[Pirateninfo] Fw: UN und EU auf Gentech-Kurs / FAO will "Biotechnologie gegen Welthunger"

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Subject: Fw: UN und EU auf Gentech-Kurs / FAO will "Biotechnologie gegen
Welthunger"



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Sent: Thursday, May 20, 2004 2:30 AM
Subject: TELEPOLIS: Vereinte Nationen und EU auf Gentech-Kur...



Vereinte Nationen und EU auf Gentech-Kurs

Brigitte Zarzer 19.05.2004

Während in Brüssel das Gentech-Moratorium fällt, setzt die UN auf
Biotechnologie im Kampf gegen den Welthunger

Im Kampf gegen Hunger und Unterernährung forcieren die Vereinten
Nationen den Einsatz von Grüner Gentechnik. Das geht aus dem am Montag

in Rom veröffentlichten Jahresbericht [1] der UN-Organisation für
Landwirtschaft und Ernährung (FAO) hervor. Auch die EU-Kommission
bewegt sich auf Genfood-Kurs. Nachdem sich die EU-Agrarminister nicht
einigen konnten, wird am Mittwoch die EU-Kommission den umstrittenen
Bt11-Genmais zum Import zulassen.

Noch immer leiden Millionen Menschen an Hunger und Unterernährung,
hält
FAO-Generaldirektor Jacques Diouf in einer Aussendung fest. In den
nächsten dreißig Jahren müssten zusätzlich zwei Milliarden
Menschen
ernährt werden. Die Biotechnologie sei deshalb für die
Landwirtschaft
in Entwicklungsländern äußerst vielversprechend, so die
UN-Organisation.

Gentechnisch veränderte Pflanzen könnten armen Bauern in der Dritten

Welt zu erheblichen Steigerungen ihrer Ernten verhelfen. In den wenigen
Entwicklungsländern, in denen transgene Anbaupflanzen eingeführt
worden
seien, hätten kleine Landwirte gewonnen. Der Gebrauch giftiger
Chemikalien sei zurück gegangen. Als einziges Beispiel dafür führt
die
Organisation allerdings nicht eine Pflanze an, die letztlich zu
Lebensmittelzwecken verarbeitet wird, sondern insektenresistente
Baumwolle. Gentech-Baumwolle hätte kleineren chinesischen Bauern zu
Ertragssteigerungen verholfen und außerdem den Pestizideinsatz
erheblich verringert.

Dass GMOs mögliche Risiken für Umwelt und Gesundheit bergen
könnten,
bestreitet auch die UN-Organisation nicht und plädiert deshalb für
eine
sorgfältige "case by case"-Prüfung. Betont wird außerdem, dass
sich
Biotechnologie nicht nur in den GMOs erschöpft. Gentech solle die
landwirtschaftlichen Technologien lediglich ergänzen, keineswegs aber
den konventionellen Anbau ersetzen. Völlig unberührt belässt die
FAO
allerdings die Fragen der Verteilungsproblematik und politische
Lösungsansätze zur Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung in
Entwicklungsländern.

Verschnupft auf die FAO-Aussagen reagierten wenig überraschend
Umweltorganisationen wie Greenpeace [2]:

"Wenn nun Vertreter der Welternährungsorganisation FAO erklären,
dass
'Biotechnologie, einschließlich gentechnischer Veränderungen, den
Armen
nutzen kann', sind sie offenbar auf die Versprechen der
Gentech-Konzerne hereingefallen. Doch das sind falsche Versprechen, vor
denen sich selbst die Betroffenen aus den so genannten
Entwicklungsländern verwahren."

Die Umweltaktivisten verweisen darauf, dass sich bereits 1998 alle
afrikanischen Staaten, mit Ausnahme von Südafrika, gegen die
Gentech-Industrie gestellt hätten. Beklagt wurde damals, dass die
Industrie Arme und Hungernde missbrauchen würde, um Gentechnik
salonfähig zu machen. Sambia hätte Oktober 2002 sogar beschlossen,
genmanipulierten Mais als Hungerhilfe zurückzuweisen. Sambia fiel
diese
Entscheidung aufgrund massiver Bedenken, die ein internationales
Forscherteam vorgebracht hatte. 2003 einigten sich vierzehn
südafrikanische Staaten auf gemeinsame Richtlinien im Umgang mit GMOs.

Gentechnisch veränderte Nahrungsmittelhilfe aus dem Ausland muss nun
gemahlen oder fortpflanzungsunfähig gemacht werden.

Tatsächlich gibt es Beispiele, die belegen, dass Erntesteigerungen in
einem Land keineswegs notwendig zur Linderung des Hungers der
Bevölkerungsmehrheit beitragen. Argentinien stieg seit der Zulassung
von Genpflanzen - Mitte der Neunziger-Jahre - zu einem der weltweit
größten Gensoja-Produzenten auf. Das Meiste wird allerdings als
Tierfutter exportiert. Die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung
hat
sich aber vor dem Hintergrund der politischen Situation massiv
verschlechtert ( Verhungert in der Kornkammer [3]). Für
Umweltschützer
gibt es dahingegen genügend Beispiele für erfolgreiche alternative
Entwicklungshilfe-Projekte, die zur Verbesserung der Ernährungslage in

ärmeren Ländern beigetragen hätten. Und zwar auf Basis
konventioneller
oder sogar biologischer Landwirtschaftsmethoden.

Indessen schreitet auch im Wohlstands-Europa trotz
Nahrungsmittelüberproduktion die Grüne Gentechnik munter voran. Wie
zu
Wochenbeginn bekannt geworden, will die EU-Kommission noch am Mittwoch
den umstrittenen Bt11-Genmais der Schweizer Firma Syngenta zum Import
zulassen. Damit wäre das seit 1998 bestehende Gentech-Moratorium de
facto gefallen ( Das Gentech-Moratorium der EU läuft aus [4]). Für
die
österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 [5] kommt das
einem schweren Sündenfall gleich, zumal der Bt11-Antrag mehrfach
mangelhaft sei.

"Die Gutachten, auf die sich die EU-Kommission beruft sind
wissenschaftlich nicht haltbar. Die Risikobewertung ist katastrophal.
Tests, die chronische Effekte wie Krebs oder die Schwächung des
Immunsystems ausschließen, fehlen gänzlich. Für Bt11-Mais wurden
nur
Kurzzeituntersuchungen durchgeführt. Diese Risikobewertung entspricht
dem Stand des Jahres 1930."
Gentech-Experte Werner Müller

Bt11-Mais wird erst der Anfang einer Reihe von Neuzulassungen sein.
Denn derzeit warten bereits über dreißig verschiedene GVO-Produkte
auf
ihre Zulassung in der Union. Ein Drittel davon soll auch angebaut
werden. Mit der neuen Gen-Kennzeichnungspflicht hat der Konsument
zumindest beim Einkauf die Wahl. Werden GVOs allerdings als
Futtermittel verwendet, so wird das dem Konsumenten nicht ersichtlich.
Die Verfütterung muss in der konventionellen Landwirtschaft nämlich
nicht dokumentiert werden.

Links

[1] http://www.fao.org/newsroom/en/news/2004/41714/index.html
[2] http://www.greenpeace.at
[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/13752/1.html
[4] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/leb/16035/1.html
[5] http://www.global2000.at

Telepolis Artikel-URL:
http://www.telepolis.de/deutsch/special/leb/17457/1.html

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