank ein. Saatgut-Multis verkauften danach pestizidverseuchtes, privatisiertes Saatgut an arme KleinbäuerInnen und stürtzen diese noch weiter in die Misere. Doch schließlich wehrten sich die BäuerInnen gegen die Biopiraten und befreiten die eingefrorene Saatgut-Vielfalt.

Anschließend wurden um 17.00 Uhr in einer feierlichen Zeremonie des internationalen Weizen-Notkomitees Listen von eingelagertem Saatgut in der Genbank Gatersleben an VertreterInnen aus den entsprechenden Ländern zurückgegeben. Damit sollte zum einen auf die Gefährdung der Weizensammlungen in Gatersleben durch gentechnische Versuche aufmerksam gemacht werden und zum anderen die BäuerInnen ein Anlass geboten werden, sich ihr Saatgut zurück zu holen. Dabei kam es zu bewegenden Worten von den Gästen aus Chile, Brasilien, Türkei, Korea und Mexiko. Hope Shand von der ETC-Group überreichte schließlich unter großem Beifall dem mexikanischen Vertreter eine Tüte mit mexikanischen gelben Bohnen, die erst vor kurzem von ihrer Patentierung als „Enola-Bohnen“ befreit worden waren. Der Kampf um die Rückgängigmachung dieses Falles von Biopiraterie hatte acht Jahre gedauert.
Ein Video-Beitrag des EED dazu hier:
<http://www.eed.de/de/de.col/de.col.d/de.sub.41/de.sub.news/de.news.790/index.html>


++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
6.)	22. Mai 2008, 13 Uhr – Bonn: Persiflage zum „Profit (Bio-)Diversity Day“
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

„Happy Shareholders“ feierten "Profit-Diversity Day" am Mittag des 22. Mai beim Side Event der Internationalen Handelskammer (ICC) anlässlich des „Internationalen Tages der biologischen Vielfalt“, um die Veranstaltung der ICC zur Kenntlichkeit zu entstellen. Ein Aktion mit viel Spass und Zynismus.
Ein Videobeitrag des EED dazu hier:
<http://www.eed.de/de/de.col/de.col.d/de.sub.41/de.sub.news/de.news.792/index.html>
Einladung, Bilder und Beschreibung auf englisch: biotech.indymedia.org/or/2008/05/7324.shtml


++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
7.) 22. Mai 2008, 17.30 Uhr – Bonn, COP 9-Konferenzsaal:
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Nachmittags am 22.5. protestieren AktivistInnen des "Orange Block" in Solidarität mit Via Campesina gegen den Ausschluss der BäuerInnen-Bewegung von den Reden zur Feierstunde der Agrar-Biodiversität. 2 Transparente wurde in Konferenz-Saal entrollt, weil zur Feierstunde über landwirtschaftliche Vielfalt zwar bspw. ein achtminütiger Film über die Segnungen von deutschen GTZ-Projekten in Südafrika gezeigt wurde, aber es keinem/r VertreterIn von KleinbäuerInnen erlaubt worden war, zum Plenum zu sprechen. Den vier Transparent-Halterinnen wurde wegen dieser Aktion ihre Akkreditierung für die COP 9 entzogen.
Englischer Bericht mit Bildern: http://biotech.indymedia.org/or/2008/05/7345.shtml


++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
8.)	23. Mai 2008 – Bonn, vor dem Konferenzhotel: Protest gegen Biopiraterie
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Eine Aktion gegen Biopiraterie fand am Fr., 23.5. nachmittags vor dem Hotel Maritim statt. Organisiert wurde die Aktion von der BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie, der Attac AG Wissensallmende Münster und vom Netzwerk Freies Wissen.
Die grüne Jugend dazu: „Im Mittelpunkt standen zwei finstere Biopiraten, die es auf eine große von Rezepturen absehen hatten: auf kleinen Zettelchen wurde zum Beispiel erklärt, wie Johanneskraut gegen nervöse Unruhe und Schlafbeschwerden wirkt oder wie Knoblauch gegen Blutjochdruck eingesetzt werden kann.“ „Erstaunt reagierten PassantInnen und Sicherheitskräfte auf den Wissenskäfig, (...)  Ebenso machte ein drei Meter langes Patentmonster als Sinnbild solcher Biopiraten starken Eindruck auf seine BetrachterInnen.“
Hier der Bericht mit Bildern davon: http://www.gruene-jugend.de/aktuelles/eigentum/437510.html


++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
9.)	25. Mai 2008 – Bonn, Buchhandlung „Le Sabot“: Lesung „Naturschutz und Profit“
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Eine Buchpremiere gab es am So., 25.5. in der Buchhandlung Le Sabot (www.lesabot.de). Klaus Pedersen stellte das frisch erschienene Buch "Naturschutz und Profit" vor, das im Rahmen seiner Mitarbeit in der BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie entstanden ist (siehe: www.unrast-verlag.de/unrast,2,286,7.html).


++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Resümee: „Die Zerstörung geht weiter“
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Unter diesem Titel erschien unsere Nachlese zur COP9 am 20.6. in ak - zeitung für linke debatte und praxis / Nr. 529. Der vollständige Text findet sich
   <http://www.biopiraterie.de/fileadmin/pdf/CBD/ak529_COP9_Resumee_Die_Zerst_rung_geht_weiter.pdf>


++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Spenden für die Biopiraterie-Kampagne
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Zur Refinanzierung dieser Aktionen freuen wir uns über Spenden auf unser Spendenkonto:
Verein zur Förderung entwicklungspädagogischer Zusammenarbeit
Ev. Darlehensgenossenschaft Kiel
BLZ 210 602 37, Kt.: 234 389
Stichwort: „BIOPIRATERIE“

Bei Überweisumgen aus dem Ausland wichtig:
IBAN DE 64 2106 0237 0000 2343 89
BIC bzw. SWIFT GENODEF1EDG