<!DOCTYPE html>
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  <head>

    <meta http-equiv="content-type" content="text/html; charset=UTF-8">
  </head>
  <body>
    <p><img src="cid:part1.0q9CKTGg.ze0LHxkQ@imi-online.de"
        moz-do-not-send="false"><br>
      <br>
      <b>----------------------------------------<br>
        Online-Zeitschrift "IMI-List" <br>
        Nummer 0642 – 26. Jahrgang<br>
        ----------------------------------------</b><br>
       <br>
      Liebe Freundinnen und Freunde,<br>
      <br>
      in dieser IMI-List finden sich <br>
      <br>
      1.) Weitere Informationen zum IMI-Kongress „Deutschland im
      Kriegszustand?!“ am 25/26. November 2023;<br>
      <br>
      2.) Der Hinweis auf eine soeben erschienene Studie zur Frage einer
      künftigen Sicherheitsarchitektur.<br>
      <br>
      3.) Neue Artikel auf der IMI-Homepage, u.a. zur viel beschworenen
      „regelbasierten Ordnung“, die gerade im Nahen Osten und in der
      Ukraine ihr wahres Gesicht zeigt; <br>
      <br>
      4.) Eine neue IMI-Analyse zur den „friedens“politischen Positionen
      der AfD.<br>
      <br>
      Hier noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Seit die erste
      IMI-List Ende der 1990er verschickt wurde, haben wir ein rein
      textbasiertes Design beibehalten. Heute haben wir erstmals einen
      farbigen Header integriert, uns aber ansonsten entschlossen,
      weiterhin alles relativ spartanisch und damit die Datengröße
      möglichst klein zu halten. Wir gehen davon aus, dass die
      Integration des Headers reibungslos klappt, sollten irgendwo
      Probleme auftreten, bitte einfach unter <a class="moz-txt-link-abbreviated" href="mailto:imi@imi-online.de">imi@imi-online.de</a> melden.<br>
      <br>
      <br>
      <b>1.) IMI-Kongress </b><br>
      <br>
      Deutschland im Kriegszustand?!<br>
      Datum: 25./26. November 2023 (Auftaktveranstaltung 24.11)<br>
      Ort: Hepperhalle, Westbahnhofstraße 23, 72070 Tübingen<br>
      <br>
      Die unsägliche „Kriegstauglichkeitsrede“, mit der
      Verteidigungsminister Boris Pistorius kürzlich einen
      „Mentalitätswandel“ in der deutschen Bevölkerung einforderte,
      zeigt leider, wie brandaktuell das diesjährige Thema des
      IMI-Kongresses ist. <br>
      <br>
      Alles Infos zum Kongress finden sich hier:
      <a class="moz-txt-link-freetext" href="https://www.imi-online.de/2023/09/20/deutschland-im-kriegszustand/">https://www.imi-online.de/2023/09/20/deutschland-im-kriegszustand/</a>
      <br>
      <br>
      Inzwischen gibt haben wir das Kongressplakat auch in hoher
      Auflösung auf die IMI-Seite geladen:
      <a class="moz-txt-link-freetext" href="https://www.imi-online.de/download/IMI_Plakat_2023_Druckversion.pdf">https://www.imi-online.de/download/IMI_Plakat_2023_Druckversion.pdf</a><br>
      <br>
      Auf Wunsch schicken wir auch gerne Plakate und Flyer zu, einfach
      per Mail an die IMI anfordern. <br>
      <br>
      <b>2.) IMI-Studie</b><br>
      <br>
      Die neue IMI-Studie 2023/03 beschäftigt sich mit der Frage, wie
      eine tragfähige Sicherheitsarchitektur aussehen und vor allem
      auch, was linke Anforderungen an eine solche Struktur wären: <br>
      <br>
      IMI-Studie 2023/03<br>
      Eine europäische Sicherheitsarchitektur nach dem Ukrainekrieg?<br>
      Friedenspolitische Alternativen<br>
<a class="moz-txt-link-freetext" href="https://www.imi-online.de/2023/11/07/eine-europaeische-sicherheitsarchitektur-nach-dem-ukrainekrieg/">https://www.imi-online.de/2023/11/07/eine-europaeische-sicherheitsarchitektur-nach-dem-ukrainekrieg/</a>
      <br>
      Malte Lühmann (7. November 2023)<br>
      <br>
      INHALTSVERZEICHNIS<br>
      <br>
      1. Die bedrückende Gegenwart erfordert linke Alternativen<br>
      2. Positionen zum Ost-West-Verhältnis nach diesem Krieg<br>
      3. Staat, Sicherheit, Frieden? – Ausgangspunkte linker Politik<br>
      4. Vom Konzept gemeinsamer Sicherheit zu Ukrainekrieg und
      Zeitenwende<br>
      5. Elemente einer alternativen Sicherheitsarchitektur zwischen
      Europa und Russland<br>
      6. Friedenspolitik heute – Vorangehen in schwierigem Gelände<br>
      <br>
      Gesamte Studie hier zum download<br>
      <br>
      Einleitung:<br>
      <br>
      Der Krieg in der Ukraine ist weiterhin in vollem Gange. Die
      russischen Streitkräfte setzen ihren Angriff unvermittelt fort und
      halten große Teile des Nachbarlandes besetzt. Die ukrainische
      Armee tut ihr Möglichstes, dem Angriff zu widerstehen und erhält
      dafür Unterstützung vor allem in Form umfangreicher Waffenhilfe
      von EU und NATO. Europa und seine Nachbarn sind damit aktuell noch
      weiter von Frieden und „gemeinsamer Sicherheit“ entfernt, als
      lange zuvor. Wann und unter welchen Bedingungen dieser heiße Krieg
      ein Ende finden wird, ist aus heutiger Sicht unabsehbar.
      Angesichts der täglich steigenden Opferzahlen und des
      unermesslichen Leids der Bevölkerung in den zerstörten Dörfern und
      Städten der Kampfzone aber auch im Rest der Ukraine und auf der
      Flucht steht zu hoffen, dass es möglichst schnell zu einer Lösung
      kommt. <br>
      <br>
      Wie auch immer diese Lösung kurzfristig aussehen mag, schließt
      sich auf mittlere Sicht die Frage an, wie nach diesem Krieg ein
      dauerhafter Frieden und eine neue Sicherheitsarchitektur in Europa
      zu organisieren sind. Die Herausforderungen und Gefahren, denen
      eine Antwort auf diese Frage begegnen muss, sind vielfältig und
      keineswegs auf die Situation der Ukraine und auf das Verhältnis
      zwischen EU/NATO und Russland beschränkt. Ob und wie weitere
      kriegerische Eskalationen in der Region zukünftig vermieden werden
      können, betrifft auch andere Konfliktlagen, wie die zwischen
      Serbien und dem Kosovo oder zwischen Griechenland und der Türkei.
      Dazu kommt die Rolle europäischer Akteur:innen in benachbarten
      Regionen, allen voran Afrika und dem Nahen Osten sowie auf
      globaler Ebene im Rahmen einer zunehmend umkämpften Weltordnung
      und damit im Verhältnis zu Akteur:innen wie den USA und China.
      Über all dem ragt die atomare Bedrohung auf, die zuletzt durch die
      Modernisierung von Atomwaffenarsenalen unter anderem in Frankreich
      und den USA sowie die Stationierung russischer Atomwaffen in
      direkter Nähe zur NATO inklusive offener Drohungen, diese
      einzusetzen, drastisch verschärft wurde.  Jenseits dieser Gefahren
      machen die Klimakatastrophe und die gesellschaftlichen
      Katastrophen von sozialer Ungleichheit, Armut und Hunger die
      Chancen vieler Menschen auf ein sicheres Leben unmittelbar
      zunichte. <br>
      <br>
      Doch auch wenn wir die Perspektive auf die Frage nach Frieden und
      Sicherheit in Europa verengen, sind alternative Konzeptionen
      dringend notwendig. Nimmt man die Wortmeldungen aus der
      herrschenden Politik zu diesem Thema ernst (s.u.), dann wird sich
      eine zukünftige Sicherheitsarchitektur Europas wesentlich auf den
      Ausbau militärischer Fähigkeiten mit einem erhofften
      Abschreckungseffekt stützten und in geopolitischer Gegnerschaft zu
      einem dauerhaft bedrohlichen Russland befinden. Eine solche
      Konfrontationslogik beinhaltet keine Ansätze zur Deeskalation und
      dürfte kaum dazu geeignet sein, eine dauerhafte Friedenssituation
      herzustellen. Bestenfalls werden rational handelnde Akteur:innen
      dadurch zeitweise von direkten militärischen Angriffen
      abgeschreckt. Einem solchen prekären nicht-Krieg mit all seinen
      gesellschaftlichen Folgen (anhaltende Militarisierung, permanenter
      Aufrüstungsdruck, Versicherheitlichung vieler Politikbereiche,
      ständige Eskalationsgefahr, etc.) sind aus linker Perspektive
      alternative Konzepte entgegen zu stellen. Die Formulierung solcher
      Alternativen erfordert vier Schritte: 1) Ein Blick auf aktuell
      öffentlich wahrnehmbare Positionen, um den Debattenraum
      einzuschätzen, in dem sich linke Argumente bewähren müssen; 2)
      Eine friedens- und sicherheitspolitische Perspektivenbestimmung,
      die klar macht, von welchem Standpunkt aus hier argumentiert wird;
      3) Eine Bestandsaufnahme der historisch-politischen Ausgangslage,
      an der alternative Konzeptionen für die zwischenstaatliche Politik
      ansetzen müssen; 4) Konkrete Alternativen und Vorschläge für
      Schritte in Richtung einer neuen Friedensordnung.<br>
      <br>
      Gesamte Studie hier zum download<br>
       <br>
      <br>
      <b>3.) Neue Texte auf der IMI-Homepage</b><br>
      <br>
      IMI-Standpunkt 2023/041<br>
      Mutwillig oder fahrlässig?<br>
      Wie Grüne und Sozialdemokraten dauerhaft hohen Militärausgaben und
      Sozialkürzungen den Weg bereiten<br>
      <a class="moz-txt-link-freetext" href="https://www.imi-online.de/2023/11/06/mutwillig-oder-fahrlaessig/">https://www.imi-online.de/2023/11/06/mutwillig-oder-fahrlaessig/</a> <br>
      Jürgen Wagner (6. November 2023)<br>
      <br>
      IMI-Standpunkt 2023/040<br>
      Deutscher Verteidigungsminister drängt auf Kriegstüchtigkeit<br>
      Friedenspolitische Überlegungen in Zeiten aktueller politischer
      Unvernunft (1)<br>
<a class="moz-txt-link-freetext" href="https://www.imi-online.de/2023/11/02/deutscher-verteidigungsminister-draengt-auf-kriegstuechtigkeit/">https://www.imi-online.de/2023/11/02/deutscher-verteidigungsminister-draengt-auf-kriegstuechtigkeit/</a>
      <br>
      Jens Wittneben (2. November 2023)<br>
      <br>
      IMI-Standpunkt 2023/039<br>
      Ukraine und der „Nahen Osten“ – Die Entlarvung der „regelbasierte
      Ordnung“<br>
<a class="moz-txt-link-freetext" href="https://www.imi-online.de/2023/10/31/ukraine-und-der-nahen-osten-die-entlarvung-der-regelbasierte-ordnung/">https://www.imi-online.de/2023/10/31/ukraine-und-der-nahen-osten-die-entlarvung-der-regelbasierte-ordnung/</a>
      <br>
      Bernhard Klaus (31. Oktober 2023)<br>
      <br>
      IMI-Analyse 2023/47<br>
      Pistorius-Doktrin<br>
      Teurer Balanceakt zwischen kurz- und langfristigen
      Rüstungsperspektiven<br>
      <a class="moz-txt-link-freetext" href="https://www.imi-online.de/2023/10/25/pistorius-doktrin/">https://www.imi-online.de/2023/10/25/pistorius-doktrin/</a> <br>
      Jürgen Wagner (25. Oktober 2023)<br>
      <br>
      IMI-Standpunkt 2023/038<br>
      Drohnenforschung und Drohnenkrieg<br>
      Beitrag zum Science Slam „Technologies 4 Peace“ am 20.10.2023 in
      der Frauenkirche Dresden<br>
<a class="moz-txt-link-freetext" href="https://www.imi-online.de/2023/10/23/drohnenforschung-und-drohnenkrieg/">https://www.imi-online.de/2023/10/23/drohnenforschung-und-drohnenkrieg/</a>
      <br>
      Christoph Marischka (23. Oktober 2023)<br>
      <br>
      <b>4.) IMI-Analyse: AfD</b><br>
      <br>
      IMI-Analyse 2023/48 - in: Graswurzelrevolution Nr. 483/2023<br>
      Kein Frieden mit der AfD!<br>
      Warum die AfD keine Friedenspartei ist<br>
      <a class="moz-txt-link-freetext" href="https://www.imi-online.de/2023/11/07/kein-frieden-mit-der-afd/">https://www.imi-online.de/2023/11/07/kein-frieden-mit-der-afd/</a> <br>
      Alexander Kleiß (7. November 2023)<br>
      <br>
      Die extrem rechte Alternative für Deutschland (AfD) inszeniert
      sich seit etwa einem Jahr immer vehementer als Friedenspartei – ja
      zum Teil sogar als die vermeintlich einzige Friedenspartei. So
      schreibt etwa der AfD-Landesverband Nordrhein-Westfalen auf seiner
      Homepage: „Die AfD ist die einzige Partei im Bundestag, die sich
      für Frieden einsetzt und ein Konzept vorgelegt hat, wie er zu
      erreichen ist und was Deutschland dazu beitragen kann.“[1]<br>
      <br>
      AfD für Aufrüstung<br>
      <br>
      Selbstvergewisserung für die Rolle als vermeintliche
      Friedenspartei zieht die AfD dabei v.a. daraus, dass sie
      Waffenlieferungen an die Ukraine und Sanktionen gegen Russland
      kritisiert. Was sie hingegen nicht kritisiert: die für die BRD
      beispiellose Aufrüstung, die aktuell im Gange ist. In dieser Frage
      ist die AfD gespalten. Bei der Abstimmung über das 100 Milliarden
      Euro umfassende Sondervermögen für die Bundeswehr Anfang Juni 2022
      stimmten 33 AfD-Abgeordnete mit Ja, 35 mit Nein, bei sechs
      Enthaltungen. Eine klare Kritik an Aufrüstung ist von der AfD
      nicht zu erwarten. In ihrem Parteiprogramm fordert sie unter dem
      Punkt „Bundeswehr stärken“ eine Aufrüstung der Bundeswehr, da
      diese angeblich „nur noch bedingt einsatzbereit“ sei.[2] Damit
      beteiligt sie sich an dem Märchen der vermeintlich „kaputt
      gesparten Bundeswehr“, das ansonsten vor allem von der
      Rüstungsindustrie und allen etablierten Parteien außer der Linken
      erzählt wird. <br>
      <br>
      AfD braucht das Militär<br>
      <br>
      Eine grundlegende Kritik des Militarismus oder der Bundeswehr
      sucht man in den Verlautbarungen der AfD vergeblich. Dies ist
      nicht verwunderlich. Eine beinahe symbiotische Beziehung mit dem
      Militär ist ein wesentliches Kennzeichen des Faschismus. So
      beinhalten faschistische Fantasien das Militär als Garant für den
      Machterhalt, als Instrument zur imperialen Ausdehnung, als Vorbild
      zur Strukturierung von Partei und Gesellschaft sowie als Ästhetik,
      die sich in militaristischen Massenaufmärschen ausdrückt.<br>
      <br>
      Der AfD geht es nicht um Antimilitarismus und auch nicht darum,
      die Durchsetzung nationaler Interessen durch Waffengewalt
      grundsätzlich zu verurteilen. Auch bei der Mandatierung von
      Bundeswehreinsätzen kritisierte die AfD diese nie grundsätzlich;
      vielmehr lautete die Kritik in aller Regel, dass die Einsätze
      nicht dem nationalen Interesse dienen würden. In ihrem
      Parteiprogramm schreibt die AfD, sie befürworte Auslandseinsätze
      „nur, wenn deutsche Sicherheitsinteressen berücksichtigt
      werden“.[3] Eine grundlegende Kritik an Auslandseinsätzen der
      Bundeswehr leistet die AfD nicht.<br>
      <br>
      Soldatenpartei<br>
      <br>
      Das hat seine Gründe. Schon seit ihrer Gründung stellte sich die
      AfD als selbsternannte „Soldatenpartei“[4] dar. In den ersten 18
      Monaten im Bundestag stellte die AfD 40 Anfragen mit Bezug zur
      Bundeswehr und forderte regelmäßig eine Aufrüstung des Militärs.
      Schätzungen zufolge waren 2019 von den 35.000 AfD-Mitgliedern
      2.100 Berufssoldat*innen. Auch unter den Funktionsträger*innen der
      AfD finden sich auffällig viele ehemalige und aktive
      Soldat*innen.[5] Der ehemalige Landesvorsitzende der AfD in
      Brandenburg, Andreas Kalbitz, war vor seiner (mittlerweile vorerst
      beendeten) politischen Karriere Ausbilder der Fallschirmjäger in
      Altenstadt.[6] Der AfD-Bundestagsabgeordnete Jan Nolte war
      ebenfalls Berufssoldat. Für die AfD sitzt er seit 2017 im
      Verteidigungsausschuss. Auch der stellvertretende Vorsitzende der
      AfD-Bundestagsfraktion Peter Felser war früher Offizier und unter
      anderem im Auslandseinsatz in Bosnien eingesetzt – gemeinsam mit
      dem rechtsintellektuellen Strippenzieher Götz Kubitschek, der der
      AfD ebenfalls sehr nahe steht und als ihr Vordenker gilt.[7]<br>
      <br>
      AfD und Bundeswehr entstammen also dem selben Milieu. Außerdem ist
      es Teil einer rechten Strategie, Soldat*innen als Teil des
      Gewaltmonopols auf die eigene Seite zu ziehen – zum Teil verbunden
      mit Aufrufen zum Umsturz. Bereits 2015, auf dem Höhepunkt des
      langen Sommers der Migration, rief der Herausgeber des extrem
      rechten Compact-Magazins Jürgen Elsässer deutsche Soldat*innen
      auf, zu den Waffen zu greifen und „selbst aktiv“ zu werden:
      „Wartet nicht auf Befehle von oben! Diskutiert die Lage mit Euren
      Kameraden und werdet selbst aktiv! Nur Ihr habt jetzt noch die
      Machtmittel, die von der Kanzlerin befohlene Selbstzerstörung zu
      stoppen.“[8] Auch der AfD-Hardliner Björn Höcke betrachtet Teile
      von Militär, Polizei und Verwaltung als wichtigen Bestandteil
      seiner neofaschistischen Revolutionsfantasien. Im von ihm
      verfassten Buch „Nie zweimal in denselben Fluß“ beschreibt der
      Neonazi, wie dies gelingen solle: Neben den zwei „Fronten“ auf der
      Straße und im Parlament (gemeint ist die AfD) sei auch noch eine
      dritte „Front“ wichtig, um das System zu stürzen. Diese bestehe
      aus „frustrierten Teilen des Staats- und Sicherheitsapparates“.[9]
      Dementsprechend verwundert es auch nicht, dass Teile der AfD immer
      wieder die Nähe zu rechten Soldat*innen unter Terrorverdacht
      suchten.[10]<br>
      <br>
      Bekenntnis zur NATO<br>
      <br>
      In ihrem Parteiprogramm bekennt sich die AfD klar zur NATO. Diese
      entspreche „den außen- und sicherheitspolitischen Interessen
      Deutschlands“.[11] Sie befürwortet auch die deutsche Aufrüstung im
      Rahmen der NATO, „um auf diesem Weg mehr Gestaltungsmacht und
      Einfluss zu entfalten.“<br>
      Hier lassen sich jedoch Spaltungslinien innerhalb der AfD
      ausmachen. Bei der Europawahlversammlung im Juli 2023 forderten
      sieben AfD-Landesvorsitzende, unter ihnen Björn Höcke, eine Abkehr
      von der NATO, die von ihnen als vermeintlicher „Schutzschirm eines
      fernen Hegemons“ bezeichnet wurde.[12] Der Antrag wurde deutlich
      abgeschwächt. In der Präambel des Europawahlprogramms steht nun:
      „Jegliche Dominanz außereuropäischer Großmächte in der
      europäischen Außen- und Sicherheitspolitik lehnen wir ab.“[13] Die
      europäischen Staaten sollten stattdessen aufrüsten, um ohne die
      USA wehrhaft zu sein.[14]<br>
      <br>
      Nähe zu Putins Russland?<br>
      <br>
      Konsequenter Antimilitarismus (oder gar Pazifismus) scheint also
      nicht die Motivation der AfD zu sein, gegen Waffenlieferungen in
      die Ukraine zu stimmen. Vielmehr scheint die Motivation aus einer
      gewissen Sympathie für Putins Russland erklärbar, die zumindest in
      Teilen der AfD vorherrscht. Das Thema ist jedoch innerhalb der
      radikalen Rechten in Deutschland sehr umstritten. Während die
      Neonazi-Kleinpartei „Der III. Weg“ mit der Ukraine
      sympathisiert,[15] scheint sich innerhalb der AfD der
      pro-russische Flügel durchgesetzt zu haben. Die Sympathie dürfte
      nicht nur aus der autokratischen Staatsform Russlands, sondern
      auch aus der homophoben Politik Putins begründet sein. So lobte
      Hans-Thomas Tillschneider, der für die AfD im Landtag
      Sachsen-Anhalt sitzt, in Russland „eine in der Tradition
      verwurzelte Lebensweise, die sich mehr und mehr als Gegenentwurf
      zur traditions-, identitäts- und geschlechtslosen
      Regenbogengesellschaft des Westens begreift.“[16] Den Westen
      hingegen sieht er als „Regenbogenimperium“, gegen das Russland und
      die AfD gemeinsam kämpfen würden. Auch für Björn Höcke ist
      Russland der „natürliche Partner unserer Arbeits- und
      Lebensweise“. Auch er sieht eine Dichotomie zwischen einem
      angeblichen „Regenbogenimperium“ einerseits und dem
      „traditionellen Osten“ andererseits. Seine Sympathie liege in
      dieser Frage klar bei Russland.[17]<br>
      <br>
      Kein Frieden mit der AfD!<br>
      <br>
      Insgesamt lässt sich die Selbstdarstellung der AfD als
      Friedenspartei als durchschaubarer Versuch entlarven, aus der
      allgemeinen Kriegsstimmung in der Bundesrepublik Kapital zu
      schlagen. Mit der tatsächlichen Programmatik hat diese
      Selbstdarstellung wenig zu tun: Die AfD steht für Aufrüstung,
      Militarismus, Nähe zum Militär, Kontakte zu rechten Netzwerken in
      der Bundeswehr, ein Bekenntnis zur NATO, das nur durch latenten
      Antiamerikanismus relativiert wird, und Sympathie mit dem
      russischen Angriffskrieg. Genau hier muss auch die
      antimilitaristische Kritik an der Darstellung der AfD als
      vermeintliche Friedenspartei ansetzen. Die AfD muss genauso als
      Kriegstreiber-Partei benannt werden wie CDU, FDP, SPD und Grüne
      auch.<br>
      <br>
      Generell fällt auf, dass die AfD in wesentlichen Fragen, wie z.B.
      dem 100-Milliarden-Sondervermögen zur Aufrüstung der Bundeswehr
      oder dem Bekenntnis zur NATO gespalten ist. Durch Kritik und ein
      Aufzeigen dieser Widersprüche von antimilitaristischer Seite
      könnten sich diese Spaltungslinien innerhalb der AfD bestenfalls
      verstetigen.<br>
      <br>
      Auch wenn es selbstverständlich sein sollte: Die AfD hat auf
      Demonstrationen für Frieden nichts zu suchen. Dasselbe gilt für
      andere rechte Kräfte. Es ist die Aufgabe linker Kräfte in der
      Friedensbewegung, die AfD und ihre Vorfeldorganisationen
      konsequent aus Friedensbündnissen zu verdrängen.<br>
      <br>
      Anmerkungen<br>
      [1]      AfD NRW: Die AfD ist die Friedenspartei! 2023.<br>
      [2]      Programm für Deutschland. Das Grundsatzprogramm der
      Alternative für Deutschland. S.31.<br>
      [3]      Ebd., S.30.<br>
      [4]      Maria Fiedler: Truppen sammeln. Die AfD als
      selbsternannte Soldaten-Partei. In: Heike Kleffner, Mathias
      Meisner (Hrsg.): Extreme Sicherheit. Rechtsradikale in Polizei,
      Verfassungsschutz, Bundeswehr und Justiz. 2019.<br>
      [5]      Ebd.<br>
      [6]      RND: Die rechtsradikale “Kreuz”-Connection und die
      Bundeswehr. 23.1.2020.<br>
      [7]      Maria Fiedler: Truppen sammeln. Die AfD als
      selbsternannte Soldaten-Partei. In: Heike Kleffner, Mathias
      Meisner (Hrsg.): Extreme Sicherheit. Rechtsradikale in Polizei,
      Verfassungsschutz, Bundeswehr und Justiz. 2019.<br>
      [8]      IMI-Standpunkt 2018/011. Lucius Teidelbaum: Die AfD im
      Verteidigungsausschuss: Einige kritische Portraits. 4.4.2018.<br>
      [9]      Der rechte Rand. Cihan Balikçi: Der rechte Marsch durch
      die Institutionen. 2020.<br>
      [10]     Vgl. Luca Heyer: AfD in rechten Netzwerken. Politischer
      Arm des Rechtsterrorismus? In: Informationsstelle Militarisierung
      (Hrsg.): Keine Einzelfälle. Wie der Staat mit rechten Soldat*innen
      und ihren Netzwerken umgeht. 2022.<br>
      [11]     Programm für Deutschland. Das Grundsatzprogramm der
      Alternative für Deutschland. S.30.<br>
      [12]     Welt: AfD diskutiert über Loslösung Deutschlands von der
      Nato. 14.7.2023.<br>
      [13]     Merkur: Europawahlprogramm: AfD will radikale Abkehr von
      der EU und Neugründung. 7.8.2023.<br>
      [14]     Ebd.<br>
      [15]     Deutsche Welle: Ukraine-Krieg spaltet Rechtsextreme.
      3.4.2022.<br>
      [16]     Neues Deutschland: Ist die AfD wirklich eine
      Friedenspartei? 21.2.2023.<br>
      [17]     Ebd.<br>
      <br>
      <br>
    </p>
  </body>
</html>