[Gen-Info] Greenpeace entdeckt illegal angebauten Gen-Mais in Brandenburg

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Mo Jun 25 00:04:01 CEST 2007


21.06.2007 

             Greenpeace entdeckt illegal angebauten Gen-Mais 
                         in Brandenburg 

      Heute mußte in Hohenstein bei Strausberg (Märkisch-Oderland) [1] die
      Polizei anrücken. Diesmal ging es nicht um eine Anti-GMO-Aktion auf
      brandenburgischen Feldern, denn Greenpeace hatte die Polizei
      gerufen. 

      Schon vor deren Eintreffen hatten 15 Greenpeace-AktivistInnen ein
      Gen-Mais-Feld des umstrittenen Landwirts Jörg Piprek markiert und
      einen sieben Meter hohen Turm aufgebaut. Gleichzeitig erstattete
      Greenpeace bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) Anzeige gegen
      den Landwirt, der bereits in den vorigen Jahren wegen seines
      Diensteifers für den Gentech-Konzern Monsanto aufgefallen war.
      Greenpeace wirft ihm nun vor, den Gen-Mais illegal anzubauen. Piprek
      beachte nicht einmal die laschen Vorgaben des geltenden
      Gentech-Gesetzes und habe das Gen-Mais-Feld nicht bei den Behörden
      im Standortregister gemeldet. 

      Greenpeace forderte Piprek auf, die genmanipulierten Mais-Pflanzen
      unverzüglich unterzupflügen. Selbst laut Risikobewertung des
      gentech-freundlichen Bundesministeriums für Verbraucherschutz und
      Landwirtschaft (BVL) besteht bei dem von Piprek angebauten Gen-Mais
      MON 810 begründeter Verdacht, daß dieser eine Gefahr für die Umwelt
      darstellt. Piprek verstößt laut Greenpeace in diesem Fall nicht allein
      gegen das Gentech-Gesetz. Auch der Eigentümer eines der betroffenen
      Flurstücke fordert vom Pächter Jörg Piprek, den Gen-Mais unverzüglich
      zu entfernen. Er hatte bereits vor der Aussaat im März 2007 seinem
      Pächter den Anbau von Gen-Mais ausdrücklich untersagt. 

      Nur wenige Kilometer entfernt wächst Gen-Mais in dem
      Naturschutzgebiet Ruhlsdorfer Bruch, wo gefährdete
      Schmetterlingsarten leben. Wissenschaftliche Untersuchungen haben
      ergeben, daß sich das von dem Gen-Mais produzierte Bt-Gift auch auf
      zahlreiche Tiere, darunter auch Bienen und Schmetterlinge, negativ
      auswirkt. "Dieser Fall zeigt, daß der Anbau genmanipulierter Pflanzen
      nicht zu kontrollieren ist. Selbst bestehende Gesetze greifen nicht. Und
      dies ist vermutlich erst die Spitze des Eisberges", meint Ulrike Brendel,
      Gentechnik-Expertin bei Greenpeace. Erst Anfang Mai hatte das
      Augsburger Verwaltungsgericht der Klage eines Imkers gegen die
      Gen-Mais-Sorte MON 810 stattgegeben.[2] Trotzdem wächst auf den
      Feldern von Bauer Piprek genau dieser Mais. 

      Als Piprek nach einer Stunde am Feld erschien, forderte er die
      AktivistInnen auf, das Feld zu räumen. Zu den Vorwürfen wollte er sich
      nicht äußern. "Die Strafanzeige ist mir egal. Ich sage ihnen nicht, was
      das für Mais ist. Greenpeace ist nicht kompetent", meinte er bevor er
      wieder wegfuhr. Auch er rief die Polizei. Wenig später fuhren gleich vier
      Streifenwagen vor. Greenpeace müßte den Turm abbauen. Der Inhaber
      einer Öko-Bäckerei im Nachbarort Klosterdorf begrüßte die
      Greenpeace-Aktion: "Wir verfolgen eine Strategie der stetigen
      Nadelstiche, so wird das Thema nicht vergessen", sagte Ariberth Tifflus.
      "Niemand kann heute garantieren, daß Gen-Pflanzen unbedenklich
      sind. Doch was einmal in die Natur gesetzt wurde, kann nie mehr
      zurück geholt werden." 

      Tifflus sorgt sich auch um das Bio-Image der Region. "Der Anbau von
      Genmais schadet uns. Ich habe auch Angst, meine Kundschaft zu
      verlieren", sagte der Öko-Bäcker. Der Anbau sei nicht nur ökologisch
      bedenklich, er störe auch den sozialen Frieden. "Die Menschen in
      Strausberg haben sich im Jahr 2005 verständigt, eine Gentechnik-freie
      Gemeinde sein zu wollen. Herr Piprek, der zugezogen ist, will sich daran
      nicht halten", sagte er. "Auch unter den Bauern gibt es Streit." 

      Seine Fortsetzung findet der Streit bereits in zwei Wochen. Dann klagt
      Piprek gegen die Kreisverwaltung Märkisch-Oderland. Die hatte verfügt,
      dass Piprek Genmais, den er im Naturschutzgebiet Ruhlsdorfer Bucht
      bei Strausberg gepflanzt hatte, vernichten muß. 

      "Wichtig ist, daß der Mais umgepflügt wird, bevor er blüht und die
      Pollen fliegen. Wir müssen auch verhindern, daß er das für
      Schmetterlinge tödliche Gift produzieren kann", sagt
      Greenpeace-Expertin Brendel. 

        

      Anmerkungen 

      [1] Siehe hierzu auch unseren Artikel: 

            Anti-GMO-Aktion von Greenpeace im Märkisch-Oderland 
            Verbindung zu Gen-Milch deutlich gemacht (10.08.06) 

      [2] Siehe hierzu auch unseren Artikel: 

            Stoppt Gerichtsurteil den Vormarsch 
            von Gen-Food in Deutschland? (9.05.07) 

      Siehe auch unsere Artikel: 

            90 Prozent der Brandenburger LandwirtInnen gegen Gen-Mais 
            Präsident des Landesbauernverbandes für Gen-Mais (23.05.07) 

            Verbot von Gen-Mais MON 810 
            Folge des Augsburger Gerichtsurteils? (20.05.07) 

            Agro-Gentechnik 
            Über ihre Auswirkungen und Risiken, die Frage der 
            Koexistenz und die Chancen des Gen-Moratoriums (9.04.07) 

            Anti-GMO-Aktion in Brandenburg 
            Trotz gigantischem Polizei-Einsatz 
            gelangten rund 90 AktivistInnen auf Gen-Mais-Feld (31.07.06) 

            Anti-GMO-Aktion in Ladenburg (7.07.06) 

            »Landliebe« ist Genfood 
            Greenpeace deckt die Herkunft der Futtermittel auf (3.03.06)

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