[Gen-Streitfall] UK-Studie in taz und ngo-online
Klaus Schramm
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Sa Okt 18 00:56:00 CEST 2003
Hallo Leute !
Hier sind zwei recht ermutigende Nachrichten. Ich meine aber, wir sollten
vorsichtig sein, und nicht vorzeitig den Kampf für gewonnen erachten.
Die hohen Herren sind reich auch an Finten. Erst wenn europaweit das
Gen-Moratorim verlängert ist, können wir - und dann auch nur vorläufig -
aufatmen...
Ciao
Klaus
klaus.schramm at bund.net
Gentech gut und böse
Britische Großstudie: Herbizidfeste Rüben und Raps
schaden Umwelt. Gentechnik-Mais dagegen besser
BERLIN taz In den bislang größten Studien ihrer Art
kommen britische Forscher zu dem Schluss, dass der
Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen
Unkrautsamen, Schmetterlinge, Weichtiere - und damit in
der Folge auch Vögel zurückdrängen kann. Zu diesem
Ergebnis kamen die Wissenschaftler im Auftrag der
Regierung nach dem Anbau von Gentech-Zuckerrüben
und Gentech-Raps auf je 60 Äckern - und dem Vergleich
mit konventionellen Sorten.
Der Vergleich von herbizidresistentem Mais mit
konventionellem Mais auf ebenfalls 60 Äckern ergab
dagegen ein positives Ergebnis: Hier fanden sich mehr
Schmetterlinge und Bienen auf dem Gen-Acker als auf
dem normal bestellten. Ursache für die verschiedenen
Ergebnisse ist die verbliebene Menge an Unkräutern und
Unkräutersamen auf dem Acker, die Wirbellosen und
Vögeln als Nahrung dienen. "Die Studien unterstreichen
die Bedeutung der Unkräuter zwischen den
Getreidepflanzen für die natürlichen
Lebensgemeinschaften in und um das Farmland",
erklärte der Koordinator der Studien, Les Firbank, vom
Zentrum für Hydrologie und Ökologie in Merlewood.
Die britische Regierung hatte die 8,6 Millionen Euro
teuren Studien vor vier Jahren in Auftrag gegeben, um
über die Fortsetzung des Moratoriums über den Anbau
von genveränderten Pflanzen zu entscheiden.
Angesichts der unterschiedlichen Ergebnisse weisen die
Forscher darauf hin, dass sich keine generellen
Aussagen machen ließen und ein Einsatz von Fall zu Fall
zu entscheiden sei. Das britische Kabinett will in den
nächsten Monaten über seine Haltung zum Moratorium
entscheiden. Der Chefwissenschaftler der britischen
Regierung erklärte gegenüber der BBC, dass angesichts
der Ergebnisse das Moratorium aufrechterhalten bleiben
solle.
Untersucht wurden genmanipulierter Ölraps und Mais
von Bayer sowie Gentech-Zuckerrüben von Monsanto.
Alle drei Sorten wurden durch den Einbau von
Bakterien-Genen unempfindlich gegen die
Unkrautvertilger Roundup-Ready beziehungsweise
Basta gemacht. Dadurch können diese recht
aggressiven Herbizide stärker eingesetzt werden als
normal. In der Folge werden im Fall von Raps und Rüben
die Unkräuter viel stärker zurückgedrängt als beim
konventionellen Vergleichssystem. Entsprechend leidet
auch die Fauna.
Beim Mais hingegen macht das neue System eine
spätere Anwendung des Unkrautvertilgers möglich, was
netto etwas milder für die Umwelt ausfällt. Zudem nutzten
die Bauern für den normalen Raps ebenfalls einen sehr
aggressiven Vertilger, nämlich Atrazin, das in
Deutschland bereits verboten ist und auch in der EU aus
dem Verkehr gezogen werden soll.
Umweltschützer wie Greenpeace kritisierten die Studien
als zu eng gefasst: Risiken wie die Auskreuzung der
gentechnischen Eigenschaften auf Unkräuter wurden
nicht untersucht. Erst im September hatte eine
landesweite Debatte, an der über 40.000 Briten
teilnahmen, eine breite Ablehnung der Gentechnik
ergeben. "MATTHIAS URBACH
taz Nr. 7184 vom 17.10.2003, Seite 9, 102 Zeilen
(TAZ-Bericht), MATTHIAS URBACH
Nicht akzeptiert
Gentech-Produzent Monsanto schließt
Niederlassungen
17. Okt. 2003
Der Konzern Monsanto - Produzent von Pestiziden und
Gentech-Saaten - hat am heutigen Freitag angekündigt,
Firmenniederlassungen in Großbritannien, Frankreich,
Deutschland und Tschechien zu schließen und
Mitarbeiter zu entlassen. Das berichtet die
Umweltorganisation Greenpeace. Allein in
Großbritannien sollten Zweitdrittel der Angestellten
das Unternehmen verlassen. Die Umweltorganisation
wertet den Rückzug als Reaktion auf die Ablehnung der
Gentechnik in Europa.
Hier könnten sich genmanipulierte Produkte bisher
weder im Supermarkt noch auf den Feldern durchsetzen.
Der Agrar-Konzern Bayer CropScience hatte bereits im
September 2003 angekündigt,
keine Freisetzungsversuche mit genmanipulierten
Pflanzen mehr in Großbritannien durchzuführen.
"Wir begrüßen diese Entscheidung. Die
Gentech-Konzerne verlassen das sinkende Schiff. Sie
müssen endlich akzeptieren, dass die
Verbraucher in Europa genmanipulierte Produkte
mehrheitlich ablehnen und sie sich nicht aufzwingen
lassen wollen", sagt Ulrike Brendel,
Gentechnik-Expertin bei Greenpeace.
Die Nachricht über Schließungen von Monsanto fällt
zusammen mit der Veröffentlichung von Ergebnissen der
britischem Royal Society (Akademie der
Wissenschaften), die im Regierungsauftrag
Anbauversuche mit genmanipulierten Pflanzen im
Vergleich zum Anbau auf konventionellen Feldern
ausgewertet hatte. Auf Grund
des öffentlichen Drucks startete die britische
Regierung 1999 ein vierjähriges Projekt, um die
Risiken der Gentechnik auf Flora und
Fauna in der Landwirtschaft zu erforschen. Jetzt sei
es amtlich: Der Anbau von gentechnisch veränderten
Zuckerrüben und von Raps berge Gefahren für die
Umwelt, so Greenpeace. Die
Untersuchungsergebnisse zu Gen-Mais seien allerdings
noch umstritten.
"Europäische Regierungen dürfen diese Ergebnisse
nicht ignorieren.
Auch die deutsche Bundesregierung darf sich nicht aus
der Verantwortung stehlen und muss den Anbau von
genmanipulierten Pflanzen sofort unterbinden. In
Europa haben wir jetzt noch die Chance, den Geist in
der Flasche zu halten" sagt Brendel.
Das Projekt der britischen Regierung hätte nur einen
kleinen Teil der möglichen Risiken von Gen-Pflanzen
untersucht, so der Hinweis. So wurde zum Beispiel
nicht untersucht, welche Gefahren
mit der Auskreuzung genmanipulierter Pflanzen
verbunden sind.
Auch Risiken für die menschliche Gesundheit hätten
keine Berücksichtigung gefunden. Generell fänden
diese Gefahren in der Forschung kaum Beachtung. Die
Wissenschaft beschäftige sich
überwiegend mit agro-ökonomischen Untersuchungen wie
mit der Ertragsleistung.
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