[Grundeinkommen-Info] Schwedische Garantierente
Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn
wolfgang at strengmann-kuhn.de
Do Mär 27 09:52:07 CET 2008
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Pressemitteilung
Nach schwedischem Vorbild: Garantierente gegen Altersarmut
Ulrike Jaspers, Marketing und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)
26.03.2008
Um die zunehmende Altersarmut zu verhindern, plädiert der Frankfurter Wirtschaftswissenschaftler
Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn für die Einführung einer Garantierente für alle Alten. Durch eine
umfassende Rentenreform nach schwedischem Vorbild könnte die Finanzierung der Rente nachhaltig
auf drei stabile und aufeinander abgestimmte Säulen gestellt werden: die gesetzliche Rente, eine
verpflichtende private Altersvorsorge und die steuerfinanzierte Garantierente, so der Privatdozent für
Volkswirtschaftslehre an der Goethe-Universität, der zu Beginn des Jahres für die hessische
Abgeordnete der Grünen, Margareta Wolf, in den Bundestag nachgerückt ist, in einem soeben
erschienenen wissenschaftlichen Beitrag in der Zeitschrift "Deutsche Rentenversicherung".
Sein Modell einer Garantierente im Alter will er mit einem Grundeinkommen für Personen im
erwerbsfähigen Alter verbinden, das insbesondere bei den Grünen und der CDU, aber auch bei der
FDP und der Linken als Alternative zu Hartz IV ernsthaft diskutiert wird. Für den Thüringer CDU-
Ministerpräsidenten Dieter Althaus hat Strengmann-Kuhn über die Konrad-Adenauer-Stiftung ein
Gutachten zu diesem Thema angefertigt
Strengmann-Kuhn, der sich seit Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn intensiv mit allen
Facetten von Armut beschäftigt und von1996 bis 2000 als Assistent bei dem bundesweit anerkannten
Frankfurter Experten Prof. Richard Hauser tätig war, untersucht in seinem Aufsatz in der
Fachzeitschrift "Deutsche Rentenversicherung" die empirische Entwicklung von Altersarmut und
diskutiert mögliche Reformoptionen. Er zeigt auf, dass von Mitte der 1970er Jahre bis Mitte der
1990er Jahre das Armutsrisiko im Alter stark gesunken und seitdem in etwa konstant ist. Trotzdem
haben immer noch 1,5 bis 2 Millionen alte Menschen ein Einkommen unter der von der EU definierten
Armutsgrenze, wobei die Zahlen je nach Datensatz und Armutsmessung schwanken. "In Zukunft ist
allerdings wieder mit einer steigenden Altersarmut zu rechnen," prognostiziert Strengmann-Kuhn.,
"Aufgrund der Rentenreformen und der Zunahme von unsteten Erwerbs- und Versicherungsverläufen
wird in Zukunft auch die Kombination aus gesetzlicher Rente und ergänzender kapitalgedeckter Säule
nicht ausreichen, um eine stabile Grundsicherung zu garantieren", schreibt der
Wirtschaftswissenschaftler. In jedem Fall erhöhe sich die Unsicherheit, ob im Alter eine ausreichende
Absicherung vorhanden sei. Hinzu komme, dass die Politik auf das Problem der verdeckten Armut
noch keine Antwort gefunden habe. Aus diesen Gründen sei eine weitere Reform der Altersicherung
unbedingt erforderlich. Er favorisiert eine umfassende Rentenreform nach schwedischem Vorbild:.
"Bei Personen mit geringen Ansprüchen aus der gesetzlichen und der kapitalgedeckten Rente
werden diese automatisch und ohne Bedürftigkeitsprüfung durch die Garantierente aufgestockt,
wobei die eigenen Ansprüche nur zum Teil auf die Garantierente angerechnet werden. Durch eine
Reform der Alterssicherung wird die Transparenz und Akzeptanz der Altersvorsorgesysteme erhöht.
Entscheidend ist, dass durch die Garantierente Altersarmut vermieden wird."
Während die Garantierente von der Rentenversicherung zusammen mit der Rente ausgezahlt wird,
regeln den Geldfluss bei seinem Modell der negativen Einkommensteuer für die Erwerbsfähigen die
Finanzämter: Wer das Grundeinkommen nicht erreicht, erhält die fehlende Summe überwiesen.
Mehrausgaben sind dabei nicht unvermeidbar, das räumt auch der neue Bundestagsabgeordnete ein.
Aber er hat berechnet, wie diese Zusatzausgaben insbesondere durch die Streichung von
Steuerfreibeträgen finanziert werden können. Auch der Sachverständigenrat hat in seinem jüngsten
Gutachten die grundsätzliche Finanzierbarkeit eines Bürgergeldes eingeräumt und festgestellt, dass
Einkommensarmut - ohne negative Arbeitsmarktwirkungen - dadurch weitgehend beseitigt würde.
"Derartige Verteilungswirkungen ohne negative ökonomische Folgen hat keine andere sozialpolitische
Maßnahme", so Strengmann-Kuhn.
Nähere Informationen: Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Professur für Volkswirtschaftslehre,
insbesondere Labor Economics, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Telefon 069/798-23697,
E-Mail: strengmann at wiwi.uni-frankfurt.de
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