[Grundeinkommen-Info] Newsletter Nr. 02 - 2023 der Attac AG genug für alle

Info-Liste des Netzwerks Grundeinkommen für aktuelle Informationen grundeinkommen-info at listen.grundeinkommen.de
Mi Mär 29 21:24:54 CEST 2023


Newsletter Nr. 02 - 2023


Wir wollen den Newsletter noch viel weiter verbreiten. Leitet ihn weiter oder den Hinweis:
Hier kann der Newsletter abonniert werden www.grundeinkommen-attac.de
 
Vernetzungstreffen am 18. und 19. April in Berlin
Am 18. und 19. April findet in Berlin im Haus der Diakonie Deutschland (Caroline-Michaelis-Str. 1, 10115 Berlin) ein Treffen zur Vernetzung sozialer und ökologischer Initiativen statt. Titel: „Gerechtigkeit in Zeiten der Transformation – Die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit als zentraler Baustein der sozial-ökologischen Transformation?“ Diskutiert wird auf der Basis von 10 Thesen für einen sozialen und ökologischen Neustart https://www.diakonie.de/journal/zehn-thesen-fuer-einen-sozialen-und-oekologischen-neustart 
Es wird am ersten Tag zwei Podien mit Vertreter*innen zahlreicher NRO geben (Germanwatch, Greenpeace, Attac, Forum Umwelt & Entwicklung, Nationale Armutskonferenz, BUNDJugend, IG BAU, Netzwerk Grundeinkommen). Am Morgen des 19.4. finden Workshops statt, unter anderem einer zum BGE. Eine Anmeldung ist unter ttps://eveeno.com/309331441  möglich. Unter dem Link findet ihr auch die ausführliche Tagesordnung.
Um 18.00 Uhr am selben Tag werden die Präsidenten von  Diakonie und NABU, Ulrich Lilie und Jörg-Andreas Krüger, mit „einem hochrangigen Gast aus der Politik“ darüber diskutieren, inwiefern ein verändertes Verständnis von Wohlstand dazu beitragen kann, soziale, klima- und naturschutzpolitische Ziele besser mit wirtschaftspolitischen Zielen zu verbinden. Zur Teilnahme ist eine eigene Anmeldung erforderlich https://eveeno.com/274654733 
   
Onlineseminare - Einwahldaten
Siehe auch: www.grundeinkommen-attac.de
Einwahldaten: Zoom-Meeting
Zoom-Meeting beitreten
https://zoom.us/j/91557630826?pwd=TzBkV3dsUHRBeTc3T1BiVFQwOW5zZz09
Meeting-ID: 915 5763 0826
Kenncode: 863623
Schnelleinwahl mobil
+496950500951,,91557630826#,,,,*863623# Deutschland
Meeting-ID: 915 5763 0826
Kenncode: 863623
  
 Mittwoch 29.03.2023
Referentin: Roswitha Minardi
Das österreichische Volksbegehren Grundeinkommen
Das Video zu dem Vortrag steht auf unserem YouTube-Kanal zur Verfügung. https://youtu.be/WIGqN93Im-w
 Mittwoch 5.04.2023, 18.00-19.00 Uhr
Referent: Werner RätzDas BGE in arm gemachten Ländern
Das Grundeinkommensprojekt in Ojivero, Namibia, ist in der hiesigen BGE-Szene inzwischen sehr bekannt. Zur Zeit seiner Durchführung waren sich prominente Befürworter*innen des bedingungslosen Grundeinkommens noch einig, dass das eine Idee nur für industrialisierte Länder sei, die in den Entwicklungsländern nicht anwendbar sei.

Die Attac-AG genug für alle war eine der ersten Gruppen, die ein BGE ausdrücklich in armen Ländern offensiv propagierte und hat 2008 Vertreter aus Namibia und Sambia zum 3. Deutschsprachigen BGE-Kongress in Berlin eingeladen und anschließend auf einer Vortragsreise durch Deutschland begleitet. Seither ist die Zustimmung zu einem BGE in armen Ländern sprunghaft gestiegen. In der Praxis handelt es sich meistens um Projekte, die die Auswirkungen einer bedingungslosen Zahlung auf die Armut beobachten. Besonders bekannt dürfte dasjenige
der Hilfsorganisation „give directly“ in Kenia sein https://effektiv-spenden.org/givedirectly/ Sie überweist Menschen, die in extremer Armut leben, Geld per Handy.

Das ehemalige Pilotprojekt in Sambia ist seit einer Reihe von Jahren als festes Programm landesweit etabliert und aus dem Staatshaushalt finanziert. Die Wirtschaftsnobelpreisträger*innen Abhijit Banerjee und Esther Duflo fordern ausdrücklich ein BGE als Regel für die armen Länder und das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen hatte ein befristetes Grundeinkommen für alle Armen in den Entwicklungsländern als Maßnahme während der Corona-Pandemie vorgeschlagen https://unric.org/de/23072020-grundeinkommen/ .
 Mittwoch 12.04.2023, 18.00-19.00 Uhr
Referent: Uwe Schnabel
Ermutigen, ermöglichen und bestärken statt fördern und fordern
Schon seit vielen Jahren wird in verschiedenen Bereichen die Ideologie von "Fördern und Fordern" verbreitet. Dies beeinflusst selbst viele Menschen, die es besser wissen müssten. Deshalb will Uwe gemeinsam mit allen Anwesenden darüber diskutieren, wie die Ideologie von "Fördern und Fordern" tendenziell demotivierend wirkt. Als Gegenkonzept wird "Ermutigen, ermöglichen und bestärken" vorgestellt. Anhand von Bespielen will Uwe mit den Teilnehmenden darüber diskutieren, warum dies für die Menschen besser ist und wie diese Ideen verbreitet werden können.

Uwe beschäftigt sich schon seit den 1990er Jahren mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen und ist seit 2002 bei der AG Visionen bei Attac Dresden und bei Attac Dresden aktiv. Bei der AG Visionen wurde auch ausführlich über das Bedingungslose Grundeinkommen diskutiert (u.a. http://mtw.free.fr/attacwiki/index.php?pagename=Existenzgeld.Grundsicherung ). Außerdem war Uwe in der Initiative Grundeinkommen Dresden und Umgebung aktiv, solange sie existierte. Dort hielt Uwe auch mehrere Vorträge, u.a. "Ermutigen, ermöglichen und bestärken statt fördern und fordern" (http://mtw.free.fr/attacwiki/index.php?pagename=AgVisionen.Ermutigen ). Die Einführung ist eine leichte Aktualisierung dieses Vortrags.
  

 
Unser Youtubekanal
Wir dokumentieren die Inputs unserer Mittwochsseminare auf unserem Youtubekanal (gerne weitersagen!) 
https://www.youtube.com/channel/UCbtd3cSlH9bXN8E-R4q7rHg 

Es lohnt sich also, da reinzuschauen und auch den Link weiter zu verbreiten!
  
 Ausstellungstermine: 
Einführung ins bedingungslose Grundeinkommen Die im Newsletter 1/23 angekündigte Überarbeitung unserer Ausstellung „Einführung ins bedingungslose Grundeinkommen“ schreitet voran, ab Mai kann sie ausgeliehen und Veranstaltungstermine vereinbart werden. Begleitend zur Ausstellung gibt es kleines Programmheft, das die Ausstellung dokumentiert und zu jeder Tafel ein paar inhaltliche Gedanken sowie Hinweise auf weiterführende Materialien gibt.
Gezeigt werden kann die Ausstellung an vielen Orten und wurde es auch schon: Unis, Schulen, VHS-Gebäude, Kultur- oder Bürgerzentren, Stadtbüchereien, Gewerkschaftshäuser, Galerien, (große) Buchhandlungen, Kirchen, Museen, Kultureinrichtungen, (Alternativ)Kneipen. Auch eine Kombination solcher Orte ist vorstellbar.
Wir bitten darum, dass in jedem Ort, in dem die Ausstellung gezeigt wird, eine Veranstaltung mit unseren Referent*innen stattfindet, sind aber darüber hinaus auch für ein umfassenderes Rahmenprogramm ansprechbar: Ausstellungseröffnung mit Führung, Diskussions- und/oder Vortragsabend, Veranstaltungsreihe, Tagesseminar/Intensivworkshop, Straßenaktion (siehe  http://www.attac-netzwerk.de/bonn/arbeitsgruppen/ag-genug-fuer-alle/  „Wollen Sie ein Grundeinkommen?“), Autor*innenlesung, Filmabend oder was ihr sonst wollt. Fragt gerne Initiativen und Institutionen vor Ort, ob sie mit euch gemeinsam ein Programm gestalten wollen. 
Wir können gerne bei einer Reihe von Anliegen auch behilflich sein: Bewerbung auf unserer Internetseite und durch unsere Web2.0-Medien, (telefonische) Beratung, was möglich ist, was beachtet werden muss, Vermittlung von Kontakten.
Anfragen bitte per Mail an Hardy Krampertz <krampertz at attac.de> 

Ihr könnt gerne jetzt schon Termine anfragen!
Buchbesprechung
Barbara Prainsack, Wofür wir arbeiten    

steht auch unter
https://www.werner-raetz.de/wp-content/uploads/2023/03/prainsack-arbeit.pdf 

Barbara Prainsack
Wofür wir arbeiten
Christian Brandstätter Verlag Wien 2023
140 Seiten, 20,00 Euro (eBook 15.99)
ISBN 978-3-7106-0688-5 (eBook 978-3-7106-0718-9)

Das kleine Buch will es den Leser*innen erkennbar einfach machen. Für den Druck wurde ein großer Schrifttyp gewählt, essenzielle Aussagen sind herausgezogen und je auf einer ganzen Seite extra gedruckt, die allermeisten Anmerkungen führen auf eine Internetseite, wo man Dinge nachschauen kann, ohne über eine Bibliothek zu verfügen, und die Autorin schreibt in einer Sprache, die klar und gut verständlich ist.

Ob der Inhalt ebenso zugänglich ist, wird unterschiedlich beurteilt werden, je nachdem ob sich die Leserin oder der Leser schon einmal damit auseinandergesetzt hat, was denn eigentlich „Arbeit“ sein soll und warum wir arbeiten. Gewiss ist es für Menschen, denen Themen wie Sorge- und Pflegetätigkeiten, heute oft „care“ genannt, Ehrenamt oder generell die Frage unbezahlter Tätigkeiten oder auch die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens geläufig sind, keine neue Einsicht, wenn die Autorin schreibt: „Unbezahlte Tätigkeiten gelten daher weder im volkswirtschaftlichen noch im betriebswirtschaftlichen Sinne als Arbeit.“ (S. 27) oder: „Während der Begriff der Hausfrau im Mittelalter für die Vorsteherin der Hausgemeinschaft verwendet wurde und damit als eine sehr wichtige und aktive Bezeichnung zu verstehen war, wurde er im 20. Jahrhundert zu einem Begriff für Frauen, die 'nur' zu Hause waren und 'nicht arbeiteten'.“ (S. 36ff) Aber man darf annehmen, dass es zahlreiche Menschen gibt, die täglich zur Arbeit gehen und sich mit solchen Überlegungen nie beschäftigt haben. Dem Büchlein ist somit ein großes Publikum aus diesen Bereichen zu wünschen.

Damit hat sich aber die Lektüre für BGE-Freund*innen nicht erledigt. Prainsack bringt viele Zahlen etwa zum Umfang unbezahlter Tätigkeiten oder ihrer Verteilung zwischen Männern und Frauen und fragt ausdrücklich, wie denn eine Welt aussehen würde, wenn wir uns eine wenigstens ein bisschen wünschen könnten, eine „worker's world“ (zuerst S. 48) sozusagen. „Der empfundene Sinn und Wert einer Arbeit ergibt sich nicht nur aus der Tätigkeit an sich, sondern auch daraus, wie diese Arbeit gesellschaftlich anerkannt und finanziell bewertet wird.“ (S. 54f) „In Summe erleben heute allerdings kaum die Hälfte aller Beschäftigten ihren Job als sinnerfüllend und insgesamt befriedigend.“ (S. 57)

Es schließen sich Erörterungen über Alternativen zum Bestehenden Arbeitsregime an, von Homeoffice über Arbeitszeitverkürzungen bis zu selbstbestimmterem Arbeiten, aber eben auch größerer Einkommensgleichheit: „Nicht jede Arbeit muss gleich entlohnt werden. Aber es ist nicht einzusehen, dass die Einkommen mancher Menschen in schwindelerregendem Tempo steigen, während andere arbeitende Menschen nicht genug haben, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.“ (S. 80ff)

Dem würden vermutlich auch die Propagandist*innen der Arbeitsgesellschaft folgen, aber Prainsack tappt nicht in die Falle, nur von der Arbeit her zu denken, sondern sie blickt auf die Menschen und ihre Bedürfnisse. Das obige Zitat geht unmittelbar weiter: „Die Entlohnung von Arbeit muss so gestaltet sein, dass sie einerseits den gesellschaftlichen Wert der Arbeit symbolisiert und andererseits sicherstellt, dass alle genug für ein würdevolles Leben haben.“ Und dann schlägt sie „eine sehr pragmatische Lösung“ dafür vor, „jede Arbeit als Arbeit anzuerkennen und gleichzeitig die Möglichkeit für Menschen zu erhöhen, Arbeit, die sie krank und unglücklich macht, gegen Arbeit einzutauschen, die sie sinnvoll finden: nämlich die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens“ (S. 82)
Diesen Gedanken erläutert sie im dritten Kapitel, ohne dabei in der Sache über das hinauszugehen, was sie schon in ihrem Buch „Vom Wert des Menschen“ 2020 ausgeführt hatte. Dazu gehört hier ausdrücklich auch eine längere Darstellung möglicher Folgen der Digitalisierung. Originell ist ihre Ehrenrettung der viel geschmähten „Gießkanne“ unter Bezug auf den britischen Epidemiologen Sir Michael Marmot (S. 109f). Der hatte argumentiert, dass sich Ungleichheit ja nicht nur zwischen Armen und Reichen abspiele, sondern ein Gefälle in der gesamten Gesellschaft existiere. Wirtschaftliche und soziale Hilfe nur für die allerärmsten müsse dazu führen, dass sich andere, denen es auch nicht gut geht, benachteiligt fühlen. „Um das starke soziale Gefälle zu verringern, müssen die Maßnahmen universell sein.“ (S. 110) „Die Gießkanne hat an manchen Stellen durchaus ihre Berechtigung.“ (S. 109)

Vergnüglich lesen sich auch ihre Ausführungen über die Finanzierbarkeit eines BGE, die „immer eine Frage des politischen Willens“ sei „und nicht irgendeine Naturgewalt, die darüber entscheidet, ob der Staat für eine bestimmte Sache genug Geld hat“ (S. 112), die Zurückweisung der „Milchbubenrechnung“, die Netto- und Bruttokosten eines BGE verwechselt und mit überdimensionierten Zahlen Panik verbreiten will (ab S. 114), und ihre Zurückweisung einer „Jobgarantie“ als Alternative zum BGE (ab S. 125).

Irritierend fand ich, dass dem Buch ein Vorwort des Herausgebers der gesamten Reihe „Auf dem Punkt“, Hannes Androsch, vorangestellt ist, in dem es heißt, „in einer Welt der Knappheit und des Mangels“ müsse sich der Mensch „durch Arbeit, Mühe und Leistung seinen Unterhalt beschaffen“. Es ist nicht zu bestreiten, dass ohne Tätigkeit das  menschliche Überleben nicht funktioniert. Aber „eine Welt der Knappheit und des Mangels“ ist eine Erfindung liberaler Wirtschaftswissenschaft. Die Idee des BGE ist der praktisch werdende Widerspruch gegen diese Ideologie, indem sie eine  
  
Viel liebe Grüße von der AG gfa und bleibt gesund.
Die AG trifft sich jeden zweiten Montag um 19:15 Uhr digital und bespricht ihre Aufgaben.  
Wer Interesse hat bitte eine Mail an: krampertz at attac.de
 
Lieben Gruß
Hardy Krampertz

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Hardy Krampertz
Historiker / Politologe / Kulturmanager
Frankfurt am Main
Tel: 069 94943727
Büro: 069 212-74426
Mobil: 0176 48119492

Und ich frage die Politökonomen, die Moralisten, ob sie jemals die Zahl
der Individuen errechnet haben, die zum Elend verdammt sind, zur
ungleichen Arbeit, zum moralischen Verfall, zur Unmündigkeit, zur
erschreckenden Unwissenheit, zur völligen Entbehrung, zum ewigen
Unglück, um einen Reichen zu produzieren. (Almeida Garrett)

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