[IMI-List] [0617] Handbuch Rüstung – jetzt online! / IMI-Kongress: Zeitenwenden 19/20. November / Artikel Struktur Heer

IMI-JW imi at imi-online.de
Di Aug 16 16:38:13 CEST 2022



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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0617 .......... 25. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563
Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Jürgen Wagner / Christoph Marischka
Abo (kostenlos)........ https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/imi-list
Archiv: ....... http://www.imi-online.de/mailingliste/
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Liebe Freundinnen und Freunde,

in dieser IMI-List findet sich

1.) der nochmalige Hinweis auf das „Handbuch Rüstung“, das nun auch 
gratis online verfügbar ist;

2.) Termin und Thema des diesjährigen IMI-Kongresses: Zeitenwenden - 
Ukraine-Krieg und Aufrüstung (19./20. November 2022);

3.) der Hinweis auf neue Artikel (u.a. auch eine neue Podcastfolge) und 
eine IMI-Analyse zu den kürzlich öffentlich gewordenen Plänen zur 
Neustrukturierung des Heeres.


1.) Handbuch Rüstung – jetzt online!

Bereits in der letzten IMI-List haben wir auf die anstehende 
Veröffentlichung des Handbuchs Rüstung hingewiesen, an dem wir lange 
gearbeitet haben.

Nun ist es auch online gratis verfügbar:

IMI-Studie 2022/6
Handbuch Rüstung
https://www.imi-online.de/2022/08/11/handbuch-ruestung-2/
Andreas Seifert (11. August 2022)

Aus dem Antext: Das Handbuch Rüstung zeigt auf, welche Firmen in 
Deutschland in diesem Feld aktiv sind und was sie im Einzelnen 
produzieren. Neben einer Karte, die die Standorte der Rüstung in 
Deutschland benennt, haben wir ein Verzeichnis der Firmen 
zusammengestellt und verweisen auf die Verflechtungen der Firmen 
untereinander. Deutlich wird, dass Rüstung nicht nur in den wenigen 
großen Firmen stattfindet, die wie Rheinmetall, Krauss-Maffei-Wegmann, 
Airbus, Heckler & Koch oder Diehl bekannte Namen sind. Aufgezeigt wird, 
wie lokal die Produktion ist und dass eine Auseinandersetzung mit 
Rüstung auch lokal geführt werden kann.

Die 100-Seiten Broschüre (A4) kann natürlich weiter auch in Print für 8 
Euro (plus Versandkosten) bestellt werden: imi at imi-online.de

Die Online-Version ist komplett gratis und die Printversion ist hart an 
den reinen Materialkosten entlang kalkuliert – wer uns also dabei 
unterstützen möchte, damit wir solche Projekte auch künftig stemmen 
können, ist dazu herzlich eingeladen: 
https://www.imi-online.de/mitglied-werden/


2.) IMI-Kongress: Zeitenwenden - Ukraine-Krieg und Aufrüstung
19./20. November 2022 in Tübingen

Im Jahr des russischen Angriffs auf die Ukraine wird sich der Kongress 
der Informationsstelle Militarisierung mit der Vorgeschichte des 
Konflikts und den Folgen insbesondere in Deutschland auseinandersetzen. 
Abseits der konkreten Gefechte und Frontverläufe wird der Krieg in der 
Ukraine als Konflikt der Großmächte und Stellvertreterkrieg analysiert 
und ein genauerer Blick auf westliche Sanktionen und Waffenlieferungen 
geworfen. Auch die zahlreichen Reformen der NATO- und 
Bundeswehrstrukturen und die Verwendung der deutlich erhöhten 
Rüstungsausgaben werden ausführlich aufgearbeitet. Schon jetzt ist zudem 
absehbar, dass interessierte Kreise auf eine Verstetigung des 
Bundeswehr-Sondervermögens drängen werden, eine Auseinandersetzung, die 
in wenigen Jahren von zentraler Bedeutung sein wird und auf die es 
bereits heute gilt, sich vorzubereiten. Wir wollen jedoch auch einen 
Blick auf die möglichen Alternativen werfen: Welche Konzepte bestehen 
für den gewaltfreien Widerstand gegen Krieg und Besatzung, welche 
„Sicherheitsarchitekturen“ können ein friedliches Zusammenleben in 
Europa ermöglichen und welche Aufgaben bestehen aktuell für die 
Friedensbewegung?

Der Kongress findet von Samstag Mittag (19.11.) bis Sonntag Nachmittag 
(20.11.) in der Hermann-Hepper-Halle in Tübingen, Westbahnhofstraße 23, 
statt. Wir rechnen abhängig von der Pandemielage mit 50-100 
Teilnehmenden und bemühen uns um eine Übertragung im Internet und Radio.

Weitere Details folgen im Laufe der nächsten Wochen.


3.) Neue Artikel auf der IMI-Homepage

IMI-Standpunkt 2022/032
Acatech im Rüstungstaumel
Technikwissenschaftlicher Opportunismus und akademische Blockbildung 
münden in Forderung nach Streichung von Zivilklauseln
https://www.imi-online.de/2022/08/12/acatech-im-ruestungstaumel/
Christoph Marischka (12. August 2022)

IMI-Standpunkt 2022/031
HDP –Solidarität ist gefragt
https://www.imi-online.de/2022/08/05/hdp-solidaritaet-ist-gefragt/
Tobias Pflüger (5. August 2022)

IMI-Mitteilung
Antimilitaristischer Podcast zu Mali und Jordanien (Ausgabe 25)
https://www.imi-online.de/2022/08/04/antimilitaristischer-podcast-zu-mali-und-jordanien-ausgabe-25/ 

(4. August 2022)

Pressebericht - in: junge Welt, 30.7.2022
»Das ›Sondervermögen‹ wird bei Konzernen versickern«
Das »Handbuch Rüstung« liefert einen Überblick über deutsche 
Waffenschmieden. Ein Gespräch mit Andreas Sei
https://www.imi-online.de/2022/07/30/das-sondervermoegen-wird-bei-konzernen-versickern/ 

Henning von Stoltzenberg / Andreas Seifert (30. Juli 2022)

Pressebericht - in: Neues Deutschland, 28.7.2022
Kritik an Haubitzen-Produktion für Ukraine
https://www.imi-online.de/2022/07/29/kritik-an-haubitzen-produktion-fuer-ukraine/ 

(29. Juli 2022)


4.) Artikel Neustrukturierung des Heeres


IMI-Analyse 2022/45
Divisionen im Eiltempo – 2025, 2027…
Bundeswehr auf NATO-Kurs?
https://www.imi-online.de/2022/08/16/divisionen-im-eiltempo-2025-2027/
Martin Kirsch (16. August 2022)

Pünktlich zum NATO-Gipfel in Madrid Ende Juni 2022 wurden auch die neuen 
Strukturpläne des Bündnisses veröffentlicht.[1] Demnach sollen nicht nur 
die unmittelbar an der Ostflanke stationierten Bündnistruppen 
aufgestockt werden, auch die Eingreiftruppen des Bündnisses sollen 
massiv wachsen. Bisher hatte die NATO Responce Force (NRF) einen Umfang 
von gut 40.000 Soldat*innen. Hinzu kam die Planung der 
NATO-Bereitschaftsinitiative, die die Bereitschaft von weiteren rund 
30.000 Truppen vorsah. Im Rahmen des sogenannten New Force Model wird 
jetzt mit der Mobilisierung von bis zu 800.000 Soldat*innen unter 
Kommando des Bündnisses geplant.

Bereits vor zwei Jahren hatte die damalige Verteidigungsministerin 
Kramp-Karrenbauer das Ziel ausgegeben, Deutschland solle 10% der 
NATO-Fähigkeiten zur Verfügung stellen.[2] Was das genau bedeutet und 
wie die Bundeswehr das leisten soll, beantwortete sie damals nicht. 
Jetzt ist die Rechnung klarer. Die Bundeswehr müsste, um ein Zehntel der 
NATO-Truppen zu stellen, 80.000 Soldat*innen samt Schiffen und 
Flugzeugen in abgestufter Kampfbereitschaft halten.

Eine Veröffentlichung des Reservemagazin Loyal gibt jetzt zumindest 
erste Einblicke in die Planungen der Bundeswehrspitze. In einem 
"Zielbild Einsatzkräfte Heer" wird der aktuelle Verhandlungsstand zur 
künftige Struktur der Truppe aufgezeigt.

NATO New Force Model

Laut den in Madrid veröffentlichten Plänen will sich die NATO bis 2025 
in die Lage versetzen, bis zu 800.000 Soldat*innen zu mobilisieren. In 
einer ersten Phase (Tier 1) innerhalb von zehn Tagen ist die 
Abrufbereitschaft von 100.000 Soldat*innen geplant. Darunter eine 40.000 
Soldat*innen umfassende Schnelle Eingreiftruppe (Allied Reaction Force), 
die permanent der NATO unterstehen soll.[3] In einem zweiten Schritt 
(Tier 2) sollen innerhalb von zehn bis 30 Tagen 200.000 weitere 
Soldat*innen aktiviert werden können. Schlussendlich ist der Plan, im 
Ernstfall eine Truppenstärke von bis zu 800.000 zu erreichen. Dazu 
würden in einer dritten Phase (Tier 3) innerhalb von ein bis sechs 
Monaten 500.000 weitere Soldat*innen aktiviert.

Neben dieser Verzehnfachung der für die Mobilisierung unter 
NATO-Kommando eingeplanten Truppen soll auch die Präsenz des Bündnisses 
entlang der Ostflanke aufgestockt werden. Bisher war die NATO Response 
Force (NRF) für örtlich undefinierte Einsätze auf dem gesamten Globus 
vorgesehen. Abgesehen von der Allied Reaction Force, die diesen Job 
übernimmt, ist jetzt vorgesehen, den jeweiligen nationalen Armeen klare 
Einsatzräume entlang der Ostflanke zuzuweisen. Für Deutschland könnte 
das einen Bereich zwischen Litauen im Norden und der Slowakei im Süden 
bedeuten.

Diese Verortung soll nicht nur für die NATO-Battlegroups gelten, die von 
Bataillons- auf Brigadestärke (bis zu 5.000) aufgestockt werden. Auch 
die Folgekräfte sollen bereits in definierten Einsatzräumen üben, um die 
lokalen Truppen und geographischen Gegebenheiten kennenzulernen. Zudem 
ist von der Einlagerung von Material wie Munition, Verpflegung, aber 
auch Großgerät in diesen Einsatzräumen die Rede.[4]

Mit der aktuellen Truppenrotation wurde die Battlegroup in Litauen unter 
deutscher Führung bereits um Anteile eines Brigadestabes ergänzt.[5] 
Über die weiteren deutschen Pläne war bisher nur bekannt, dass die 
Bundeswehr ab 2025 bis zu 30.000 Truppen mit 85 Schiffen und Flugzeugen 
in 30-Tage-Bereitschaft halten will.[6] Mit welchen Truppen das aber 
geschehen sollte, blieb offen.

  Zielbild Einsatzkräfte Heer

Am 8. August 2022 veröffentlichte das Magazin des Reservistenverbandes 
„Loyal“ erste Einblicke in die Planungen für die neuen Strukturen der 
Bundeswehr.[7] Auch wenn es sich dabei explizit nicht um einen von der 
Ministeriumsspitze beschlossenen Plan handelt, sondern um den aktuellen 
Verhandlungsstand, gibt das dort gezeigte "Zielbild Einsatzkräfte Heer" 
einen Eindruck davon, wohin die Reise gehen wird.

Sofort ins Augen fällt, dass entgegen dem "Plan Heer" von 2018 (erste 
Division bis 2027 und zwei weitere bis 2031) nicht nur die 
Fertigstellung der ersten Division (10. Panzerdivision), wie bereits im 
März angekündigt, den NATO-Zielen entsprechend bis 2025 einsatzbereit 
gemacht werden soll.[8] Laut dem “Zielbild Einsatzkräfte Heer” ist auch 
die Einsatzbereitschaft einer zweiten Division (1. Panzerdivision) 
bereits bis 2027 geplant. Die dritte Division (DSK) würde dann, folgt 
man einer Rede von Heeresinspekteur Mais, bis Ende der Dekade voll 
einsatzbereit sein.[9]

Ansonsten sieht die Struktur der alten oberflächlich relativ ähnlich. Es 
gibt drei Divisionen und je nach Zählung siebeneinhalb bis acht 
Brigaden. Der Blick ins Detail zeigt allerdings einige relevante 
Umbauten. Darunter auch den Aufbau bisher nicht existenter Korpstruppen.

  Korps- und Divisionstruppen

Vor 1990 bestand die Bundeswehr aus 36 Brigaden (ca. 5.000) in 12 
Divisionen (bis zu 20.000), die wiederum in drei Korps (50-100.000) 
gegliedert waren. Während die Brigaden die Kampftruppen und einige 
Unterstützungstruppen beinhalteten, fand sich das Gros der 
Unterstützungstruppen auf Korps und Divisionsebene. In den 2000er Jahren 
wurden diese Ebenen massiv abgebaut. Für Auslandseinsätze waren die 
Massen an Unterstützungstruppen schlicht nicht nötig. Wie aus einem 
Baukasten wurden Einsatzkontingente für Afghanistan oder Mali 
zusammengebaut.

Die Pläne, wieder Korps- und Divisionstruppen aufzubauen und sich damit 
wieder für einen potenziellen Krieg mit Russland zu rüsten, existieren 
seit 2018. Die NATO fordert diese Unterstützungskräfte für die Meldung 
von Großverbänden für das Bündnis. Jetzt werden sie erstmals konkreter. 
Mit wenigen Ausnahmen sollen in den drei geplanten Divisionen und auf 
Korpsebene wieder Fernmelde-, Artillerie-, Aufklärungs-, Pionier- und 
Versorgungsbataillone angesiedelt werden. Im Vergleich zum jetzigen 
Stand müssen die Bataillone der Fernmelde- und Artillerietruppe dafür 
etwa verdoppelt werden.

Die 2021 von Kramp-Karrenbauer angekündigte Auflösung von 
Streitkräftebasis (SKB) und die Teilung des Sanitätsdienstes[10] wird 
nach aktuellen Plänen allerdings nicht kommen.

Vielmehr ist geplant, spezifische Einheiten der Flugabwehr (Luftwaffe), 
der Logistik, Militärpolizei, ABC-Abwehr und 
Zivil-Militärischen-Zusammenarbeit (SKB), des Sanitätsdienstes und den 
durch das Kommando CIR geführten Truppen für Elektronische Kampfführung 
und Operative Kommunikation den drei Divisionen zuzuordnen.[11]

Die Einheiten verbleiben dann im Normalbetrieb unter dem Kommando ihres 
jeweiligen Organisationsbereichs. In einem sogenannten Couleurverhältnis 
üben sie aber regelmäßig zusammen mit den Heerestruppen, mit denen sie 
auch in den Kampf ziehen würden.

Deutsch-Niederländische Heereskooperation

Über die bereits beschriebenen Veränderungen hinaus fällt auf, dass auch 
drei Brigaden der niederländischen Armee auf dem Schaubild auftauchen. 
Bereits seit 1995 haben sich das deutsche und das niederländische Heer 
zusammengeschlossen und betreiben gemeinsam das 1. 
Deutsch-Niederländisches Korps mit Sitz in Münster. In den letzten 
Jahren wurde außerdem eine weitreichende Heereskooperation 
vereinbart.[12] Sowohl die Doktrin als auch das Material der 
Niederländer und der Deutschen sollen Schrittweise angeglichen werden, 
um gemeinsam kämpfen zu können. In 2014 wurde die 11. Luftmobile Brigade 
der niederländischen Armee in die deutsche Division Schnelle Kräfte 
integriert. Zwei Jahre später folgte die Integration der 43. 
Mechanisierten Brigade in die 1. Panzerdivision - samt Aufbau eines 
Deutsch-Niederländischen-Panzerbataillons in Bergen-Lohheide in 
Niedersachsen.

Die niederländischen Brigaden stehen weiterhin unter niederländischem 
Befehl. Sie üben aber im Rahmen der deutschen Divisionen und können so 
ohne Vorbereitung zusammen in den Kampf geschickt werden. Im Gegenzug 
ist die deutsche Marineinfanterie in das niederländische Korps Marinier 
integriert.

Mit der jetzt angekündigten Integration der 13. Leichten Brigade 
(Infanterie mit Boxer) in die 10. Panzerdivision sind alle drei 
niederländischen Brigaden mit je einer deutschen Division verzahnt.

Gemeinsam mit den niederländischen Brigaden bestehen die zwei 
Panzerdivisionen damit aus je einer Panzerbrigade, einer 
Panzergrenadierbrigade und zwei Mittleren Brigaden.

Mittlere Kräfte – In Tagen an der Bündnisgrenze

Nach längeren Diskussionen und Vorbereitungen, scheint es jetzt 
festzustehen: Die Jägertruppe der Bundeswehr, Infanterie mit 
Radpanzerfahrzeugen, wird grundlegend umgebaut.

Als Ziel sollen drei Mittlere Brigaden entstehen. Diese beinhalten nicht 
nur neue Radschützenpanzer – Boxer mit Turm für Maschinenkanone und 
Panzerabwehrraketen – für die Kampftruppe, sondern auch auf Radpanzern 
oder LKW bewegliche Unterstützungseinheiten.

Diese neuen Mittleren Brigaden sind zwar deutlich leichter bewaffnet und 
gepanzert als die klassischen Panzer(grenadier)brigaden. Ihr Vorteil ist 
aber die hohe Beweglichkeit.[13]

Mit unter 40 Tonnen je Fahrzeug können sie über alle Brücken fahren, die 
für größere zivile LKW zugelassen sind. Außerdem können sie sich auf den 
eigenen Rädern quer durch Europa bewegen und sogar in zwei Tagen aus 
eigener Kraft zentrale Teile der Ostflanke der NATO erreichen. Für die 
Verlegung einer Panzerbrigade wären Sattelschlepper bzw. Güterzüge und 
eine deutlich längere Transportzeit nötig. Diese Funktionsweise wurde im 
Februar 2022 von einer US Stryker Brigade mit Radpanzern vorgeführt. 
Noch vor Kriegsausbruch verlegte sie innerhalb von Tagen Einheiten aus 
Süddeutschland nach Ungarn, Rumänien und Bulgarien, um dort Präsenz zu 
zeigen.[14]

Nach diesem Vorbild soll neben der bisherigen Panzerbrigade 21 aus NRW 
auch die bisherige Panzergrenadierbrigade 41 aus Mecklenburg-Vorpommern 
umgebaut werden, die dann für das Kommando der NATO-Truppen in Litauen 
und die schnelle Verlegung von Bundeswehreinheiten dorthin zuständig 
sein soll. Über diese Funktion für Abschreckung und Krieg in Europa 
hinaus können die Mittleren Kräfte mit relativ geringem Aufwand in 
Transportflugzeuge verladen und so auch in Auslandseinsätze weltweit 
geflogen werden.

Im Kern sind die Mittleren Kräfte allerdings die neue Fähigkeit der 
Bundeswehr, mit der die Aussage von Kanzler Scholz „Wir werden jeden 
Zentimeter des Nato-Territoriums verteidigen“ umsetzbar gemacht werden 
soll. In ihrer Aufstellung steckt die Klarheit, dass die Bundeswehr im 
Ernstfall nichtmehr an der Elbe und im Bayerischen Wald kämpfen wird, 
sondern an den Grenzen zu Belarus und Russland.

Leichte Division

Das Einfliegen von Soldat*innen ist allerdings die Spezialität der 
dritten Division der Bundeswehr. Bisher existierte die Division Schnelle 
Kräfte (DSK) aus Stadtallendorf in Hessen eher als organisatorischer 
Rahmen für Fallschirmjäger, Spezialkräfte und Hubschraubereinheiten. Das 
ändert sich jetzt. Auch die DSK erhält Divisionstruppen und gibt das 
Kommando Hubschrauber an die Korpsebene ab. Dafür bekommt sie das 
Kommando über die Gebirgsjägerbrigade 23 aus Bad Reichenhall. Die 
Gebirgsjäger werden vollständig zu leichten Luftbeweglichen 
Infanterieverbänden für den Kampf in extremem Gelände und unter extremen 
Witterungsbedingungen umgebaut. Das beinhaltet nicht nur Gebirge und 
Hochgebirge wie im Alpenraum, sondern auch extreme Kälte in der Arktis 
(Norwegen/Finnland/...), Hitze und Trockenheit in der Wüste 
(Afghanistan/Mali/...) sowie Hitze und Feuchtigkeit im Dschungel (Tropen).

Zudem werden die Strukturen der Gebirgsjägerbrigade und der 
Luftlandebrigade 1 angeglichen. Dort werden wieder, wie bereits vor 
1990, drei Fallschirmjägerbataillone samt Unterstützungskräften 
angesiedelt. In Merzig im Saarland entsteht dafür eine neues 
Fallschirmjägerbataillon. Die so reorganisierte Fallschirmjägerbrigade 
könnte dann z.B. im Rahmen der bereits erwähnten Allied Reaction Forces 
der NATO unterstellt werden.

Das für die sogenannte Nationale Krisenvorsorge äußerst relevante 
Fallschirmjägerregiment in Seedorf bleibt nämlich parallel bestehen. 
Dort werden alle vier Spezialfallschirmjägerkompanien (EGB)[15] 
angesiedelt. Diese können weiter zur Unterstützung der Spezialkräfte 
(KSK und KSM) eingesetzt werden. Ihr Hauptauftrag ist allerdings die 
Rettung von im Feindgebiete isolierten Soldat*innen und die Durchführung 
von Militärischen Evakuierungsoperationen, wie sie zuletzt im August 
2021 am Flughafen Kabul vor den Augen der Weltöffentlichkeit 
durchgeführt wurden.

Alles in allem bedeutet das einen Ausbau der Fallschirmjägertruppe und 
eine weitere Konzentration von Einheiten für Spezialoperationen. Die 
angeblichen Reformprozesse rund um Rechte Netzwerke und das KSK hatten 
noch im letzten Jahr das Ziel, diese Konzentration aufzulockern, um die 
Bildung von extremem Korpsgeist und rechten Strukturen zu verhindern.

Neue Standorte



Um all diese Umstrukturierungen umsetzen zu können, werden an mindestens 
sieben bestehende Standorte (Seedorf, Lüneburg, Havelberg, Stallendorf, 
Schwarzenborn, Stetten, Weiden) die dort stationierten Truppen deutlich 
aufgestockt. Das allein wird den neuen Platzbedarf allerdings nicht 
decken. Daher sieht das Konzept zwei völlig neue Bundeswehrstandorte vor.

Bereits im März 2021 hatten die damalige Verteidigungsministerin 
Kramp-Karrenbauer und der sächsische Ministerpräsiden Kretschmer 
angekündigt, zur Stationierung neuer Truppeneile und zur 
Strukturförderung in der Braunkohleregion Oberlausitz einen neuen 
Bundeswehrstandort einrichten zu wollen.[16] Auf den jetzt 
veröffentlichten Schaubildern finden sich zwei neue 
Artilleriebataillone, die anscheinend in Bautzen stationiert werden 
sollen. Wo genau diese Kaserne gebaut werden soll, ist bisher allerdings 
nicht bekannt.

Etwas klarer scheint das Bild an einem zweiten neuen Standort. Bereits 
Ende Juni 2022 geisterte es durch die Presse, dass die Bundeswehr in 
Oerbke in der Heide einen neuen Standort errichten will.[17] Das 
Schaubild enthält jetzt zwei Artilleriebataillone, ein Panzerpionier- 
und ein Versorgungsbataillon mit der Ortsbezeichnung Osterheide. Dabei 
handelt es sich um einen Bereich auf dem riesigen Truppenübungsplatz 
Bergen, in dem sich eine große Kaserne befindet, die 2015 von den 
letzten britischen Soldat*innen verlassen wurde. Nachdem dort 
zwischenzeitig Geflüchtete in Massenunterkünften untergebracht waren, 
entsteht hier ein neuer Großstandort der Bundeswehr. Damit wird der 
Trend der Gegenkonversion, also die Wiederinbeschlagnahme bereits 
abgegebener Militärstandorte und die Inbesitznahme ehemals ziviler 
Flächen weiter fortgesetzt.

Und das Personal

Auch wenn es sich bei den beiden neuen Standorten um eher 
strukturschwache Regionen handelt scheint eine Frage für die Bundeswehr 
allerdings weiter ungeklärt. Woher soll das Personal für die neuen 
Verbände kommen. Schließlich müssen rund 14 neuen Bataillone und 
diversen neuen Kompanien nicht nur mit Kasernen und Material ausgerüstet 
werden.

Ein Teil des Umbaus trügt allerdings. So sind die aktuellen 
Artilleriebataillone beispielsweise so personalstark, dass ohne große 
Verluste fast zwei aus ihnen gemacht werden können. Personaleinsparungen 
durch neue Technologie kommen hinzu. So werden die künftigen 
Radhaubitzen nicht mehr von vier, sondern nurnoch von zwei Soldat*innen 
bedient. Zudem werden einige künftige Bataillone schlicht kleiner sein, 
als ihre aktuellen Vorgänger.

Einen weiteren Weg weist das Stichwort "Tiefe Integration der 
Reserve".[18] So ist auf dem Schaubild zu Bundeswehrstruktur bisher nur 
ein eigenständiges Reservebataillon zu sehen. Die weiteren bestehenden 
Reservebataillone könnten aufgelöst und als Personalverstärkung in die 
neuen Verbände integriert werden.

Nichts desto Trotz läuft die Bundeswehr wie alle anderen Arbeitgeber auf 
eine demographische Delle zu. Aktuell sinken die Zahlen der aktive 
Soldat*innen soagr leicht, anstatt wie geplant deutlich zu steigen. 
Daher setzt die Bundeswehr aktuell wieder verstärkt auf Werbe- und 
Rekrutierungsmaßnahmen.[19] Während Standorte und Kriegsmaterial mit 100 
Milliarden Euro eingekauft werden können, scheint die Rekrutierungsfrage 
komplexeren Gesetzen zu folgen. Die Intensität der Versuche Menschen in 
die Bundeswehr zu locken, wird daher deutlich zunehmen.

Fazit

Die Bundeswehr macht sich also, sofern es die Personallage zulässt und 
alle Beschaffungsprojekte nach Plan laufen, NATO-Fit. Teil davon ist die 
faktische Verschmelzung des Niederländischen und des Deutschen Heeres. 
Die künftigen Strukturen von NATO und Bundeswehr ähneln auf 
erschreckende Weise denen aus dem letzten Kalten Krieg. Allerdings auch 
mit deutlichen Anpassungen. Stand die Bundeswehr vor 1990 in vorderster 
Front, soll sie jetzt als Verstärkung an die Bündnisgrenzen eilen 
können, um dann dort zu kämpfen. Um diesen NATO-Auftrag zu erfüllen, 
werden Fallschirmjäger und Spezialkräfte ausgebaut bzw. konzentriert und 
ganze Panzerbrigaden zu Mittleren Brigaden mit Radpanzern umgebaut. Die 
Bundeswehr folgt damit dem Weg, den die USA, Frankreich und 
Großbritannien schon länger eingeschlagen haben. Die Truppen sollen 
beides erfüllen können: An der NATO-Ostflanke in Europa sollen sie 
abschrecken und bei Bedarf auch kämpfen und zugleich weiterhin für die 
Option zur Verfügung stehen, in Auslandseinsätze auf andere Kontinente 
geschickt zu werden.

Sollte dem Verteidigungsministerium dieser Umbau der Bundeswehr trotz 
diverser Komplikationen gelingen, wäre die deutsche Armee tatsächlich 
nicht nur auf dem Papier im Club der größten Militärmächte in der NATO 
angekommen. Welche erschreckenden politischen Ambitionen einige führende 
Politiker*innen daraus ableiten lässt sich stellvertretend in Reden von 
SPD Generalsekretär Lars Klingbeil[20] und der grünen Außenministerin 
Annalena Baerbock[21] nachverfolgen. Dort ist dann von militärischer 
Gewalt als legitimem Mittel der Politik und von einer deutschen 
"Führungspartnerschaft” mit den USA die Rede.

Anmerkungen
[1]     NATO: New NATO Force Model, nato.int.
[2]     Spiegel-Online: Bundeswehr soll künftig "zehn Prozent der 
Fähigkeiten" in der Nato stellen, 17.07.21, spiegel.de.
[3]     Stiftung Wissenschaft und Politik, Claudia Major und Göran 
Swistek: SWP-Aktuell - Die Nato nach dem Gipfel von Madrid - 
Norderweiterung, neues Strategisches Konzept und militärische 
Neuaufstellung, swp-berlin.org.
[4]     Ebd.
[5]     Augen Geradeaus: NATO-Battlegroup in Litauen - Wechsel an der 
Spitze, Weichen für künftige Brigade gestellt, 10.08.22, augengeradeaus.net.
[6]     Bundesministerium der Verteidigug: New Force Model - Wie 
Deutschland sich ab 2025 in der NATO engagiert, 25.07.22, bmvg.de.
[7]     Reservistenverband, Magazin Loyal: Neue Heeresstruktur weist den 
Weg in die Zukunft, 08.08.22, reservistenverband.de.
[8]     Hardthöhen-Kurier: Landdivision soll schon 2025 einsatzbereit 
sein, 22.03.22, hardthoehenkurier.de.
[9]     Bezüglich der dritten Division: Förderkereis Deutsches Heer 
e.V.: RedeInspekteur des Heeresim Rahmen des Parlamentarischen Abends 
des FKH e.V. „Deutsche Landstreitkräfte und die NATO – Ostflanke“ am 6. 
April 2022, fkhev.de.
[10]   IMI, Martin Kirsch: IMI-Studie 2021/05, Bundeswehr der Zukunft - 
Eckpunkte für den Kalten Krieg 2.0, 26.05.21, imi-online.de.
[11]   Reservistenverband, Magazin Loyal: Neue Heeresstruktur weist den 
Weg in die Zukunft, 08.08.22, reservistenverband.de.
[12]   Bundesministerium der Verteidigung: Deutsch-Niederländische 
Militärintegration: Kräfte bündeln, Handlungsfähigkeit … , 04.02.16, 
bmvg.de.
[13]   BehördenSpiegel: Defence Days - Mittlere Kräfte des Heeres, 
14.12.21, via Youtube: youtube.com.
[14]   IMI, Martin Kirsch: IMI-Analyse 2022/05, Die NATO macht mobil - 
Deutschland als Aufmarschgebiet, 01.03.22, imi-online.de.
[15]   Bundeswehr: EBG – Spezialisierte Kräfte des Heeres, bundeswehr.de.
[16]   Süddeutsche: Bundeswehr unterstützt Strukturwandel in der 
Lausitz, 21.03.21, sueddeutsche.de.
[17]   NDR: Oerbke wird neuer Bundeswehr-Standort - mit 2.000 Soldaten, 
28.06.22, ndr.de.
[18]   Reservistenverband, Magazin Loyal: Neue Heeresstruktur weist den 
Weg in die Zukunft, 08.08.22, reservistenverband.de.
[19]   Horizont - Margaux Adam: Neue Imagekampagne - Die Bundeswehr 
kämpft erstmals seit 2016 wieder im TV um Nachwuchs, 08.08.22, horizont.net.
[20]   Friedrich-Ebert Stiftung: Zeitenwende - Der Beginn einer neuen 
Ära, Rede von Lars Klingbeil, 21.06.22, via Youtube: youtube.com.
[21]   Auswertiges Amt: In schwierigen Zeiten den transatlantischen 
Moment nutzen - unsere gemeinsame Verantwortung in einem neuen globalen 
Umfeld. Rede von Außenministerin Annalena Baerbock an der New School/ 
New York, 02.08.22, auswaertiges-amt.de.



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