[Gen-Info] Droht Europa eine Honig-Krise?

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Sa Sep 3 13:41:44 CEST 2011


Hallo Leute!

Hier ein sehr interessanter Artikel aus der
'Süddeutschen Zeitung'.

Ciao
   Klaus Schramm


EuGH-Urteil zu Gentechnik 
Droht Europa eine Honig-Krise?

02.09.2011, 14:16
Von Daniela Kuhr

Häufig enthält Honig Spuren von gentechnisch verändertem Blütenstaub -
 schließlich unterscheiden Bienen nicht zwischen normalen oder 
genmanipulierten Pflanzen. Der EU-Gerichtshof muss nun entscheiden, 
ob solche Produkte überhaupt verkauft werden dürfen. Drohen den 
Kunden leere Honigregale im Supermarkt?

Eigentlich betreibt Karl Heinz Bablok die Imkerei nur als Hobby, und 
doch hat der Augsburger in diesem Bereich etwas ausgelöst, das weit 
über Bayern hinaus Wellen schlägt. Ja, sogar weit über Deutschland 
hinaus.
 
Am Dienstag wird der Europäische Gerichtshof (EuGH) über den Fall 
entscheiden - und am Ende könnte ein Urteil stehen, das nicht nur für 
sämtliche Imker, für die Honigindustrie, für den Einzelhandel und für 
die Landwirtschaft folgenreich sein kann - sondern auch für die 
Verbraucher: Womöglich muss ein Großteil des Honigs, der derzeit in 
den Supermärkten steht, aus den Regalen verschwinden. Alles ausgelöst 
durch Karl Heinz Bablok.

Vor vier Jahren hatte sich der Hobby-Imker dagegen zur Wehr gesetzt, 
dass zwei Kilometer von seinen Bienenstöcken entfernt Mais der 
gentechnisch veränderten Sorte Mon 810 angebaut werden sollte. Man 
teilte ihm mit, seine Sorgen seien unbegründet, weil sich Bienen 
nicht für Maispollen interessieren würden.

Doch damit gab Bablok sich nicht zufrieden: Er stellte seine 
Bienenkörbe 500 Meter von den Versuchsfeldern entfernt auf und ließ 
den Honig ein Jahr später untersuchen. Das Ergebnis fiel aus, wie er 
es erwartet hatte: Im Honig waren Spuren des gentechnisch veränderten 
Blütenstaubs nachweisbar.

Weil er einen solchen Honig aber weder Familie noch Freunden anbieten 
wollte, entsorgte Bablok seine gesamte Ware in der 
Müllverbrennungsanlage und verklagte den Freistaat Bayern auf 
Schadenersatz.

Dabei unterstützte ihn das "Bündnis zum Schutz der Bienen vor Agro-
Gentechnik", hinter dem beispielsweise der Deutsche Imkerbund, 
Bioland, Demeter oder auch der Bund Ökologische 
Lebensmittelwirtschaft stehen. Dank der Hilfe brachte Bablok das 
nötige Geld auf, um das Verfahren durch die Instanzen bis vor den 
EuGH zu bringen.

Im Februar erzielte er dort bereits einen ersten Erfolg: Der 
zuständige Generalanwalt Yves Bot stellte fest, dass Honig, in dem 
auch nur kleinste Spuren von Gen-Pollen enthalten seien, ein 
Lebensmittel sei, das aus gentechnisch veränderten Organismen 
hergestellt wurde. Deshalb benötige der Honig eine Zulassung, bevor 
er in Verkehr gebracht werde. Das war ganz in Babloks Sinne. Sollte 
der EuGH - wie so oft - dem Generalanwalt folgen, stünde fest, dass 
er seinen Honig damals zu Recht vernichtet hatte, ja: dass er ihn 
vernichten musste. Denn so ein Honig darf nicht vertrieben werden.

Was die Sache so brisant macht: Babloks Honig ist kein Einzelfall. 
Spuren von Gen-Pollen sind in vielen Honigsorten enthalten. Die 
Zeitschrift Ökotest hatte sie 2009 in elf von 24 überprüften Sorten 
nachgewiesen. Das überrascht kaum, denn Honig wird in großen Mengen 
aus Regionen wie Nord- und Südamerika importiert, wo weitaus mehr Gen-
Pflanzen angebaut werden als hierzulande.

Haben diese Pflanzen keine Zulassung als Lebensmittel, wie zum 
Beispiel Gen-Raps aus Kanada, dann darf der Honig womöglich von 
Dienstag an nicht mehr vertrieben werden. "Derzeit gehen wir davon 
aus, dass nur ein geringer Teil der Honige betroffen ist, aber in der 
Tat müsste einiges aus den Regalen geräumt werden", sagt Heinrich 
Schulze, Vorsitzender des Honigverbands.

Im Bundeslandwirtschaftsministerium beobachtet man das Verfahren 
genau. "Es handelt sich um europäisches Recht", stellte ein Sprecher 
klar. "Sollte der 
EuGH aber tatsächlich so entscheiden wie der Generalanwalt, dann 
müsste die EU-Kommission sehr schnell aktiv werden." 


http://www.sueddeutsche.de/wissen/eugh-urteil-zu-gentechnik-bienchen-
weiss-nicht-ob-am-bluemchen-alles-echt-ist-1.1138073







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