[Gen-Streitfall] WG: Gentech-Kampagne Metro, Bayer, Monsanto

Rasmus Grobe grobe at uni-lueneburg.de
Do Jan 8 12:06:06 CET 2004


Neues Deutschland, 8. Januar 04
Gentech bei Metro?
Interview mit Philipp Mimkes, Sprecher der »Coordination gegen
Bayer-Gefahren« (CBG).

ND: Die »Coordination gegen Bayer-Gefahren« (CBG) rief Ende letzten Jahres
zu Protesten vor Metro-Kaufhäusern auf, weil der Handelsriese zusammen mit
den Chemiekonzernen Monsanto und Bayer eine Pro-Gentechnik-Kampagne starten
wollte. Wie ist der aktuelle Stand der Aktion »Gemeinsam gegen Genfood«?
Mimkes: Es gab einen überraschenden Erfolg – die Metro AG hat eingelenkt.
Der Konzern erklärte sich bereit, in seinem Nahrungsmittelangebot auf
Genfood zu verzichten. Dies gilt für alle Konzern-Töchter wie Kaufhof,
extra, Real und andere. Die Gefahr einer gemeinsamen Pro-Gentechnik-Kampagne
von Metro mit den weltweit führenden Herstellern Bayer und Monsanto ist
offenbar fürs erste abgewendet.

Was bewirkte das schnelle Einlenken?
Die Proteste gegen die geplante Pro-Gentechnik-Kampagne von Metro, Bayer und
Monsanto setzten schon vor einigen Monaten ein – direkt nachdem ein
Protokoll des eigentlich geheimen Treffens der Konzerne in die
Öffentlichkeit gelangt war. Besonders Greenpeace hatte eine Reihe von
Aktionen angekündigt. Das hat sicher die Entscheidung bei Metro beeinflusst.
Unternehmen denken in ökonomischen Kategorien und eine Gegenkampagne von
Umweltverbänden schadet ihrem Image.

Vorerst wird es also in deutschen Supermärkten kein Genfood geben. Inwieweit
betrifft den Verbraucher dann der Fall des Gentechnik-Moratoriums der EU in
diesem Jahr?
Der größte Teil gentechnisch veränderter Pflanzen wird nicht direkt vom
Menschen konsumiert, sondern geht den Weg über das Tierfutter. Darauf
bezieht sich die Einverständniserklärung der Unternehmen nicht. So landet
Genfood über Milch, Eier, Fleisch und Butter trotzdem in der Nahrungskette.
Ob hierdurch Risiken für die menschliche Gesundheit entstehen, ist
schlichtweg unbekannt. Wenn das Moratorium der EU fällt, steht zu
befürchten, dass gentechnisch veränderte Pflanzen großflächig angebaut
werden. In Sachsen-Anhalt gibt es bereits die Bestrebungen der
Landesregierung, einen ersten kommerziellen Anbau zu starten – unter
Beteiligung von Bayer und BASF. Damit einher gehen die bekannten Risiken für
die Natur und besonders den Ökolandbau. Unter den jetzigen Umständen, vor
allem ohne eine rechtliche Absicherung, ist der ökologische Landbau in
seiner Existenz bedroht.

Die rechtliche Grundlage zur Einführung und zum Anbau von Gentech-Pflanzen
ist von der EU-Kommission so gut wie abgesegnet. Sind Ihnen jetzt die Hände
gebunden?
Auf deutscher Ebene ist die rechtliche Umsetzung noch nicht endgültig
ausgearbeitet. Von daher wenden wir uns nicht nur an Handelsunternehmen und
Gentech-Konzerne, sondern auch an die Politik, besonders auf Bundesebene.

Wie ist die Chance, dass Rot-Grün die Kritik der Gentech-Gegner wahrnimmt?
Kanzleramt und Wirtschaftsministerium tanzen nach der Pfeife der
Gentech-Konzerne und setzen auf eine breite Einführung von Gentechnik in der
Landwirtschaft. Das Verbraucherministerium geht mit dem Thema sensibler um,
aber es steht mächtigen Kontrahenten gegenüber. Die Mehrheit der Verbraucher
lehnt Genfood ab. Die nächsten Monate werden mit darüber entscheiden, ob
künftig zumindest eine Wahlfreiheit besteht.

Fragen: Susanne Götze

Weitere Infos unter www.CBGnetwork.org

http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=47038&IDC=2

Coordination gegen BAYER-Gefahren
CBGnetwork at aol.com
www.CBGnetwork.de
Tel: 0211-333 911
Fax 040 – 3603 741835

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