[Gen-Streitfall] BASF droht mit Verlagerung der Genforschung
Sabine Altmann
Sabine.Altmann at Wagner-Solartechnik.De
Mo Jul 12 14:36:02 CEST 2004
Quelle: http://www.ftd.de/ub/in/1089460189880.html?nv=hptn
BASF droht mit Verlagerung der Genforschung
Von David Firn und Bettina Wassener, London
BASF droht damit, seine Genforschung in die USA zu verlegen, falls sich in
Europa die Skepsis
gegenüber neuen Technologien nicht legt. Der weltgrößte Chemiekonzern könne
es sich nicht
leisten, in die Forschung an gentechnisch veränderten Nutzpflanzen zu
investieren, wenn es
keinen Markt dafür gibt.
Das sagte BASF-Chef Jürgen Hambrecht im Gespräch mit der Financial Times.
"Wenn man
Innovationen nicht mehr in den Markt drücken kann, wird man als Nächstes die
Forschung und
Entwicklung abziehen", sagte Hambrecht. "Man wird sie dort ansiedeln, wo
sich Innovationen
verwirklichen lassen. Denn wir müssen Geld verdienen, wir können es nicht
nur ausgeben."
Die Forschung an gentechnisch veränderten Nutzpflanzen ist zwar bislang nur
ein kleines
Arbeitsgebiet von BASF - allerdings ist Hambrechts Warnung vor den Folgen
europäischer
Technologieskepsis kein isoliertes Phänomen: Erst vor wenigen Tagen hatte
der britisch-
schweizerische Agrokonzern Syngenta beschlossen, seine Genforschung in
Großbritannien
einzustellen. Auch Syngenta begründete das mit den schwachen
Absatzmöglichkeiten.
"Ohne Risiko kein Spaß"
Noch werde eine Verlagerung der Forschungsarbeit in die USA bei BASF nicht
konkret diskutiert,
sagte Hambrecht. Er könne jedoch nicht zehn Jahre lang darauf warten, dass
gentechnisch
veränderte Getreide in Europa größere Akzeptanz fänden. "Wenn sich die Dinge
nicht langfristig
ändern, muss sich BASF eine neue Strategie überlegen. Aber ich hoffe noch
immer, dass sich
etwas ändern wird", sagte Hambrecht.
Der Konzernchef mahnte, dass die "Lissabon-Agenda" der Europäischen Union -
deren Ziel es
ist, Europa bis 2010 zur wettbewerbsfähigsten Region der Welt zu machen -
wenig Aussicht auf
Erfolg habe, wenn die Politik nicht akzeptiere, dass mit dem Nutzen der
Gentechnik auch
Risiken einhergehen.
"Eine Gesellschaft mit dieser Herangehensweise hat keine Zukunft. Es gibt
keine Innovation
ohne Risiko", sagte Hambrecht. "Kein Risiko heißt kein Wachstum, keine
Zukunft, kein Spaß."
Vorbeugend verurteilt
Obwohl es bislang keine Hinweise auf Gesundheits- oder Umweltrisiken durch
gentechnisch
veränderte Pflanzen gebe, seien einige Politiker der Meinung, die Gentechnik
sei "schuldig,
solange ihre Unschuld nicht wissenschaftlich zu 100 Prozent bewiesen sei",
beklagte Hambrecht.
Ebenfalls auf Kritik stoßen bei BASF die geplanten Chemikalienbestimmungen
der EU. Sie seien
bürokratisch und belastend, vor allem für die kleinen und mittelständischen
Betriebe, die das
Rückgrat der Branche bilden. Die endgültigen Bestimmungen würden für die
Branche hoffentlich
akzeptabler sein, sagte Hambrecht. Derzeit durchläuft die Vorlage das
Europäische Parlament.
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