[Gen-Streitfall] Gen-Futter und untergrabene Wahlfreiheit

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Fr Apr 30 10:13:17 CEST 2004


Sabine Altmann schrieb:
> Hallo Klaus, in einer Podiumsdiskussion im Marburger Abgeordnetenhaus sagte
> der 2. Vorsitzende des hessischen Bauernverbandes vorgestern, dass genfreis
> Futtersoja jetzt doch zu kaufen wäre. Allerdings 1,5 EUR/Doppelzentner
> teurer, als GM Soja. Da mache pro Mastschwein 1 EUR mehr aus. Gruß, Sabine


Hallo Sabine !

Danke für die Information. Ich werde sie auch an Ute Daniels weiterleiten.
Tatsächlich ist es so, daß auch Bioland- und Demeter-LandwirtInnen nicht
von diesen Falsch-Deklarierungen großer Futter-Zulieferer (darunter der
weltweit größte Zulieferer von Futter-Soja, der Bunge-Konzern) betroffen
sind, da sie nicht nur aus vertraglicher Verpflichtung heraus ihr Tier-
futter selsbt erzeugen. Allerdings ist der weitaus größte Teil der
LandwirtInnen auf den Kauf von Futtermitteln dieser "Falsch-Deklarierer"
angewiesen. Auch beispielsweise die Raiffeisen-Kette, bei der sich manche
LandwirtInnen fast ausschließlich eindecken, bietet genfreie Ware nur noch
als Nischenprodukt zu weit überhöhten Preisen an. Daß die Differenz am
Ende pro "Öko-Mastschein" nur 1 Euro ausmache, halte ich für sehr sehr
optimistisch.

Übrigens ist aus Ute Daniels Artikel nicht zu schließen, daß nunmehr
gar kein gentechnikfreies Futter mehr zu haben sei. Im entspechenden
Abschnitt schreibt sie: 
> Zudem wurde inzwischen bekannt, daß für Landwirte die
"Wahlfreiheit", gentechnikfreies Futter einzusetzen systematisch untergraben 
wird. Greenpeace deckte erst kürzlich auf (4), daß marktbeherrschende Zulieferer 
von Futter-Soja in Deutschland auch gentechnik-freies Futter-Soja durchweg als 
Gen-Soja deklarieren. Dabei gibt es derzeit auf dem Weltmarkt für 
gentechnik-freies Futter-Soja keine Lieferengpässe. Hintergrund ist die 
Verflechtung dieser Firmen mit den Gen-Konzernen. Auf diese Weise wird also 
dort, wo es entscheidend ist, also bei 80 bis 90 Prozent des Gesamtvolumens, die 
gepriesene "Wahlfreiheit" ausgehebelt. <

Der Verweis (4) ist übrigens auf einen ausführlichen Artikel meinerseits
zu diesem Thema verlinkt, der auch in der Ausgabe der Tageszeitung
'junge welt' v. 27.04. abgedruckt wurde.
Im Internet zu finden unter:
http://www.jungewelt.de/2004/04-27/013.php
oder auch
http://www.netzwerk-regenbogen.de/genfutter040422.html

Ciao
   Klaus
   klaus.schramm at bund.net




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