[Gen-Info] Gen-Verunreinigung bei Saatgut nimmt zu
klausjschramm at t-online.de
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Do Mai 5 11:30:42 CEST 2011
4.05.2011
Gen-Verunreinigung bei Saatgut
nimmt zu
Greenpeace und der Biobauern-Verband Bioland schlagen Alarm:
Mittlerweile sind bereits sieben Prozent der Proben von
konventionellem Saatgut für Mais gen-kontaminiert - nach Angaben der
zuständigen Behörden. Die Verunreinigung steigt damit seit Jahren
weiter an. Die Verbände fordern daher, daß die Einhaltung der Null-
Toleranz-Grenze für Verunreinigungen im Saatgut. Der Verdacht
erhärtet sich, daß die Gen-Kontaminationen nicht selten mit Absicht
herbeigeführt wird.
In 29 von bundesweit insgesamt 417 Proben von konventionellem Saatgut
für Mais haben die zuständigen KontrolleurInnen in den Bundesländern
Verunreinigungen festgestellt, die auf genmanipulierte Mais-Sorten
zurückzuführen sind. Dies entspricht knapp sieben Prozent. Es ist
daher unbestreitbar, daß die Gen-Kontamination weiter ansteigt. 2010
hatten die Behörden 6,2 Prozent der Proben wegen Gen-Kontamination
aus dem Verkehr gezogen, 2009 waren 5,7 Prozent der Proben gen-
kontaminiert, 2008 waren es nur 2,1 Prozent. Greenpeace führt die
steigende Verunreinigung auf die - teils mutwillige, teils
unvermeidbare - Vermischung nach der Ernte, auf Pollenflug und die
Übertragung durch Insekten zurück.
Jan Plagge von Bioland weist darauf hin, daß es sich bei
gentechnikfreiem Saatgut um "die Basis unserer Nahrungskette"
handelt. Deshalb gelte es, "hier konsequent jegliche gentechnische
Verschmutzung zu vermeiden." Sandra Blessing, Gentechnik-Expertin bei
Greenpeace bezeichnet die zunehmende Gen-Kontamination als
"inakzeptabel". Sie wertet die Anläufe von Partei-PolitikerInnen, die
versuchten höhere Grenzwerte durchzusetzen als eine Politik, die die
Saatgut-Industrie für "Schlamperei" auch noch belohnen will. Im März
sprach sich der Bundesrat in einer Abstimmung mehrheitlich gegen die
Aufweichung der Saatgutreinheit aus, nachdem es bundesweite Proteste
gegeben hatte.
Zugleich aber loben Greenpeace und Bioland die zuständigen
Länderbehörden: Im Gegensatz zum vergangenen Jahr wurden die Saatgut-
Proben diesmal rechtzeitig gezogen. Auf diese weise konnte verhindert
werden, daß erneut genmanipulierter Mais ausgesät wurde. 2010 wurden
Verunreinigungen dagegen erst spät gemeldet, sodaß teilweise
komplette Maisbestände vernichtet werden mußten. Betroffen war den
Verbänden zufolge eine Fläche von fast 3000 Hektar.
Allerdings nahmen die Behörden nur in elf der 16 Bundesländer
Saatgutproben. Die meisten Verunreinigungen fanden die
KontrolleurInnen demnach in Bayern, Niedersachsen und Schleswig-
Holstein. In Bayern erwiesen sich sechs von 76 Proben (7,9
Prozent).als genkontaminiert. In Niedersachsem, einem der
Hauptstandorte industrieller Landwirtschaft, fanden sich in sechs von
60 Proben (10 Prozent) Genmanipulationen. In Schleswig-Holstein
mußten sogar fünf von neun Proben (55,6 Prozent) beanstandet werden.
Keine Beanstandungen des Saatguts gab es in Thüringen, Hessen und dem
Saarland.
Greenpeace und Bioland haben auf ihren Internetseiten die Ergebnisse
im Einzelnen veröffentlicht. Dort sind neben den betroffenen Sorten
auch die Hersteller-Firmen der gen-kontaminisérten Saaten aufgeführt:
http://gpurl.de/Verunreinigung-Maissaat
Seit Jahren ist immer häufiger zu beobachten, daß auch importiertes
Getreide und Reis gen-kontaminiert sind. Diese Befunde werfen die
Frage auf, ob es sich bei den Vermischungen um Zufall oder Absicht
handelt. Von Gentechnik-KritikerInnen und von Umweltverbänden wird
schon seit Jahren davor gewarnt, daß Gentech-Konzerne wie Monsanto im
Verdacht stehen, gezielt Verunreinigungen mit von ihnen produzierten
Gen-Pflanzen zu verbreiten. Die dahinter stehende Strategie leicht
nachzuvollziehen: Wenn erreicht werden kann, daß sich im Erbgut
herkömmlicher Sorten immer mehr genmanipuliertes Erbgut verbreitet,
bricht der Widerstand gegen Agro-Gentechnik irgendwann zusammen. So
deutet auch Vieles darauf hin, daß der über Jahre hinweg genehmigte
sogenannte Versuchsanbau verschiedener Gen-Pflanzen nicht etwa
wissenschaftlichen Zwecken dient, sondern der schleichenden, aber
gezielten Gen-Kontamination herkömmlicher Nutzpflanzen. Seit mehr als
acht Jahren weisen UmweltschützerInnen darauf hin, daß die
vielgepriesene "Koexistenz" nur ein vorgeschobenes Argument
darstellt, um den Anbau von genmanipulierten Pflanzen durchzusetzen.
Die Politik der "Koexistenz" wurde zwischen 2003 und 2005 von der
damals amtierenden pseudo-grünen Agrar-Ministerin Renate Künast
durchgesetzt. Werden Gen-Pflanzen erst einmal angebaut, ist bereits
nach wenigen Jahren keine Bio-Landwirtschaft und auch keine
konventionelle Landwirtschaft ohne Gentechnik mehr möglich.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Gen-Eier zu Ostern?
Greenpeace empfiehlt Bio (18.04.11)
Gen-Kartoffel Amflora vor dem Aus
BASF muß gesamte Ernte vernichten (28.02.11)
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das geltende Reinheitsgebot? (9.02.11)
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