[Gen-Info] Erfolg gegen BASF / Amflora
klausjschramm at t-online.de
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Mi Jan 18 15:55:41 CET 2012
16.01.2012
Gen-Technik
Teilrückzug von BASF
Ein großer Erfolg für die Gentechnik-Gegnerinnen in Europa: Der
weltgrößte Chemie-Konzern BASF kündigt einen Teilrückzug an. Das
Unternehmen verlegt seine Gentechnik-Zentrale in die USA. Damit ist
offenbar auch ein endgültiges Urteil über die umstrittene Gen-
Kartoffen Amflora gesprochen.
Der weltgrößte Chemie-Konzern BASF gibt den europäischen Markt für
Agro-Gentechnik weitgehend auf und begründet dies mit der fehlenden
Akzeptanz in Europa. Moralische Einsicht in die verbrecherischen
Unternehmungen der vergangenen Jahrzehnte ist damit offensichtlich
jedoch nicht verbunden. So hofft die Branche nach wie vor, sich nach
einem strategischen Rückzug langfristig auch in Europa durchzusetzen.
BASF-Vorstand Stefan Marcinowski erläuterte die Konzern-Entscheidung
heute mit einer zwiespältigen Äußerung in Bezug auf die Akzeptanz von
Gentechnik in Europa: "Ich habe keine Hoffnung auf einen schnellen
Meinungswandel."
Weil entsprechende Profite aber derzeit vor allem in Nord- und
Südamerika erwartet werden, verlegt BASF den Sitz seines
Tochterunternehmens für die sogenannte grüne Gentechnik von
Limburgerhof bei Ludwigshafen in die USA. Ein Konzern-Sprecher
beklagte heute, in weiten Teilen Europas fehle noch immer die
Akzeptanz bei der Mehrheit der Verbraucher, Landwirte und Politiker
für die Pflanzenbiotechnologie. Verschwiegen wurde hierbei, daß vor
allem die deutsche Stärke-Industrie nicht in dem von BASF erhofften
Maß von der eigens für den industriellen Bedarf konstruierten Gen-
Kartoffel Amflora zu überzeugen war. BASF war insbesondere wegen
diesem Knollen-Konstrukt in die Kritik geraten. So waren entgegen
öffentlicher Sicherheits-Bekundungen von BASF des öfteren
genmanipulierte Amflora-Knollen außerhalb eingezäunter
Versuchsflächen aufgefunden worden.
Weder Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner noch Wirtschaftsminister
Philipp Rösler wollten sich zu der für sie sicherlich bitteren
Entscheidung der Konzerns äußern. Lediglich ein Sprecher der "F"DP
lamentierte einmal mehr über "Fortschrittsfeindlichkeit". Greenpeace-
Biologe Dirk Zimmermann bezeichnete die BASF-Entscheidung als
konsequent: "Es gibt aus gutem Grund keine Chancen für die Gentechnik
in Europa." Die VerbraucherInnen lehnten genmanipulierte Pflanzen und
Nahrungsmittel ab und für die LandwirtInnen berge die Haftungsfrage
große Risiken. Zudem sei die sogenannte Koexistenz von gentechnischer
Landwirtschaft auf der einen und herkömmlicher oder Bio-
Landwirtschaft auf der anderen Seite nicht möglich. "Wir wollen
nicht, dass diese Pflanzen auf die Äcker kommen, weil sie nicht
beherrschbar sind," so Zimmermann. Auch der Landwirtschafts-Verband
Bioland in Mainz begrüßte den Teilrückzug von BASF. Dies zeige, daß
der massive Widerstand gegen die Agro-Gentechnik eine Wirkung habe,
sagte Bioland-Sprecher Gerald Wehde.
BASF will den Standort der Tochter 'BASF Plant Science' ins
Forschungszentrum 'Research Triangle Park' nahe Raleigh im US-
Bundesstaat North Carolina verlegen. 'BASF Plant Science' hat nach
eigenen Angaben weltweit rund 840 MitarbeiterInnen, 157 davon in
Limburgerhof (Rheinland-Pfalz) und 57 in Gatersleben (Sachsen-
Anhalt). Laut BASF sollen in Limburgerhof nur noch elf
MitarbeiterInnen beschäftigt werden, der Standort Gatersleben werde
geschlossen, die Stellen zum großen Teil verlegt, so daß im Verlauf
von zwei Jahren insgesamt lediglich 78 Stellen in Europa abgebaut
würden. Der konzerninterne Umbau, der laut BASF-Angaben bis Ende 2013
abgeschlossen sein soll, werde zwischen 10 und 15 Millionen Euro
kosten. Dies zeigt, daß es sich bei dem Manöver des Konzerns
keineswegs um einen radikalen Schnitt handelt.
Freuen werden sich aber vor allem die Gentechnik-GegnerInnen in
Europa über die heutige Ankündigung von BASF-Vorstand Stefan
Marcinowski: "Es findet kein Amflora-Anbau mehr in Deutschland
statt." Wie wenig Einsicht damit verbunden ist, zeigt allerdings die
sofort nachgeschobene Aussage, daß es aber wohl noch den ein oder
anderen Freilandversuch im Rahmen laufender Verfahren geben werde. Im
laufenden Jahr werden daher vermutlich weitere Entschärfungs-Aktionen
von Gentechnik-GegnerInnen die Performance des Konzerns motivierend
begleiten.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Neue Gen-Mais-Sorte DAS-40278-9
Agro-Konzern Dow rüstet auf (5.01.12)
EU-Kommission
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