[Pirateninfo] Gegen Biopiraterie in Brasilien

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Mit Jun 15 21:10:56 CEST 2005


Aus: Poonal Nr. 673, Deutsche Ausgabe des wöchentlichen 
Pressedienstes lateinamerikanischer Agenturen vom 14. Juni 2005
http://www.npla.de/poonal/p673.html

BRASILIEN
Kampagne gegen Biopiraterie

(Brasilien, 9. Juni 2005, adital). Das brasilianische Institut für 
Umwelt und nachwachsende Naturressourcen (IBAMA) hat eine nationale 
Kampagne gegen Biopiraterie ins Leben gerufen. An Schulen, Flughäfen 
und Universitäten sollen Broschüren, Plakate und Aufkleber an die 
Bevölkerung verteilt werden. Ziel der Kampagne ist es, die 
Bevölkerung über die Bedrohung aufzuklären, die vom illegalen Handel 
mit natürlichen Ressourcen ausgehe und die gesellschaftliche 
Teilnahme im Kampf gegen Biopiraterie zu fördern.

„Es ist wichtig, dass wir an die Bevölkerung appellieren, mit uns 
zusammenzuarbeiten, denn nur durch gemeinsames Handeln werden wir die 
großen Aggressionen gegen die Umwelt aufhalten können", sagte der 
Vorsitzende vom Ibama-Institut, Marcus Barros.

Bei der Eröffnungsveranstaltung der Kampagne sagte Marcus Barros, 
dass sogar die Umweltministerin Marina Silva, die aus Amazonien 
stammt, schon unter der Biopiraterie zu leiden gehabt habe: "Bereits 
Ende des 18. Jahrhundert begann ein Engländer die Samen der 
Gummibaumart „Seringueira“, aus der man Kautschuk gewinnt, nach 
Malaysia zu schmuggeln. Wenn es keine Biopiraterie geben würde, wären 
die Seringales in Amazonien nicht zerstört worden.“

Marina Silva, die bei der Veranstaltung selbst anwesend war, 
erklärte, dass sie in ihrer Kindheit Samen der Kautschukpflanze 
sammelte, die dann nach Malaysia geschmuggelt wurden: "Ungefähr im 
Alter von fünf Jahren fragte ich meinen Vater, warum wir Samen der 
Kautschukpflanze sammeln müssten. Und er antwortete, er glaube, dass 
damit Seife hergestellt würde. Aber mit Seifenherstellung hatte das 
nichts zu tun. Das Sammeln diente dazu, die Genbank von Malaysia zu 
füllen. Unschuldig wie ich war, habe ich zwar zum täglichen 
Broterwerb meines Vaters beigetragen, aber gleichzeitig verschwanden 
die ursprünglichen Kautschukpflanzen von Amazonien."

Die Ministerin betonte, dass Brasilien zu den 17 Ländern mit der 
größten Biodiversität gehöre, die zusammen 22 Prozent der weltweit 
lebenden Arten beherbergten. Zusätzlich verfüge das Land über den 
größten tropischen Waldbestand und über 18 Prozent des 
Süßwasservorrates der Erde.

Marina Silva zeigte sich überzeugt davon, dass das Land diese 
natürlichen Reichtümer brauche, um die ökonomische und soziale 
Entwicklung voranzubringen: "Die Herausforderung für unsere Regierung 
liegt darin, die Umweltthematik mit der Entwicklungsdynamik in 
Einklang zu bringen." Ein Instrument hierfür bestehe in einem Gesetz, 
welches den Zugang zu den genetischen Ressourcen Brasiliens regle. 
Die Ministerin teilte mit, dass das Gesetzesvorhaben bereits 
juristisch geprüft und in Kürze dem Parlament vorgelegt werde.

Das Symbol, das von Ibama für die Kampagne gegen Biopiraterie 
ausgesucht wurde, ist der Frosch Phylloedusa Oreades, der von 
vorwiegend grünlicher Farbe ist, und den man ausschließlich in der 
zentralen Hochebene findet. Dieses Tier hat in seiner Haut einen 
Abwehrstoff, der ihn vor Parasiten schützt, die die Krankheit Chagas 
übertragen. Dieser Wirkstoff wurde bereits im Ausland patentiert.