[Gen-Info] Gen-Kartoffel Amflora

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So Mai 2 17:40:19 CEST 2010


30.04.2010

In Europa wächst Widerstand
gegen Gen-Kartoffel
Deutsche Regierung protegiert BASF

Österreich hat die Gen-Kartoffel Amflora von BASF am Mittwoch, 28. 
April, verboten. Begründung: Amflora enthält ein Antibiotikaresistenz-
Gen. Dieses Gen könnte lebensnotwendige Antibiotika wie Kanamycin und 
Neomycin unwirksam machen. Ungarn hat am selben Tag beschlossen, die 
Europäische Kommission zu verklagen, da die Anbauzulassung für die 
Gen-Kartoffel rechtswidrig ist. Bulgarien hat Ende März ein 
Gentechnik-Gesetz verabschiedet, das den Anbau genmanipulierter 
Pflanzen de facto unmöglich macht. Doch die deutsche Bundesregierung 
protegiert weiterhin den Gentech-Konzern BASF, der hierzulande sein 
genmanipuliertes Konstrukt anbauen darf.

Andere EU-Länder haben die Gesundheits- und Umweltrisiken der Gen-
Kartoffel erkannt und die Notbremse gezogen, während die deutsche 
Bundesregierung sie ignoriert. Greenpeace legt nun ein 
Rechtsgutachten vor, laut dem die Anbau-Zulassung rechtswidrig und 
gefährlich ist. Zudem wird sich die Gen-Kartoffel des BASF-Konzerns 
bei Transport, Lagerung und Verarbeitung sehr wahrscheinlich mit 
anderen Kartoffeln vermischen. Daher besteht die Gefahr, daß sich das 
genmanipulierte Erbgut auf andere Kartoffel-Sorten ausbreitet. Auch 
die Nachfrage ist keineswegs gesichert: Die Stärkeindustrie, für die 
die Eigenschaften von Amflora angeblich optimiert wurden, lehnt 
mehrheitlich ab. Sie will diese Kartoffel nicht verarbeiten.

Greenpeace kritisiert Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner: 
Deren Erklärung, die Förderung der Amflora sei im Koalitionsvertrag 
vereinbart, sei angesichts der Risiken absurd. Stephanie Töwe, 
Gentechnik-Expertin von Greenpeace, richtet an die EU-Agrarminister 
die Forderung, sich auf ihrer Konferenz in Plön im Interesse der 
VerbraucherInnen, LandwirtInnen und der gentechnikfreien 
Landwirtschaft gegen den Anbau der Gen-Kartoffel von BASF einsetzen 
und Aigner zu einem Verbot drängen.

Marco Contiero, Gentechnik-Experte von Greenpeace in Brüssel, sagte: 
"Präsident Barroso und Kommissionsmitglied Dalli wollen 
genmanipulierte Organismen auf unseren Tellern und Feldern einführen, 
ohne auf Gesundheits- und Umweltrisiken zu achten. Sie respektieren 
die Meinung der Bürger, der Mitgliedstaaten und der Experten nicht."

Auch der Verband der Kritischen AktionärInnen von BASF schätzt 
Amflora als gefährlich ein. Aufgrund des Risikos der Amflora haben 
die Kritischen Aktionäre für die heutige BASF-Jahreshauptversammlung 
eine Risiko-Rückstellung von 500 Millionen Euro beantragt. Der 
Dachverband gibt zur Begründung an, daß BASF mit dem Anbau der 
Amflora wegen ihrer Antibiotikaresistenz-Gene enorme Risiken eingehe. 
Es sei nicht nachvollziehbar und völlig unverantwortlich, im Jahre 
2010 noch genmanipulierte Organismen in die Umwelt freizusetzen. 
Dieser Umstand könne innerhalb der nächsten Jahre 
Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe mit sich ziehen, 
argumentieren die AktionärInnen.

"Es ist nur folgerichtig, daß kritische Aktionäre bei der BASF-
Jahreshauptversammlung für die Amflora eine Risiko-Rückstellung von 
500 Millionen Euro beantragt haben," resümiert Martin Hofstetter, 
Agrarexperte von Greenpeace. Andere EU-Mitglieder sollten dem 
österreichischen Beispiel folgen, sich gegen die Pro-Genmanipulations-
Agenda der Europäischen Kommission entscheiden.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Protest gegen Gen-Kartoffel Amflora
      Greenpeace blockiert Lagerhaus (12.04.10)

      Bulgarien bleibt gentech-frei
      EU-Richtlinien genial ausgetrickst (25.03.10)

      EU-Zulassung für Gen-Kartoffel Amflora
      Resistenz-Gen: nicht berücksichtigt
      Alternativen aus konventioneller Züchtung: nicht berücksichtigt
      (2.03.10)

      Konkurrenz für Gen-Kartoffel Amflora
      aus konventioneller Züchtung (25.11.09)

      Aigner genehmigt Anbau
      von Gen-Kartoffel Amflora
      Gefahren nicht zu leugnen (27.04.09)

      Gen-Kartoffel Amflora darf verfüttert werden
      Teilerfolg für BASF (19.02.08)

      Bauern akzeptieren keine Gen-Kartoffel
      "Gen-Walli" floppt (24.01.08)

      Gen-Moratorium in Frankreich
      Auch die EU bremst erstmals beim Gen-Mais (26.10.07)

      Gen-Kartoffel Amflora
      EU-Umweltministerkonferenz entscheidet nächste Woche (20.06.07)

      Gen-Kartoffel von BASF wird von EU-Bürokratie verharmlost
      Kritik der Europäischen Arzneimittelagentur beiseite gewischt
      (18.04.07)

      Entscheidung über Gen-Kartoffel vertagt
      Europäisches Gen-Moratorium hängt am seidenen Faden (24.02.07)

      BASF will Gen-Kartoffel anbauen
      Fällt nun das europäische Gen-Moratorium? (9.02.07)

      Ministerin contra - Ministeriale pro Gentech?
      'Report Mainz' enthüllt wahre Aufgabe des Künast-Ministeriums
      (1.03.05) 



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