[Gen-Info] Bulgarien bleibt gentech-frei
klausjschramm at t-online.de
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Fr Mär 26 06:44:49 CET 2010
25.03.2010
Bulgarien bleibt gentech-frei
EU-Richtlinien genial ausgetrickst
Biene für Gentechnik-Freiheit Sofia (LiZ). Das bulgarische Parlament
hat ein neues Gentechnik-Gesetz verabschiedet, das den Anbau
genmanipulierter Pflanzen de facto unmöglich macht. Die auf die
Durchsetzung von Gentechnik angelegte EU-Vorgabe wird dabei
ausgetrickst, indem Sicherheitsabstände zu jedem einzelnen
Bienenstock, zu Naturschutzgebieten sowie zu konventionellen oder
ökologisch bewirtschafteten Feldern so festgelegt wurden, daß für den
Anbau genmanipulierter Pflanzen de facto keine Fläche übrig bleibt.
Ein klarer Erfolg für die Gentechnik-GegnerInnen.
Rund um jeden einzelnen Bienenstock in Bulgarien muß in Zukunft ein
Sicherheitsabstand von zehn Kilometern ohne Gentechnikanbau
eingehalten werden - und dies vor dem Hintergrund, daß Bulgarien
offenbar flächendeckend von ImkerInnen mit Bienenstöcken versorgt
ist. Das neue Gesetz schreibt außerdem vor, daß zu den Feldern von
konventionell und biologisch arbeitenden LandwirtInnen
Sicherheitsabstände von sieben Kilometern und rund um
Naturschutzgebiete sogar 30 Kilometern Abstand eingehalten werden
müssen.
Die bulgarische Bevölkerung hatte im Vorfeld der
Parlamentsentscheidung heftig gegen den Anbau von genmanipulierten
Pflanzen protestiert. "Saubere Erde, gesunde Kinder" - mit dieser
Forderung gingen Tausende von Gentechnik-GegnerInnen in ganz
Bulgarien in den vergangenen Wochen auf die Straße. Im Internet und
mit Kinderpostkarten machten sie mobil und begründeten ihren Protest.
"Wer hat etwas von der Gentechnik", fragte ein Demonstrant. "Der
Nutzen ist fast gleich Null: In den ersten vier Jahren steigen die
Erträge, aber danach sinken sie dramatisch. Die Landwirtschaft wird
versklavt, und die Chemiekonzerne verdienen jedes Jahr mehr an den
Patenten."
"Wir wollen keinen Gentechnik-Anbau. Der Schaden für die Menschen ist
zu groß", erklärte eine Frau. "Und wenn Babys Gentechnik-Kulturen in
der Nahrung haben, wissen wir nichts über die Spätfolgen." Der Erfolg
der Gentechnik-GegnerInnen stellt die ursprünglichen Pläne des
Gesetzesvorhabens auf den Kopf. Bulgarien galt lange Zeit neben
Rumänien als mögliches Einfallstor für die Gentech-Konzerne in die
Europäische Union.
In Bulgarien hatte es zunächst starke Auseinandersetzungen unter den
Regierungsparteien um die Ausrichtung des Gentechnikgesetzes gegeben.
Doch entgegen der Intention der Brüsseler EU-Bürokraten und ihrer
Einflüsterer in den Konzern-Zentralen wird Bulgarien als jüngstes EU-
Mitgliedsland nun gentechnikfrei bleiben. Der Erfindungsreichtum der
bulgarischen Abgeordneten machte es möglich. Weil ein generelles
Verbot des Anbaus genmanipulierter Pflanzen nach EU-Recht nicht
zulässig ist, nutzten die Abgeordneten auf geradezu geniale Weise die
Gesetzeslücken aus.
Auch der bulgarische Staatspräsident Georgi Parwanow will jetzt die
Bio-Landwirtschaft ausbauen. "Ich empfinde Genugtuung darüber, daß
letztendlich unter dem Druck der Bürger eine vernünftige Entscheidung
getroffen wurde. Damit gelingt es uns, Bulgarien sauber von
Gentechnik-Einflüssen zu halten und die Voraussetzungen zur
Entwicklung einer biologischen Landwirtschaft zu schaffen." Monsanto
& Co. sehen bereits die Gefahr, daß nun Gentechnik-GegnerInnen in
ganz Europa auf das bulgarische Beispiel aufmerksam werden könnten.
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