[Gen-Info] Alge trifft Raps

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Do Nov 10 15:44:38 CET 2011


9.11.2011

Alge trifft Raps
BASF setzt trotz Verbraucherprotesten weiter auf die Gentechnik

Ludwigshafen - Lange Reihen Rapspflanzen unter grellem Neonlicht - so 
sieht das Betriebskapital aus, mit dem der Chemiekonzern BASF die 
Pflanzenölproduktion der Zukunft revolutionieren will. Was in den 
Gewächshäusern am Firmensitz in Ludwigshafen heranwächst, soll später 
einmal dazu beitragen, das Risiko von Herzerkrankungen zu reduzieren. 
Läuft alles nach Plan, dann kann die neuartige Pflanze Ende des 
Jahrzehnts für den Anbau zugelassen werden. Die Rapssorte enthält 
Omega-3-Fettsäuren, denen eine gesundheitsfördernde Wirkung 
nachgesagt wird, und die sonst vor allem im Fisch enthalten sind.

Das klingt gut, wäre da nicht das Stichwort Gentechnik. 
Wissenschaftler haben das dafür notwendige Gen aus Algen isoliert und 
in das Erbgut der Rapspflanze eingeschleust. Ein Verfahren, das in 
Europa von vielen Verbrauchern abgelehnt wird. Der für die Agrar- und 
Pflanzenschutzsparte zuständige BASF-Vorstand Stefan Marcinowski ist 
sich dessen bewusst: 'Die Akzeptanz ist leider nicht dort, wo wir sie 
gerne hätten.' Beirren lässt er sich davon nicht. 'Wenn es uns 
gelingt, die gesundheitlichen Vorteile zu beweisen, werden die 
Verbraucher dieses Produkt auch besser akzeptieren.'

Optimistisch ist Marcinowski auch bei der neu entwickelten 
Kartoffelsorte Fortuna, für die der Konzern erst kürzlich eine 
Zulassung für den Anbau in Europa beantragt hat. Die gentechnisch 
veränderte Pflanze ist resistent gegen die Braunfäule-Krankheit, die 
auch in Deutschland regelmäßig zu Ernteverlusten führt. Spätestens 
2015 rechnet der Konzern hier mit einer Zulassung. Ob Fortuna dem 
Konzern mehr Glück bringt, als die ebenfalls von BASF entwickelte 
Kartoffel Amflora, muss sich erst noch zeigen. Bisher wird die 
Industriekartoffel, die vor allem der Stärkegewinnung dienen soll, 
trotz Zulassung kaum angepflanzt. Für den Konzern ist die Amflora ein 
wirtschaftlicher Misserfolg.

BASF investiert Millionenbeträge in die Entwicklung neuer 
Pflanzensorten, auch wenn das Unternehmen selbst kein Saatgut 
vertreibt. Das überlässt BASF seinen Partnern, zu denen etwa die US-
Konzerne Monsanto und Cargill oder die deutschen Firmen KWS und Bayer 
gehören. BASF setzt dabei vor allem auf Gentechnik. Aus den 
schlechten Erfahrungen mit Amflora hat Marcinowski jedoch seine 
Konsequenzen gezogen. 'Wir werden keine Gentechnik-Produkte mehr 
entwickeln, die ausschließlich auf den europäischen Markt zielen', 
sagt er.

Aus Sicht des Konzerns versprechen die Märkte außerhalb Europas 
ohnehin die größeren Wachstumschancen. Die USA, Brasilien und Indien 
sind die Länder mit dem höchsten Einsatz von Gentechnik in der 
Landwirtschaft und auch den höchsten Zuwachsraten. Weltweit stieg 
2010 die Anbaufläche um 20 Prozent auf 148 Millionen Hektar. Auf der 
Rangliste ist Deutschland laut BASF mit zwei Hektar das absolute 
Schlusslicht.

Vorstand Marcinowski sieht in der Pflanzenforschung vor allem deshalb 
ein unverzichtbares Standbein, weil sie die wichtige 
Pflanzenschutzsparte ergänzt. 
Der Konzern gilt als einer der weltweit führenden Anbieter von 
Pestiziden. Und 
dieser Bereich soll bis zum Jahr 2020 deutlich ausgebaut werden, der 
Umsatz bis dahin auf sechs Milliarden Euro steigen. 2010 lag er bei 
vier Milliarden Euro. Dieses Ziel nannte Konzernvorstand Marcinowski 
am Dienstag.

http://www.sueddeutsche.de/k5l38e/304470/Alge-trifft-Raps.html



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