[Gen-Info] "Gen-Walli" floppt
Klaus Schramm
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Do Jan 24 19:55:09 CET 2008
24.01.08
Bauern akzeptieren keine Gen-Karoffel
"Gen-Walli" floppt
Über nahezu zehn Jahre hin versuchte die bayerische Regierung mit immer wieder
erneuerten Genehmigungen für den "Versuchsanbau" der genmanipulierten
Kartoffelsorte "Walli", diese in den Markt zu drücken. Doch die Landwirtschaft
und auch Teile der chemischen Industrie ließen sich davon nicht überzeugen und
so floppte das Produkt. Auch immer wieder erhobene Vorwürfe gegen das
Versuchsgut 'Forstwiesen' bei Manching, das der Gen-Kartoffel - nach eigener
Auskunft versehentlich - immer wieder Gelegenheit bot, auszukreuzen, konnten nie
überzeugend ausgeräumt werden.
Äußerlich ist "Gen-Walli" - im Unterschied zur genmanipulierten Kartoffel
"Amflora" des Chemie-Konzern BASF[1] - nicht von ihren natürlichen Verwandten zu
unterscheiden. Heftigen Protest gab es zuletzt, als Anfang Dezember auf dem
Versuchsfeld Baumannshof im Landkreis Pfaffenhofen etliche Kilo der
genmanipulierten Kartoffeln gefunden wurden. Gen-Walli war nicht wie eigentlich
vorgesehen sachgerecht entsorgt worden. Von pseudo-kritischen PolitikerInnen
wurde lediglich über "unverantwortliche Schlamperei" lamentiert. Das Gegenteil
sei richtig, konterte völlig ernsthaft der im Münchner
Landwirtschaftsministerium zuständige Beamte Anton Hübl am 22. Januar (Dienstag)
im Agrarausschuß des Landtags. Schließlich stelle Gen-Walli kein
Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier dar - woran bezeichnender Weise auch die
Landtags-Opposition nicht zweifelt. Überdies seien die Knollen ganz bewußt dem
Frost ausgesetzt worden und nicht mehr lebensfähig gewesen, so Hübl.
Letztere Behauptung zeigt die besondere fachliche Kompetenz Hübels, da
bekanntlich die Temperaturen des bevorstehenden Winters nicht Monate im voraus
bekannt sind und auch im bayerischen Landwirtschaftsministerium bekannt sein
dürfte, daß erstmals im Winter 2006/2007 genmanipulierter Mais, der nach der
Ernte auf den Feldern liegengeblieben war, auskeimte. Erst durch diesen Vorfall
war ein bislang geleugneter Auskreuzungs-Pfad wissenschaftlich nachgewiesen
worden.
Daß es sich bei den starken Worten im Bayerischen Landtag lediglich um
Rückzugsgefechte handelt, liegt nicht zuletzt an den konservativen bayerischen
BäuerInnen: "Die Bauern im Donaumoos wollen die nicht", muß nun selbst Hübl
betrübt vermelden. Dabei hatte der Name in Anlehnung an altdeutsche Heimatfilme
mit der "Geier-Wally" doch so heimeliche Gefühlsregungenb auslösen sollen.
Indes zeigen auch die potentiellen Abnehmer-Firmen seit Jahren keinerlei
Interesse. Dabei hatte das bayerische Landwirtschaftsministerium auf Expertisen
gebaut, wonach eine reine Amylopektin-Kartoffel auf dem Markt sehr
erfolgversprechend sei. Für die Verarbeitung biete eine Kartoffel, die nur eine
der beiden Stärke-Sorten enthalte, unabweisbare Vorzüge. "Gen-Walli", die zu
fast hundert Prozent aus der Stärke Amylopektin besteht, war aus der Sicht der
Gentech-Lobbbyisten "geradezu ideal für die verarbeitende Industrie" geeignet.
Da trifft ist die Gentech-Lobbyisten hart, daß die Stärke-Industrie Gen-Walli
ebenso wie Gen-Amflora die kalte Schulter zeigte. Die Südstärke GmbH,
drittgrößter Produzent Deutschlands, will sich offenbar nicht in die Nesseln
setzen. "Als maßgeblicher Lieferant für die Nahrungsmittelindustrie wird von uns
erwartet, daß unsere Produkte gentechnikfrei sind", sagt Geschäftsführer Richard
Lenk. Der technische Aufwand, der nötig ist, um eine Vermischung bei der
Produktion auszuschließen, sei zu hoch.
Der Einsatz von Gen-Walli in der industriellen Praxis sei "momentan nicht Erfolg
versprechend", gesteht denn auch Projektleiter Michael Reichmann von der
Landesanstalt für Landwirtschaft in Weihenstephan. Denn außer der Südstärke GmbH
gebe es in Bayern keinen anderen Verarbeiter, so Reichmann.
Doch die bayerische CSU gibt nicht so schnell auf. Wenn die Gen-Kartoffel nun
einmal nicht gefragt sei, "dann bleibt nur, daß man den Flächenversuch
einstellt", sagte CSU-Berichterstatter Weichenrieder - einerseits. "Dann können
wir uns auf die Erhaltungszüchtung in Weihenstephan beschränken," fügt er im
selben Atemzug hinzu. Das Landwirtschaftsministeriums hofft nach wie vor auf
"bessere Zeiten" die so "geparkte" Gen-Kartoffel.
Auch bei der Verbreitung der Gentech-Produkte durch Auskreuzung wie es der
Gentech-Konzern Monsanto in Kanada mit Erfolg praktiziert hatte, leistet die
bayerische CSU weiter Beihilfe. In diesem Jahr sollen auf gemeldeten 123 Hektar
Ackerland der in Frankreich mittlerweile verbotene[2] Gen-Mais Mon810 des
US-Agrarkonzerns Monsanto angebaut werden. Die meisten der etwa 40 Standorte
liegen im unterfränkischen Landkreis Kitzingen. Wie kaum anders zu erwarten
gehen bayerische Staatsgüter mit ihrem Beispiel voran. Doch bekanntlich war es
zu Zeiten der pseudo-grünen Lanswirtschaftsministerin Bärbel Höhn in NRW nicht
anders.
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