[Gen-Streitfall] WG: Postkartenaktion für gentechnikfreie Lebensmittel - UNBEDINGT MITMACHEN !

Rasmus Grobe grobe at uni-lueneburg.de
Do Okt 2 14:15:54 CEST 2003


Gemeinsame Pressemitteilung

Reinheitsgebot statt Zwangs-Anbau von Gentechnik
Breite Initiative fordert Schutz gentechnikfreier Landwirtschaft und
Lebensmittel

Berlin: Eine breite Koalition von Landwirten, Lebensmittelwirtschaft,
Verbrauchern, Umweltschützern, Gewerkschaften und Kirchen startet heute in
Berlin eine bundesweite Postkarten-Aktion zum Schutz des Saatguts vor
gentechnischer Kontamination. Bundeskanzler Schröder wird aufgerufen, ein
Reinheitsgebot für nicht gentechnisch verändertes Saatgut durchzusetzen.

Die Europäische Kommission plant mit einer eher unscheinbaren, technischen
Richtlinie der Gentechnik in der Landwirtschaft eine gefährliche
"Hintertür" zu öffnen. Sogenannte "zufällige und technisch unvermeidbare"
Verunreinigungen von herkömmlichem Saatgut mit gentechnischen Sorten sollen
künftig, je nach Pflanzenart, zwischen 0,3 und 0,7 Prozent toleriert werden,
ohne dass dies gekennzeichnet werden müsste.

Die Position der Bundesregierung in dem zuständigen "Ständigen Ausschuss für
Saatgut" der EU, der über die Richtlinie im Oktober abstimmen soll, ist
entscheidend und bisher nicht festgelegt. Während das Verbraucherministerium
für ein Reinheitsgebot an der Nachweisgrenze plädiert, unterstützt das
Wirtschaftsministerium bisher den Kommissionsvorschlag.

Jede zweihundertste Maispflanze, Tomate, Rübe oder Kartoffel, die auf
konventionellen oder Bio-Äckern in Deutschland wächst, könnte nach dem
Richtlinienentwurf der EU-Kommission ein gentechnisch veränderter Organismus
(GVO) sein, ohne dass die betroffenen Bauern dies verhindern könnten.
Milliarden von GVOs würden sich so im vermeintlich gentechnik-freien Anbau
vermehren und zwar selbst dann, wenn kein einziger Landwirt willentlich
gentechnische Sorten anbaut.

Die Folgen einer solchen Form des Zwangs-Anbaus von Gentechnik bekämen alle
Bereiche der Lebensmittelproduktion zu spüren: Landwirte könnten keine
wirklich gentechnikfreien Produkte mehr liefern und müssten ebenso wie
Lebensmittelverarbeiter und der Einzelhandel alle betroffenen Produkte
daraufhin testen, ob sie nicht bereits als gentechnisch verändert
gekennzeichnet werden müssen. Für Lebens- und Futtermittel wurden von der EU
unlängst verschärfte Kennzeichnungsvorschriften beschlossen.

Massive zusätzliche und überflüssige Kosten bei der Lebensmittelproduktion
wären die Folge und würden gerade die treffen, die Gentechnik in ihrem Essen
und ihren Produkten vermeiden wollen. Durch staatlichen Eingriff würde
verhindert, dass tatsächlich der Markt darüber entscheidet, ob sich
Gentechnik-Produkte durchsetzen oder nicht. Aufwand und Kosten würden der
Industrie, die solche Sorten auf den Markt bringen will, abgenommen und
stattdessen den Bauern und der Lebensmittelindustrie und ihren Kunden
aufgebürdet. Die Kosten würden zudem insgesamt um Größenordnungen
aufgebläht. Statt des Saatgutes, das am Anfang der Produktion steht, müsste
die gut  hundertfache Ernte-Menge auf GVOs kontrolliert werden.

Die Richtlinie würde wesentliche Sicherheitsbestimmungen des
Gentechnikgesetzes und der entsprechenden EU-Gesetze de facto außer Kraft
setzen. Die dort vorgesehene Kontrolle des GVO-Anbaus wäre praktisch
undurchführbar, wenn sie den gesamten nicht-gentechnischen Anbau mit
einschließen muss. Da Saatgut sich vermehrt und in der Natur verbreiten
kann, geht es bei seiner Kennzeichnung nicht allein um eine
Verbraucherinformation. Sie ist auch die Voraussetzung für vorbeugenden
Umweltschutz und für eventuell erforderliche Notfallmaßnahmen. Sollte - wie
in den USA bereits geschehen - ein GVO wegen möglicher  Gesundheits- oder
Umweltschäden wieder aus dem Verkehr gezogen werden müssen, wäre dies
praktisch unmöglich, wenn er bereits im gesamten Saatgut der betroffenen
Pflanzenart verbreitet wäre.

Kontakt:
Benedikt Haerlin, Save our Seeds (SOS), c/o Zukunftsstiftung Landwirtschaft
030/27590309
0173 / 9997555
haerlin at zs-l.de
www.saveourseeds.org

Richtlinienentwurf und Memorandum unter
http://zs-l.de/saveourseeds/main.php4?page=dir


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Zitate von der gemeinsamen Pressekonferenz am 25.9.2003

"Die Umsetzung der diskutierten Grenzwerte gleicht einer
Gentechnik-Einführungsverordnung, da es uns voraussichtlich unmöglich
gemacht wird, den Grenzwert von 0,9% in unseren Produkten zu garantieren,"
sagte Franz Engelke, Geschäftsleitung der Kampffmeyer Mühlen GmbH, Werk
Wesermühlen Hameln.

 "Wir befürchten den Verlust unseres einzigartigen, unverfälschten
kulturellen Erbes, das viele Generationen über Jahrhunderte bewahrt haben.
Und wir sehen Gefahren für die Entwertung unseres Grundbesitzes, wenn es
nicht gelingt, genetische Manipulationen so auszuschließen, dass sie sich
nicht unkontrolliert verbreiten," erklärte der Präsident der
Prädikatsweingüter Deutschlands (VDP), Michael Prinz zu Salm-Salm, der
zugleich Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Grundbesitzerverbände ist.


"Wenn das Saatgut mit GVO verunreinigt ist, werden auch die "zufälligen
Verunreinigungen" der Verarbeitungsprodukte langsam schleichend ansteigen,
da sich die Gehalte im Verarbeitungsprodukt anreichern können," befürchtet
Jutta Jaksche vom Bundesverband Verbraucherzentrale , "Dadurch würde die
Wahlfreiheit des Verbrauchers noch stärker eingeschränkt."

Prof. Dr. Hubert Weiger, agrarpolitischer Sprecher des Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND) und Präsident des Agrarbündnis sagte:
"Bundeskanzler Schröder muss sich entscheiden: Entweder setzt er sich für
die Interessen der Bauern und der Verbraucher ein - oder für die Interessen
der Gentech-Industrie. Entweder wird manipuliertes Saatgut konsequent
gekennzeichnet - oder das Recht, gentechnikfreie Lebensmittel einzukaufen,
ist Geschichte."

"Die Umweltbeauftragten der evangelischen Kirche in Deutschland beobachten
derzeit mit großer Sorge, dass durch die geplante EU-Saatgutrichtlinie die
Freiheit der Landwirte, zwischen gentechnikfreiem Saatgut und gentechnisch
verändertem Saatgut auswählen zu können, zunichte gemacht werden soll.
Herkömmliches Saatgut sollte auch weiterhin frei von Gentechnik sein,"
erklärte Pfarrer Reinhard Dalchow vom Vorstand der Arbeitsgruppe der
Umweltbeauftragten der evangelischen Kirche in Deutschland.

Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf , MdEP (Grüne), Vize-Präsident des
Agrarausschuß im Europäischen Parlament und Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft
Bäuerliche Landwirtschaft, AbL, sagte: "Egal welche Anstrengungen die Bauern
auch unternehmen werden, um ihre Produktion frei von GVOs zu halten - wenn
diese Schwellenwerte Gesetz werden, werden alle Bauern, einschließlich der
Biobauern, ein großes Risiko eingehen, dass ihre Produkte mit GVO
kontaminiert werden und als "gentechnisch verändert" gekennzeichnet werden
müssen. Daher fordern wir die Kommission auf, den Schwellenwert bei der
Nachweisgrenze von 0,1 % festzusetzen."

"Das Anliegen von uns Eurotoques-Köchen ist es, naturbelassene Lebensmittel
in regionstypischer Ausprägung meisterlich zuzubereiten. Wir sagen "Nein"
zur Gentechnik und "Ja" zu gutem Essen," sagte Eurotoques-Chefkoch
Hans-Peter Wodarz von Pomp, Duck and Circumstance.

Thomas Dosch vom Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) sagte:
"Diese Richtlinie bedroht den ökologischen Landbau existentiell und würde
generell zu einer unnötigen Steigerung der Lebensmittelpreise führen."


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Text der gemeinsamen Postkarte an den Bundeskanzler:
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler!
Bitte sorgen Sie dafür, dass herkömmliches Saatgut auch in Zukunft frei von
Gentechnik bleibt. Die Europäische Kommission will gentechnische
Verunreinigungen zwischen 0,3% und 0,7% im konventionellen und Bio-Saatgut
ohne Kennzeichnung zulassen. Da Saatgut sich vermehrt, macht "das Bisschen
Gentechnik" einen großen Unterschied. Wir wollen ein eindeutiges
Reinheitsgebot (technisch: 0,1%). Die deutsche Stimme entscheidet bei der
Abstimmung in der EU.
Gentechnische Produkte sollten sich nicht unkontrolliert verbreiten und uns
durch die Hintertüre untergeschoben werden. Vertreten Sie die Mehrheit der
Bevölkerung und erhalten Sie die Wahlfreiheit der Verbraucher und Landwirte.
Schützen Sie uns und die Umwelt vor möglichen Gefahren. Bewahren Sie das
älteste Kulturgut der Menschheit für künftige Generationen.

Das Postkarten-Motiv finden Sie unter:
http://zs-l.de/saveourseeds/Download_Centre/plakat_A4_300dpi.jpg
Eine hochauflösende Version des Motivs unter:
http://zs-l.de/saveourseeds/Download_Centre/seed_black.tif
Alles weitere unter www.saveourseeds.org


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Kontaktadresse:

(Bezug von Postkarten, Plakaten, Faltblättern sowie Informationen)

Benedikt Haerlin
Save our Seeds (SOS)
c/o Zukunftsstiftung Landwirtschaft
Tel. 030 / 27 59 03 09
mobil 0173 / 999 7 555
haerlin at zs-l.de
www.saveourseeds.org










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