[Gen-Info] Saatgut mit Gen-Mais NK603 kontaminiert
klausjschramm at t-online.de
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Mi Mai 13 14:50:17 CEST 2009
13.05.2009
Saatgut mit Gen-Mais NK603 kontaminiert
Laxe Auflagen bei der Beseitigung
In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ist versehentlich
kontaminiertes Saatgut ausgesät worden. Das Saatgut, das aus Sachsen
geliefert wurde, ist mit dem für den Anbau nicht zugelassenen Gen-
Mais NK603 verunreinigt. In Baden-Württemberg sind 170 Hektar Land
betroffen, in Rheinland-Pfalz 100 Hektar. Die zehn betroffenen
LandwirtInnen in Rheinland-Pfalz sollen den Gen-Mais "in der Regel"
unterpflügen.
Zum Unterpflügen soll allerdings auch eine risikobehaftete
Alternative offen stehen: Laut einer Behörden-Veröffentlichung sollen
die LandwirtInnen das Unterpflügen vermeiden können, wenn
gewährleistet sei, daß die Ernte ausschließlich in Biogasanlagen
verwertet werde. Dabei müsse lediglich eine Benachrichtigung der
BewirtschafterInnen benachbarter Maisfelder in einem Umkreis von 300
Metern über "die Situation" erfolgen, teilte das rheinland-pfälzische
"Umwelt"-Ministerium am Dienstag mit. Offen bleibt dabei, ob die
BewirtschafterInnen benachbarter Maisfelder auch eine Rechtsbelehrung
erhalten, die sie darüber informiert, daß sie den Anbau nicht dulden
müssen und die Vernichtung des mit NK603 kontaminierten Mais
einklagen können. Bei der Verwendung des geernteten kontaminierten
Mais in Biogasanlagen besteht zudem das Risiko, daß Maiskörner
verloren gehen und sich so das genmanipulierte Erbgut von NK603
unkontrolliert verbreiten kann.
Nach Behörden-Angaben wurde im Rahmen des bundesweiten "Saatgut-
Monitorings" bei einer Untersuchung in Sachsen festgestellt, daß in
einer Charge von konventionellem Maissaatgut geringe Spuren der
genmanipulierten Maislinie NK603 enthalten sind. Die Werte lagen den
Angaben zufolge "unterhalb der Bestimmungsgrenze von 0,1 Prozent und
über der Nachweisgrenze von 0,03 Prozent"
Bei dem in Sachsen untersuchten Saatgut handele es sich um eine
Maissorte, die insbesondere zur Erzeugung von Energie in
Biogasanlagen genutzt werde, teilte das rheinland-pfälzische "Umwelt"-
Ministerium mit. Da sich die Sorte vor allem für klimatisch günstige
Maisstandorte eigne, werde das Saatgut nur in Baden-Württemberg und
Rheinland-Pfalz verkauft. Bereits im April waren Spuren von Gen-Mais
in zwei anderen Saatgut-Partien festgestellt worden. Das Saatgut
wurde aus dem Verkehr gezogen und die bereits ausgesäten Flächen
umgebrochen und zum Teil neu ausgesät.
Für Saatgut gibt es nach Angaben des Mainzer "Umwelt"-Ministeriums
noch keine von der EU festgelegten Kennzeichnungs-Schwellenwerte. Die
Überwachungsbehörden der Bundesländer überprüften deshalb angeblich
seit Jahren mit einem Monitoringkonzept im Handel befindliches
Saatgut.
Von Gentechnik-KritikerInnen und von Umweltverbänden wird schon seit
Jahren davor gewarnt, daß Gentech-Konzerne wie Monsanto im Verdacht
stehen, gezielt Verunreinigungen mit von ihnen produzierten Gen-
Pflanzen zu verbreiten. Hierauf deutet beispielsweise auch der
Skandal vom März 2005, als der Gentech-Konzern Syngenta in Europa
nicht zugelassenen Bt-10-Mais als Bt-11-Mais deklariert aus den USA
in die EU exportierte. Die dahinter stehende Strategie ist
offensichtlich: Wenn erreicht werden kann, daß sich im Erbgut
herkömmlicher Sorten immer mehr genmanipuliertes Erbgut verbreitet,
bricht der Widerstand gegen Agro-Gentechnik irgendwann zusammen. So
deutet auch Vieles darauf hin, daß der über Jahre hinweg genehmigte
sogenannte Versuchsanbau verschiedener Gen-Pflanzen nicht etwa
wissenschaftlichen Zwecken dient, sondern der schleichenden, aber
gezielten Gen-Kontamination herkömmlicher Nutzpflanzen dient.
Seit mehr als sieben Jahren weisen UmweltschützerInnen darauf hin,
daß die vielgepriesene "Koexistenz" nur ein vorgeschobenes Argument
darstellt, um den Anbau von genmanipulierten Pflanzen durchzusetzen.
Werden Gen-Pflanzen erst einmal angebaut, ist bereits nach wenigen
Jahren keine Bio-Landwirtschaft und auch keine konventionelle
Landwirtschaft ohne Gentechnik mehr möglich.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unseren Hintergrund-Artikel
Agro-Gentechnik
Über ihre Auswirkungen und Risiken, die Frage der
Koexistenz und die Chancen des Gen-Moratoriums (9.04.07)
Siehe auch unsere Artikel zum Thema
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