[Grundeinkommen-Info] SPD-Kreis Rhein-Erft fordert Grundeinkommen
rblaschke at aol.com
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Fr Nov 12 11:43:22 CET 2010
http://www.grundeinkommen.de/10/11/2010/spd-rhein-erft-weiter-fuer-bedingungsloses-grundeinkommen.html
SPD-Kreis Rhein-Erft fordert Grundeinkommen
10.11.10 | von Herbert Wilkens |
Der unmittelbar an Köln grenzende SPD-Kreis Rhein-Erft hat am 6.11.2010
auf einem Mitglieder-Parteitag sein Modell für ein „Solidarisches
Grundeinkommen“ nach harter Diskussion mit großer Mehrheit (84%)
beschlossen. Dieser Beschluss ist die Basis für eine intensivierte
Arbeit innerhalb der SPD und der Gewerkschaften für ein bedingungsloses
Grundeinkommen.
Kernelemente
* Jeder Mensch – gleich ob Mann, Frau oder Kind -, der während
einer festzulegenden Mindestdauer in Deutschland legal seinen Wohnsitz
hat, erhält ein Grundeinkommen.
* 800 Euro für Erwachsene und 500 Euro für Kinder pro Monat
gewährleisten das sozio-kulturelle Existenzminimum.
* Zusätzlich wird ein steuerfinanzierter
Krankenversicherungsbeitrag gezahlt.
* Für behinderte Menschen und in der Kinder- und Jugendhilfe wird
es weiterhin bedürftigkeitsgeprüfte Leistungen geben müssen.
* Grundeinkommen, Bürgerversicherung und Mindestlohn ergänzen sich.
* Das Grundeinkommen soll durch eine negative Einkommensteuer
finanziert und ausgezahlt werden.
* Das Solidarische Grundeinkommen soll schrittweise eingeführt
werden, zunächst in der Form einer Mindestrente und einer
Kindergrundsicherung.
Dieses Konzept wurde im Auftrag des Kreisvorstands von einer Kommission
ausgearbeitet, an der auch die Kölner Initiative Grundeinkommen
beteiligt war. Eine Beschreibung des Konzepts findet sich nicht nur in
dem Beschluss, sondern auch in einer Kurzfassung, die sich als
Grundlage für die Diskussion eignet. Ein Vergleich des Konzepts mit
anderen Grundeinkommensmodellen ist hier (Kapitel 7.5.) nachzulesen.
Offener Umgang mit Einwänden
Bemerkenswert ist die Intensität und die Offenheit der Diskussion
innerhalb der Partei. Es ist klar, dass die Idee des Grundeinkommens
manchen traditionellen Vorstellungen der Sozialdemokratie auf den
ersten Blick nicht zu entsprechen scheint. So wird von großen Teilen
der SPD und der Gewerkschaften gefordert, Vollbeschäftigung wieder
herzustellen, um die Schieflage des Systems der sozialen Sicherung zu
beheben. Ein Grundeinkommen sei dann nicht mehr wichtig. Die
Rhein-Erft-SPD argumentiert gerade umgekehrt: Das Solidarische
Grundeinkommen kann dazu beitragen, Vollbeschäftigung zu erreichen.
Auch die Frage der Arbeit als Wert an sich wird in der traditionellen
Arbeitsgesellschaft bisher noch anders beurteilt als von
Grundeinkommensbefürwortern. Um diese Auffassungsunterschiede wurde in
der Rhein-Erft-SPD kein Bogen gemacht, sie wurden ausdiskutiert. Am
Ende waren noch nicht alle Mitglieder überzeugt, aber eine satte
Mehrheit.
Zu dem klaren Auftrag für ein Solidarisches Grundeinkommen hat auch
beigetragen, dass dem Parteitag eine Dokumentation über die Diskussion
in den Ortsvereinen vorgelegt wurde. Einige der häufigsten kritischen
Einwände werden hier knapp dargestellt und entkräftet. Dabei wird auch
nicht verschwiegen, dass an manchen Stellen – insbesondere bei den
Modellrechnungen zur Finanzierung – noch gearbeitet werden muss.
Diese Dokumentation zu kritischen Einwänden ergänzt die frühere
Stellungnahme des Rhein-Erft-Kreises der SPD gegen das Pamphlet der
SPD-Grundwertekommission, in dem versucht wird, die Idee des
Grundeinkommens zu widerlegen und zu diskreditieren (wir berichteten).
Auf ihrer Homepage bietet die SPD dieses Papier ihrer eigenen
Grundwertekommission nicht mehr an. Das Netzwerk Grundeinkommen hat es
archiviert, weil die dort vorgetragenen Argumente für die politische
Debatte typisch sind. Das Netzwerk ist in seinen „Fragen und Antworten“
gründlich darauf eingegangen.
Die Kölner Presse hat über den Parteitag und die
Grundeinkommensdiskussion ausführlich berichtet: Kölnische Rundschau
und Kölner Stadt-Anzeiger
Wie geht es nun weiter?
Die Grundeinkommens-Kommission der Rhein-Erft-SPD plant, ihre Arbeit
fortzusetzen und die Berechnungen weiter zu präzisieren. Der
Kreisvorstand kann sich nun auf das eindeutige Votum seiner
Mitgliedschaft stützen, wenn er das Konzept des Solidarischen
Grundeinkommens in der SPD verbreitet und sich Bündnispartner sucht.
Die veraltete und widerlegte Stellungnahme der SPD-Grundwertekommission
gegen das Grundeinkommen ist nicht mehr die einzige Stimme der SPD zu
diesem Thema.
Jetzt kommt es darauf an, mit konkreten Maßnahmen schrittweise den
Zielen des Solidarischen Grundeinkommens näher zu kommen. Dabei gibt es
offensichtlich auch politische Bündnispartner.
Mit ersten Schritten kann man sofort beginnen:
* Aussetzung der Sanktionen im Vollzug des Sozialgesetzbuchs
* Einführung eines allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns
* Anhebung des Hartz-IV-Regelsatzes auf eine Höhe, die nicht nur
die materielle Existenz sichert, sondern auch ein Mindestmaß an
gesellschaftlicher Teilhabe ermöglicht
* Einführung einer allgemeinen Kindergrundsicherung
* Einführung einer Mindestrente für alle Rentner/-innen
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