[Gen-Info] US-Gericht stoppt Gen-Zuckerrübe

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Mi Aug 18 13:43:55 CEST 2010


Hallo Leute!

... mal ein Hoffnungsschimmer aus den USA.

Ciao
   Klaus Schramm


17.08.2010

Schwere Niederlage für Monsanto
US-Gericht stoppt Gen-Zuckerrübe

San Francisco (LiZ). Ein US-Gericht stoppte den weiteren Anbau der 
genmanipulierten Zuckerrübe des Gentech-Konzern Monsanto und 
widerrief damit eine Zulassung der US-Regierung. Bei der Gen-
Zuckerrübe handelt es sich um ein Konstrukt, das gegen das Monsanto-
Pestizid RoundUp immun gemacht wurde. UmweltschützerInnen hatten 
gegen die Anbau-Genehmigung geklagt und darauf verwiesen, daß die 
Folgen für die Umwelt nicht ausreichend geprüft wurden und daß 
mittlerweile mehr Herbizide bei der Monsanto-Zuckerrübe eingesetzt 
werden müssen als bei herkömmlichen Sorten. Auch die Ausbreitung 
pestizidresistenter Unkräuter hat in den USA nach jüngsten Studien 
deutlich zugenommen.

95 Prozent der in den USA angebauten Zuckerrüben waren im Jahr 2009 
genmanipuliert. Innerhalb von nur zwei Jahren hatten Gentech-Konzerne 
wie Monsanto und BASF den US-Markt für Zuckerrüben erobert. Nach 
Angaben von Monsanto wurde die konzerneigene Gen-Zuckerrübe im Jahr 
2010 auf 400.000 Hektar angebaut. Das nun von Bundesrichter Jeffrey 
White in San Francisco gesprochene Urteil hat allerdings keine 
Auswirkungen auf die bereits angepflanzten Zuckerrüben, sondern 
bewirkt lediglich ein Anbauverbot für Neu-Anpflanzungen. Bisher 
angebaute genmanipulierte Zuckerrüben dürfen weiterhin genutzt und 
geerntet werden.

Die ökologische Risikoforschung kann zwei bis drei Jahre in Anspruch 
nehmen. Andrew Kimbrell vom Zentrum für Lebensmittelsicherheit 
wertete das Gericht-Urteil als einen großen Sieg. Das US-
Landwirtschaftsministerium "wird lernen, daß sein Auftrag der Schutz 
von Bauern, Verbrauchern und der Umwelt ist und nicht der Profit von 
Kapitalgesellschaften wie Monsanto."

Herkömmliche Zuckerrüben-Sorten sind weiter erhältlich, so daß 
ExpertInnen zufolge die Zuckerproduktion in den USA nicht dramatisch 
von dem Gerichts-Urteil beeinflußt wird. Noch vor zwei Jahren sei 
herkömmliches Saatgut weit verbreitet gewesen. Die Zuckerindustrie 
warnte jedoch davor, daß im kommenden Jahr nicht genügend 
herkömmliches Saatgut verfügbar sei.

Der Gerichts-Entscheid bedeutet eine schwere Niederlage für Monsanto. 
Nach Angaben des Konzerns droht ein Widerruf der Anbaugenehmigung den 
Konzern und abhängige LandwirtInnen in den Jahren 2011 und 2012 rund 
zwei Milliarden US-Dollar zu kosten. Bis die genmanipulierte Monsanto-
Zuckerrübe in den USA erneut genehmigt ist, könnten Jahre vergehen. 
Bereits im Juli verhängte die US-amerikanische Umweltbehörde EPA 2,5 
Millionen US-Dollar Strafzahlung gegen die Firma. (siehe unseren 
Artikel v. 12. Juli.) Es ist die bisher höchste von der EPA 
ausgesprochene Buße. Monsanto hatte zwischen 2002 und 2007 unerlaubt 
gentechnisch veränderte Baumwolle mit integrierten Pestiziden 
verkauft und damit gegen das Gesetz zur Anwendung von Pestiziden 
verstoßen.

BASF arbeitet mit Monsanto bei der Entwicklung von genmanipuliertem 
Mais, Raps, Weizen, Soja und Baumwolle zusammen. In Deutschland 
entwickelt BASF mit eine genmanipulierte Zuckerrübe - in Kooperation 
mit der Firma KWS - und versucht, die genmanipulierte Kartoffel-Sorte 
Amflora zu verbreiten. Auch die in den USA nun gestoppte Gen-
Zuckerrübe wächst in Deutschland im "Versuchsanbau" unter freiem 
Himmel in der Nähe von Einbeck in Niedersachsen.

Monsanto ist weltweit nicht allein für seine rigorose 
Durchsetzungsstrategie auf dem Markt für Saatgut und genmanipulierte 
Pflanzen bekannt, sondern versucht auch durch Patent-Anträge auf 
Schwein, Brokkoli und Tomate immer mehr Einfluß und Macht zu 
gewinnen. Greenpeace wertet die Anstrengungen des Gentech-Konzerns 
auf dem Feld Patentrechts als besonders gefährlich, da Monsanto hier 
einen "Dammbruch" auslösen könnte. Der Konzern versuchte Ende Juli, 
als englische Firma 'Plant Bioscience' getarnt, Patente auf mehrere 
Gemüse-Sorten zu erwerben. Bereits im April hatte Monsanto die 
Patentierung des Fleisches von Tieren beantragt, die mit 
genmanipuliertem Futter aus Monsanto-Retorten gemästet werden.

Das US-Landwirtschaftsministerium kündigte an, "die nächsten Schritte 
zu prüfen". Auch Monsanto wird das Urteil nicht ohne weiteres 
akzeptieren und versuchen, dennoch eine Aussaat seiner Gen-Zuckerrübe 
im Frühjahr 2011 durchzusetzen. In einem ähnlichen Fall hatte die US-
Regierung nach einem gerichtlichen Verbot eine Teilgenehmigung 
aussprechen können. Ebenso wie in den Bereichen Atomenergie und 
Militär, ist im Bereich Gentechnik von der jetzigen US-Regierung 
unter Barack Obama eine extremere Vorgehensweise als unter seinem 
Vorgänger George W. Bush zu beobachten.


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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Gen-Weinreben im Elsaß entschärft
      "Freiwillige SchnitterInnen" gegen illegalen Anbau
      (15.08.10)

      Gen-Raps verbreitet sich unkontrolliert
      Rückholung verursacht gigantische Kosten (6.08.10)

      Gen-Mais-Skandal:
      Nur Mecklenburg-Vorpommern informiert
      Pioneer-Konzern verweigert Entschädigung (17.07.10)

      Illegale Verbreitung von Gen-Baumwolle
      Gentech-Konzern Monsanto
      zu Millionen-Geldstrafe verurteilt (12.07.10)

      Mecklenburg-Vorpommern
      Gen-Kartoffel Amflora entschärft (9.07.10)

      Erfolg der Bio-Landwirtschaft
      mit Artenvielfalt statt Pestiziden
      US-Studie erklärt Erfolg der Bio-Landwirtschaft (5.07.10)

      Gen-Cocktail bei Feinkost Käfer
      Umweltinstitut München findet
      bei dem Traditionsunternehmen
      sieben illegal verwendete Gen-Mais-Sorten (18.06.10)

      Niedersachsen Gen-Skandal weitet sich aus
      Gen-kontaminierter Mais in 7 Bundesländern ausgesät
      (6.06.10)

      Greenpeace deckt auf:
      Illegale Gen-Schokolade in Supermärkten (26.05.10)

      Gen-Kekse im Supermarkt
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      Reese's Peanut Butter Cup (10.05.10)

      Skandal in Niedersachsen - Behörden sehen weg
      Gen-kontaminierter Mais ausgesät (7.05.10)

      In Europa wächst Widerstand gegen Gen-Kartoffel
      Deutsche Regierung protegiert BASF (30.04.10)

      Saatgut mit Gen-Mais kontaminiert
      Zufall oder Absicht? (27.04.10)

      US-Gericht verurteilt Bayer-Konzern
      50 Millionen Schadenersatz wegen Gen-Reis (16.04.10)

      Protest gegen Gen-Kartoffel Amflora
      Greenpeace blockiert Lagerhaus (12.04.10)

      Bulgarien bleibt gentech-frei
      EU-Richtlinien genial ausgetrickst (25.03.10)

      EU-Zulassung für Gen-Kartoffel Amflora
      Resistenz-Gen: nicht berücksichtigt
      Alternativen aus konventioneller Züchtung:
      nicht berücksichtigt (2.03.10)





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