<br>
<a href="http://www.taz.de/index.php?id=berlin-aktuell&art=5700&src=MT&id=820&cHash=c9642bc7e0" target="_blank">http://www.taz.de/index.php?id=berlin-aktuell&art=5700&src=MT&id=820&cHash=c9642bc7e0</a><br>
<br>
Grüner Abschied von der Utopie<br>
<br>
Überraschend setzen sich auf dem Landesparteitag der Grünen die Gegner eines garantierten Grundeinkommens durch. Ihr<br>
Argument
 lautet unter anderem: Ohne Zwang geht es nicht. VON GEREON ASMUTH<br>
<br>
das geht ja wohl gar nicht: Kinder in der sozialen Hängematte im Grünen    Foto: AP<br>
<br>
Utopie, das war gestern. Nach heftiger Kontroverse haben sich die Berliner Grünen gegen ein garantiertes Grundeinkommen für<br>
alle ausgesprochen. Ein vom Landesvorstand vorgeschlagenes Modell fiel bei der Delegiertenkonferenz am Samstag durch.<br>
Stattdessen plädierte der Landesparteitag für den Ausbau der sozialen Infrastruktur.<br>
Mehr zum Thema<br>
<br>
Im Vorfeld des Bundesparteitags im November diskutieren die Grünen derzeit über die Grundpfeiler ihres sozialpolitischen<br>
Programms. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob staatliche Unterstützung wie bisher bedarfsorientiert - nach Prüfung<br>
durch die Ämter - oder bedingungslos ausgezahlt werden soll. Das Grundeinkommen findet als Möglichkeit für eine tief greifende<br>
Sozialstaatsreform mittlerweile selbst in der CDU Fürsprecher. Radikale Befürworter
 wollen sogar sämtliche Sozialleistungen,<br>
vom Kindergeld bis zur Rente, durch das Grundeinkommen ersetzen.<br>
<br>
Der von einer Gruppe um die grüne Landesvorsitzende Barbara Oesterheld eingebrachte Antrag war vergleichsweise moderat.<br>
Zunächst sollte schrittweise eine Grundversorgung für Kinder, Studierende und Rentner garantiert werden. Erst dann war ein<br>
"partielles Grundeinkommen" von anfangs 420 Euro monatlich pro Person geplant, das nach Bedarfsprüfung um weitere<br>
Zahlungen wie etwa Wohngeld ergänzt werden sollte.<br>
<br>
Der Vorschlag ziele am Kern des Problems vorbei, entgegneten die Kritiker des Grundeinkommens. "Es gibt in Berlin 30.000<br>
Jugendliche ohne Schulabschluss. Deren Probleme lassen sich nicht dadurch lösen, dass man ihnen Geld gibt", sagte Ramona<br>
Pop, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Abgeordnetenhausfraktion. Hilfreich sei nur der Ausbau der sozialen Infrastruktur -<br>
von der Kita über die Schulen bis hin zur Pflegeeinrichtung. Für
 beides aber, so Pop, sei kein Geld da.<br>
<br>
Dem Blick auf die Finanzen stellte der Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele die Würde des Menschen gegenüber.<br>
"Wir dulden in der Mitte der Gesellschaft einen Bereich, wo Millionen Betroffene von den Ämtern gegängelt, geprüft und<br>
überwacht werden", sagte Ströbele. Um diese Repression abzubauen, brauche man das bedingungslose Grundeinkommen als<br>
Vision - selbst wenn das Modell noch nicht komplett durchgerechnet sei.<br>
<br>
Vor allem den Sozialpolitikerinnen der Partei ging das zu weit. So bezweifelte etwa Martina Schmiedhofer, dass Arbeitslose<br>
allein durch das Grundeinkommen zur gesellschaftlichen Teilhabe motiviert würden. "Ohne Zwang geht es nicht", sagte die<br>
Sozialstadträtin von Charlottenburg-Wilmersdorf. Das sei die Erfahrung aus zahlreichen Beratungsgesprächen in den<br>
Jobcentern, die sie beobachtet habe.<br>
<br>
Am Ende hatten die Kritiker mit 68 zu 57 Stimmen knapp die Nase vorn. Sehr zum Bedauern
 von Barbara Oesterheld. Den<br>
Abgeordneten und Stadträtinnen der Partei bliebe aufgrund der Mühen des Alltags offenbar der Reiz einer Utopie verborgen,<br>
meinte die Landesvorsitzende.<br>
<br>
© taz Entwicklungs GmbH & Co. Medien KG, Vervielfältigung<br>
<div class="AOLPromoFooter">
<hr style="margin-top:10px;" />
Bei AOL gibt's jetzt kostenlos eMail für alle! Was es sonst noch umsonst bei AOL gibt, finden Sie hier heraus<a href="http://www.aol.de" target="_blank"> <b>AOL.de</b></a>.<br />
</div>