[Pirateninfo] Bayers Gift (jw v. 29.03.2004)
pcl at jpberlin.de
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Die Mar 30 07:10:25 CEST 2004
Klaus Schramm
Bayers Gift
Einsatz von Pestiziden fordert immer mehr Tote auf Indiens
Baumwollfeldern
Die TV-Journalistin Inge Altemeier hat in Indien skandalöse Fakten
über die Praktiken des Chemiemultis Bayer ans Tageslicht befördert.
Durch die Pestizide von Bayer werden ihren Recherchen zufolge im
südindischen Baumwollgürtel Tausende Landarbeiter vergiftet. Laut
Altemeier kommt es täglich zu Todesfällen. Die Landarbeiter werden
nicht über die Risiken des Gifteinsatzes aufgeklärt und besitzen in
der Regel nicht einmal Schutzkleidung. Allein im Krankenhaus der
Provinzhauptstadt Warangal müssen demnach monatlich bis zu eintausend
Fälle behandelt werden.
Bayer ist weltweit der zweitgrößte Pestizidproduzent und der größte
Anbieter auf dem indischen Markt für Unkrautvernichtungsmittel. Große
Mengen von in Europa nicht mehr zugelassenen Produkten wie
Monocrotophos lasse der Konzern von Subunternehmern produzieren –
besonders im Industriegebiet von Vapi im Bundesstaat Gujarat.
Aufgrund fehlender Sicherheitsstandards seien Unfälle dort an der
Tagesordnung. Das Grundwasser ganzer Landstriche, so Altemeier, ist
mit Agrogiften verseucht, so daß sich die Bewohner aus Tankwagen
versorgen müßten. Sie seien dadurch gezwungen, einen großen Teil
ihres Einkommens für ihre Versorgung mit Trinkwasser auszugeben.
Die von Bayer vertriebenen Pestizide gelangen Altemeier zufolge über
die Baumwolle auch in die Textilproduktion. Die dort beschäftigten
Arbeiterinnen atmen die Gifte in großen Mengen ein. Am Textilstandort
Tripur beträgt den Statistiken zufolge die Lebenserwartung lediglich
35 Jahre. Markus Saxinger von der Coordination gegen Bayer-Gefahren
(CBG) fordert: »Die von der WHO mit der Gefahrenklasse eins
gekennzeichneten Pestizide müssen sofort vom Markt genommen werden,
sonst sterben immer mehr Menschen.«
Bei der Verwendung von Agrogiften ist der Baumwollgürtel im
Bundesstaat Andrha Pradesh »Weltspitzenreiter«. Untersuchungen über
einen Zeitraum von 20 Jahren zeigen auf, daß die Belastung der
täglichen Nahrung, wie Gemüse, Milch, Getreide und Wasser,
kontinuierlich anstieg. Zunehmend werden Mißbildungen von Kindern
beobachtet, auch die Krebsrate steigt. Aufgrund von Resistenzbildung
werden immer größere Giftmengen eingesetzt.
Bereits 1995 hatte der Leverkusener Konzern angekündigt, »Produkte,
die von der Weltgesundheitsorganisation in die Klasse eins für
hochgiftige Substanzen eingestuft werden, durch weniger giftige zu
ersetzen«. Dieses Versprechen wurde jedoch bis heute nicht
eingehalten. Greenpeace wirft Bayer daher eine »moderne Form des
Rassismus« vor.
* Der Dokumentarfilm ist zu einem Preis von 20 Euro direkt von Inge
Altemeier erhältlich: HornungTV at t-online.de