[Gen-Streitfall] WG: 17. April - bundesweiter Aktionstag gegen Gentechnik

Rasmus Grobe rgrobe at gmx.de
Fr Mär 19 16:19:43 CET 2004


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From: <gengruppe at dosto.de>
Sent: Wednesday, March 17, 2004 11:25 PM
Subject: 17. April - bundesweiter Aktionstag gegen Gentechnik


17. April - bundesweiter Aktionstag gegen Gentechnik

Das weltweit tätige Netzwerk von Bauern und Bäuerinnen „Via Campesina“ hat
zum
17. April zum weltweiten Aktionstag für die Rechte der Bauern und Bäuerinnen
aufgerufen. Im Rahmen dieses Aktionstages ruft das Netzwerk „geNOfood“
bundesweit zu Aktionen vor und in Supermärkten auf. Ziel ist es, den Druck
auf Lebensmittelhandel und Lebensmittelindustrie zu verstärken, um zu
erreichen, dass die Supermarktregale und damit die Felder gentechnikfrei
bleiben bzw. werden.
Außerdem sollen die Zusammenhänge zwischen Gentechnik und Umweltzerstörung,
Globalisierung und Welthandel, Profitinteressen und Ausbeutung deutlich
gemacht werden.

Am 17. April wird es in zahlreichen Städten kreative Aktionen vor und in
Supermärkten geben, um auf die Lücken in der Kennzeichnung hinzuweisen und
so
Druck auf die Verantwortlichen auszuüben. Wir wollen die Handels- und
Lebensmittelkonzerne zu einer Verpflichtung auf einen vollständigen Verzicht
von genmanipulierten Lebensmittel drängen. Denn wo kein Markt ist, findet
auch kein Anbau statt und wird auch kein Profit erzielt.

Zum Hintergrund:
Die Auseinandersetzung um den Einsatz der Gentechnik in der europäischen
Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie spitzt sich zu. Am 18. April treten
die verschärften Kennzeichnungsrichtlinien in Kraft, es ist vom Ende des
EU-Moratoriums die Rede, vor der WTO wird eine Klage der USA gegen dieses
EU-Moratorium verhandelt und über das neue bundesdeutsche Gentechnikgesetz
wird heftig gestritten. In diesen Auseinandersetzungen spielt der Widerstand
gegen die Einführung der Gentechnik eine entscheidende Rolle.

Mit einer aggressiven Lobbyarbeit und millionenschweren Werbekampagnen
versuchen seit gut 10 Jahren die transnationalen Gentechnikkonzerne wie
Bayer, Monsanto und Syngenta den Einsatz der Gentechnik in der
Landwirtschaft
und bei der Herstellung von Lebensmitteln durchzusetzen. Sie erhoffen sich
dadurch enorme Profite und eine Kontrolle über einen der „Zukunftsmärkte“,
den Nahrungsmittelsektor. Dabei waren sie nur in wenigen Ländern
erfolgreich.
In den USA, in Kanada, in Argentinien und China werden relevante
Marktanteile
mit Hilfe der Gentechnik gesichert. In den anderen Teilen dieser Welt ist
der
Versuch der Durchsetzung der Gentechnik bisher gescheitert. Nicht nur in
Europa weigern sich VerbraucherInnen den Genfrass zu kaufen, wehren sich
Bauern und Bäuerinnen gegen die Abhängigkeit von den Genkonzernen,
verhindern
Umweltschützer und Globalisierungsbewegung den Anbau der Genpflanzen.

Zur Zeit läuft vor der Welthandelsorganisation (WTO) eine Klage der USA
gegen
die EU, um ein Ende des EU-Moratoriums zu erzwingen. Dieses EU-Moratorium
ist
nur ein defacto-Moratorium, da eine Mehrheit der EU-Staaten seit einigen
Jahren mit ihren Gegenstimmen entgegen der europäischen Rechtslage ein
Neuzulassung von gentechnisch manipulierten Pflanzen blockiert. So gibt es
in
Europa mit der Ausnahme vom kleinen Flächen in Spanien und Deutschland und
etwas Versuchsanbau keine Felder mit Gentechpflanzen. Das soll sich nun
ändern. Um den Widerstand der EU-Staaten zu brechen, hat die EU-Kommission
zahlreiche Gesetze und Verordnungen verschärft um so die Blockadehaltung
durch ein Entgegenkommen zu durchbrechen. Der Erfolg dieser Strategien wird
gerade in mehreren Zulassungsverfahren getestet.

Ein Ergebnis dieser Gesetzesverschärfungen ist die neue
Kennzeichnungsrichtlinie für Genlebensmittel, die ab 18. April in allen
EU-Ländern Gesetzeskraft hat. Fast alle Genlebensmittel müssen nun
gekennzeichnet werden. Davon ausgenommen sind allerdings alle Fleisch-,
Eier,- und Milchprodukte von Tieren, die mit Genpflanzen gefüttert wurden.
Auch Lebensmittelzusatzstoffe, die mit Hilfe von Genenzymen produziert
wurden, müssen nicht gekennzeichnet werden. Der Handelskonzern Metro plante
mit Unterstützung der Gentechnikkonzerne Bayer und Monsanto einen offensive
Kampagne für Genlebensmittel, hat sich aber inzwischen dem Druck der
Gentechnikgegner gebeugt und versichert nun inzwischen wie allen anderen
großen Handelsketten und Lebensmittelhersteller die Gentechnikfreiheit ihrer
Produkte, allerdings nur für die Waren, die auch gekennzeichnet werden
müssen. Hier findet sich also das große Einfallstor der Gentechnikkonzerne.
Sie werden sich vor allem um den Anbau und Verkauf genmanipuliertem
Tierfutter bemühen, denn Molkereien und Fleischverarbeiter setzen weiterhin
auf Gen-Futtermittel.

Die Bundesregierung hat einen Entwurf für das neue Gentechnikgesetz
vorgelegt
über das voraussichtlich im Herbst der Bundestag entscheiden wird. Der
Entwurf ist ein Kompromiss zwischen der Industrielobby hinter
Wirtschaftsminister Clement und Forschungsministerin Buhlmann auf der einen
Seite und den gentechnikkritischen Umwelt- und Verbraucherschutzgruppen
hinter der Verbraucherschutzministerin Künast. Der Gesetzentwurf setzt ganz
klar auf die sogenannte Koexistenz, der Anbau von Genpflanzen,
konventionelle
Landwirtschaft und Öko-Landbau sollen nebeneinander existieren können. Dabei
haben viele wissenschaftliche Studien klar gezeigt, die sogenannte
Koexistenz
führt in kürzester Zeit zu einer vollständigen Durchsetzung der Gentechnik,
ein wirklich gentechnikfreier Anbau ist nicht mehr möglich. So ist es heute
bereits in Kanada unmöglich gentechnikfreien Raps anzubauen oder
gentechnikfreien Honig herzustellen. Über Wind- und Insektenbestäubung
kreuzt
sich die Genmanipulation aus und ist auch nicht mehr rückholbar. Hinzu kommt
die Kontamination gentechnikfreier Ernte, da die selben Transportwege und
Verarbeitungsanlagen auch für die genmanipulierte Ernte genutzt werden.

Bayer, Monsanto und Syngenta wollen mit Hilfe der Gentechnik das weltweite
Monopol über die Saatgutproduktion erlangen. Sie versprechen dafür die
Bekämpfung des Welthungers. Der ehemalige britische Umweltminister Meacher
sagt dazu: „Es ist empörend, dass Monsanto seine bösartige kommerzielle Gier
jetzt hinter der Maske des Wohltäters verstecken will. Der Welthunger ist
denen doch vollkommen egal, sie wollen nur ihre Produkte in der Dritten Welt
verkaufen“. Der Hunger in einigen Gegenden Afrikas, Asiens und
Lateinamerikas
wird nicht durch eine zu geringere Nahrungsmittelproduktion hervorgerufen,
er
ist im wesentlichen ein Verteilungsproblem und wird durch Kriege und
ungerechte Welthandelsstrukturen produziert. Die angestrebte Abhängigkeit
der
Bauern und Bäuerinnen von den Gentechnikkonzernen wird deren Armut weltweit
vorantreiben und die Anzahl der Hungernden steigen lassen.

Halten wir fest:
Die Bauern in Europa stehen vor einschneidenden Veränderungen. Auch weltweit
wird die Abhängigkeit der Bauern von den transnationalen Saatgut- und
Chemiekonzernen erheblich steigen und die Industrialisierung der
Landwirtschaft wird sich beschleunigen. Das wird die Armut unter Kleinbauern
und Landarbeitern weltweit vorantreiben und die Anzahl der Hungernden
steigen
lassen.
Das Gesundheitsrisiko für Tier und Mensch durch den Konsum von Genfood ist
bisher nahezu unerforscht. Es gibt keine aussagekräftigen Langzeitstudien
über mehrere biologische Generationen hinweg. Tier und Mensch sind die
Versuchskaninchen der Gentechnikindustrie!
Die Freisetzung genmanipulierter Pflanzen stellt ein erhebliches Risiko für
die Umwelt da. Einmal in die Natur entlassen, sind Genmanipulationen nicht
mehr rückholbar. Solche Experimente sind unverantwortlich!

Die Auseinandersetzung um die Gentechnik ist noch nicht entschieden. Die
zahlreichen Niederlagen der Gentechnikkonzerne haben gezeigt, das Widerstand
erfolgreich sein kann. Beteiligt euch am 17. April an den Aktionen in eurer
Stadt! Schließt euch in Gruppen zusammen, sucht euch einen geeigneten
Supermarkt und werdet kreativ aktiv.

weitere Hintergrundinformationen und aktuelle Nachrichten:

Netzwerk geNOfood
gengruppe at dosto.de
www.genofood.de.vu




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