[Grundeinkommen-Info] Zur Anhörung Grundeinkommen im Petitionsausschuss
rblaschke at aol.com
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Mo Nov 8 18:04:19 CET 2010
Quelle: http://www.themen-der-zeit.de/content/Grundeinkommen.1350.0.html
07.11.2010
Das Grundeinkommen auf dem Weg insParlament? Am Montag öffentliche
Sitzung des Petitionsausschusses zumbedingungslosen Grundeinkommens in
Berlin.
mm/tdz. - Fast zwei Jahre ist es her, dass SusanneWiest die so genannte
e-Petition zur Einführung eines bedingungslosenGrundeinkommens
eingereicht hat. e-Petitionen ermöglichen im Gegensatz zu"normalen"
Petitionen eine Beteiligung und Mitzeichnung über dasInternet. Die dann
folgenden Regularien gelten für beide Petitionsartengleichermaßen. Am
morgigen Montag also ist es soweit, die Petition von SusanneWiest ist
Thema einer öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses.
ImAnhörungssaal 3101 des Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, hat Susanne Wiest
dieGelegenheit, ihr Anliegen "kurz darzustellen, um dann die Nachfragen
derAusschussmitglieder zu beantworten und zu erläutern.", wie es in
derPressemitteilung des Ausschusses heißt.
In der Öffentlichkeit wächst derweil das Interesse amThema
Grundeinkommen weiter an, was sich nicht zuletzt in den
vielenMedienberichten über die unterschiedlichen Vorschläge zur
Realisierung dieserIdee niederschlägt. Am am Montag der vergangenen
Woche hatte der ehemaligeMinisterpräsident Thüringens, Dieter Althaus,
sein Modell "SolidarischesBürgergeld" vorgestellt. Danach soll jeder
Bürger ein "partiellesbedingungsloses Grundeinkommen" in Höhe von 600
Euro erhalten, in demallerdings eine Gesundheitsprämie in Höhe von 200
Euro enthalten sind, so dassnur der Betrag von 400 Euro übrig bleibt.
Für Mietkosten oder zusätzlicheBedarfe müsste die Bedürftigkeit
nachgewiesen werden, was den Unterschied zuHartzIV nach Ansicht vieler
Kritiker relativiert. Im Jahr 2006 war bereits dieerste Studie zum
solidarischen Bürgergeld erarbeitet worden, damals war nochvon einem
Betrag von 800 Euro die Rede.
Am Freitag wurden die Ergebnisse einer Studie der"Gesellschaft für
Angewandte Wirtschaftsforschung" bekannt gemacht,die von Götz Werner,
dem derzeit prominentesten Befürworter einesbedingungslosen
Grundeinkommens gefördert worden war. Gegenstand dieser Studiewar die
Frage nach der Akzeptanz Grundeinkommens in der Gesellschaft.
JederZweite befürworte die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens,
so dasErgebnis und den immer wieder geäußerten Vorbehalten, dass ein
Grundeinkommenfaul mache, stehen die Ergebnisse dieser Studie diametral
gegenüber: "DieBedenken, dass ein Bedingungsloses Grundeinkommen die
Deutschen zum Nichtstunverführt, ist völlig unbegründet" so Prof. Dr.
Friedrich Schneider,Studienleiter und Professor von der
Johannes-Kepler-Universität Linz. "ImBevölkerungsdurchschnitt planen
die Deutschen sogar 2,4 Wochenstunden mehr zuarbeiten als vorher."
Am Samstag schließlich fand in Berlin eineDemonstration statt, bei der
immerhin ca. 2500 Teilnehmer zusammenkamen. Vielepotentielle
Grundeinkommensbefürworter dürften der Demonstration gegen
dieCastor-Transporte im Wendland den Vorzug gegeben haben, was vermuten
lässt,dass die Teilnahme an der Grundeinkommens-Demo zu einem anderen
Termin ungleichhöher ausgefallen wäre. Am heutigen Sonntag wird in den
Sophien-Sälen in Berlinmit prominenten Gästen gefeiert. Geplant sind
Musik, Tanz und Lesungen, unteranderem von Adrienne Göhler und Götz
Werner aus dem Buch "1000 € fürJeden". Inselgespräche laden zum
Gesprächsaustausch ein. Dabei sind unteranderem auch der
EU-Parlamentarier Gerald Häfner von Bündnis90/die Grünen,
dieBGE-Petentin Susanne Wiest, sowie die beiden Filmemacher Enno
Schmidt undDaniel Häni. Auch der Autor und Regisseur Jan Peters, dessen
Film "Nichtsist besser als gar nichts" in dieser Woche seine
Uraufführung hatte, wirdzu Gast sein.
Am Montag allerdings zwischen 13 und 16:00 Uhr ist ehernicht mit
Feststimmung zu rechnen und tanzen wird vermutlich in der Sitzung
desPetitonsausschusses auch niemand. Obwohl das Thema Grundeinkommen
inzwischen inallen Parteien angekommen ist, stehen die meisten
Parlamentarier der Idee eherverhalten gegenüber. Zumal die aktuellen
Arbeitsmarktzahlen und dievollmundigen Ausführungen der Bundesregierung
den Eindruck erwecken, es sei nurnoch ein kleiner Schritt zur
Vollbeschäftigung.
In der Grundeinkommensbewegung selbst werden dieunterschiedlichen
Modelle durchaus kontrovers diskutiert. Das NetzwerkGrundeinkommen hat
in einer Stellungnahme an den Petitionsausschuss seinePosition
dargestellt. Das von Susanne Wiest vorgeschlagene Modell beinhalte
nurdie von Götz Werner und Benediktus Hardorp entwickelte Vorschläge.
DerenEckpunkte, unter anderem die "Abschaffung aller Sozialleistungen
undSteuern zugunsten des Grundeinkommens und einer alleinigen
Mehrwertsteuer"seien Alleinstellungsmerkmale dieses
Grundeinkommensansatzes. Es gäbe inDeutschland ca. 16 verschiedene
Ansätze für ein Grundeinkommen, wovon ca. dieHälfte "lediglich
partielle Grundeinkommen" seien, die wegen derniedrigen Höhe "keine
Existenz und Teilhabe absichern." Mit dem Hinweisauf die zunehmende
Breite der Diskussion schlägt das Netzwerk Grundeinkommendie
Einrichtung einer Enquete-Kommission im Deutschen Bundestag vor,
"diedie Möglichkeiten der (schrittweisen) Einführung des
Grundeinkommens inDeutschland debattiert und den Abgeordneten und
Fraktionen im Bundestagkonkrete Schritte zur Einführung empfiehlt."
Auch wird empfohlen,Vorschläge zu erarbeiten "wie Deutschland die
Einführung vonGrundeinkommen in Europa und weltweit befördern könnte."
Das Parlamentsfernsehen des Deutschen Bundestagesüberträgt die Sitzung
am morgigen Montag ab 13:00 Uhr live im Internet. Aberauch danach kann
sie über Video on demand abgerufen werden. Eine guteMöglichkeit also,
an dieser spannenden Auseinandersetzung teilzuhaben und sichein eigenes
Bild von der Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens zuverschaffen.
Mehr Informationen über die Mailingliste Grundeinkommen-Info