[Gen-Info] Cisgentechnik - Stellungnahme des Pomologen-Verbandes
klausjschramm at t-online.de
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Mo Sep 21 21:58:52 CEST 2009
Hallo Leute!
Hier eine weitere Information zum Thema "Cisgentechnik":
eine Stellungnahme des Pomologen-Verbandes.
Ciao
Klaus Schramm
Pomologen-Verein
Cisgenetik
Der Begriff Cisgenetik taucht derzeit immer häufiger in der
Gentechnik-Diskussion auf, und wird als mögliche Lösung für das so
kontrovers diskutierte Thema Agro-Gentechnik gehandelt. Auch als
mögliche
Alternative für den Ökolandbau ist die Cisgenetik im Gespräch.
Bei den meisten gentechnisch veränderten Organismen wurde in der
Vergangenheit artfremdes Erbmaterial eingebaut. So enthält
beispielsweise
der gentechnisch veränderte Mais MON 810 Gensequenzen des Boden-
Bakteriums
Bacillus thuringensis, um in der Maispflanze eine Resistenz gegen
Maisschädlinge zu erzielen. Per Gentechnik erzeugte Organismen, die
artfremdes Erbgut in sich tragen, nennt man transgen (lateinisch:
trans =
jenseits; transgen = Verwendung von Genen jenseits der Artgrenzen).
Baut
man nun in einen Organismus per Gentechnik arteigene DNA-Abschnitte
ein,
so entsteht ein cisgenes Lebewesen (lateinisch: cis = diesseits;
cisgen =
Verwendung von Genen diesseits der Artgrenze).
Der große US-amerikanische Nahrungsmittelkonzern J.R. Simplot in
Idaho
arbeitet derzeit mit Hochdruck an einer cisgen veränderten
Kartoffelsorte
mit Namen "Russet Boise", der drei Kartoffel-Gene so eingebaut
wurden,
dass bei der Herstellung von Pommes frites aus dieser Knolle kein
gesundheitsschädliches Acrylamid mehr entsteht. Es hat bereits
Freilandversuche und Test-Essen mit Verkostung gegeben. Simplot will
die
Kartoffel in fünf Jahren auf den Markt bringen.
In der Schweiz und in den Niederlanden forschen Wissenschaftler an
cisgenen Apfelbäumen. Beispielsweise will man bei wichtigen
Marktsorten
durch den Einbau von bestimmten Apfelgenen eine Resistenz gegen eine
der
wichtigsten Apfelkrankheiten, den Apfelschorf, erreichen.
Nach der EU-Freisetzungs-Richtlinie müssen auch die cisgenen Pflanzen
als
gentechnisch veränderte Organismen (GVO) zugelassen und
gekennzeichnet
werden. Das ist nicht in allen Ländern so, beispielsweise müssen
cisgene
Pflanzen in Australien weder besonders zugelassen noch gekennzeichnet
werden.
Befürworter der Cisgenetik sehen in cisgenen Pflanzen kein
Sicherheitsrisiko und halten sie für ebenso harmlos, wie
konventionell
gezüchtete Pflanzen (z.B. Henk Schouten vom PRI Wageningen). Sie
begründen
diese Haltung u.a. damit, dass keine artfremden Gene sondern nur Gene
von
kreuzungsfähigen Verwandten genutzt werden, die auch auf natürliche
Weise
durch Bestäubung übertragen werden könnten. Es könne daher auch kein
artfremdes Erbgut auskreuzen.
Einige Wissenschaftler, u.a. Bernd Müller-Röber von der Universität
Potsdam, fordern, cisgene Pflanzen rechtlich nicht als gentechnische
Produkte zu behandeln, sondern genauso wie natürlich gekreuzte
Sorten. Sie
müssten dann kein gesondertes Zulassungsverfahren durchlaufen und
brauchten nicht gekennzeichnet zu werden.
Aus Sicht von anderen Wissenschaftlern sollten die cisgenen
Organismen
genauso kritisch betrachtet werden wie die transgen erzeugten. Ihre
Argumente:
Die Methodik des Gentransfers unterscheidet sich nicht. Bei der
Cisgenetik
werden dieselben Transformationstechnologien wie bei der Transgenetik
angewandt. Es gibt also keinen Unterschied in der Technik, sondern
nur in
der Herkunft des zu übertragendenden Gens. Die genunabhängigen
Riskiofaktoren bleiben bestehen:
- Bei der Gentechnik ist (in der Regel) nicht steuerbar, an welcher
Stelle
das künstlich übertragenen Gen eingebaut wird (Insertionsstelle).
- Je nach Position eines Gens in der DNA kann es unterschiedliche
Effekte
entfalten (Positionseffekte).
- Auch die Problematik der Kopienzahl und damit des Dosiseffekts
bleibt
bestehen.
Durch die gentechnische Manipulation erfolgt ein Eingriff in die
natürliche Stoffwechsellage des Organismus, der ggf. unerwartete
Stoffwechselprodukte auslösen könnte, z.B. allergieauslösende
Substanzen.
Einige Kritiker befürchten eine heimliche Einführung von cisgenen
Pflanzen, denn Kontrollen auf cisgenes Erbgut stehen vor dem Problem,
das
die cisgenen Veränderungen kaum nachgewiesen werden können, da nur
arteigene DNA verwendet wird.
Autorin: Martina Adams, Weilburg, Pomologen-Verein e.V.
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