[Gen-Info] Vom Winde verweht

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Sa Jun 2 19:17:59 CEST 2007


Hallo Leute!

Hier ein Artikel ais der heutigen Telepolis.

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


Vom Winde verweht

Thomas Pany 
02.06.2007
Englische Studie: Gen-Pflanzen lassen sich in der freien Natur weniger 
kontrollieren als angenommen
In Deutschland wird es noch erprobt. Woanders weiß man es schon, dass es nicht 
schadlos funktioniert: das Nebeneinander von gentechnisch veränderten und nicht 
gentechnisch veränderten Pflanzen.

Während die "Koexistenzfähigkeit" von gentechnisch verändertem und 
konventionellem Mais bei Versuchen in Groß Lüsewitz, Wendhausen, Mariensee, 
Braunschweig und Forchheim bis 2009 getestet werden soll Rückschlag für 
Genmais-Anbau in Deutschland), haben Wissenschaftler der englischen Universität 
Exeter bereits herausgefunden, dass das Mischpotential, das sogenannte 
"Auskreuzungsrisiko", in Versuchsfeldern meist deutlich unterschätzt wird.

Aber vielleicht kommt den deutschen Großversuchen zugute, was die englischen 
Wissenschaftler aus ihren Beobachtungen entwickelt haben, eine Methode nämlich, 
die Windgeschwindigkeit und Windrichtung als wichtige Faktoren für die 
Voraussage des Auskreuzungsrisikos miteinbezieht.

Wie die Exeter School of Biosciences-Forscher ermittelt haben, haben große 
Unterschiede im Grad der Auskreuzung oft relativ simple Gründe: z.B. die Lage 
des Feldes im Wind während der Blüte:

The findings show huge variation in the amount of cross-pollination between GM 
and non-GM crops of maize, oilseed rape, rice and sugar beet. Levels vary 
according to whether the GM field is upwind or downwind of the non-GM field 
given the direction of the prevailing wind over the flowering period of the 
crop.

Anscheinend wird der Einfluss der Windrichtung für das Auskreuzungspotential bei 
Versuchsfeldern bislang nicht genügend berücksichtigt, anders ist die zentrale 
Aussage von Martin Hoyle, Mitglied des Forschungsteams der University of Exeter 
nicht zu verstehen:

Wir waren vollkommen verblüfft über den starken Einfluss, den die Windrichtung 
auf das Ausmaß der Auskreuzung hatte. Windgeschwindigkeit und Windrichtung sind 
wichtige Faktoren, die außerhalb unserer Kontrolle liegen, die aber bislang 
nicht in Richtlinien eingegangen sind, welche den minimalen Abstand zwischen den 
Feldern festlegen. Empfohlene Mindestdistanzen zwischen gen-manipuliertem und 
konventionellen Feldfrüchten müssten nach unseren Erkenntnissen möglicherweise 
vergrößert werden.

Möglich, dass auch das Bundesamt für Verbraucherschutz und 
Lebensmittelsicherheit auf das Computermodell aus Exeter, das den Wind in seine 
Berechnungen aufnimmt, zurückgreifen muss. Der Mindestabstand, mit dem in 
Deutschland derzeit gearbeitet wird, legt nämlich nahe, dass dieser Faktor 
tatsächlich unterschätzt wird. Im Entwurf zur Gentechnik-Novelle vom 28. Februar 
dieses Jahres ( Mangelnder Abstand), dessen Umsetzung zwar noch in Arbeit ist, 
dessen Eckpunkte vom Kabinett aber schon abgesegnet sind, ist von einem Abstand 
die Rede, der von Ahnunglosigkeit bzw. großer Sympathie für bestimmte Konzerne 
angeweht scheint:

So ist in dem abgesegneten Entwurf nach wie vor ein Mindestabstand von 150 
Metern zwischen Feldern mit Gen-Mais und herkömmlich oder ökologisch 
bewirtschafteten Flächen vorgesehen – obwohl längst belegt ist, dass ein so 
geringer Abstand keinerlei Schutz vor Kontaminationen gentech-freier Kulturen 
bietet. Selbst Parteifreunde Seehofers wie CSU-Generalsekretär Markus Söder 
hatten angesichts von Protesten bayrischer Bauern für einen Mindestabstand von 
300 Metern plädiert. In Luxemburg wurden unlängst vom Parlament 800 Meter 
festgelegt. Doch selbst bei einem solchen Abstand kann laut Untersuchungen des 
Umweltinstituts München eine Kontamination via Pollenflug nicht ausgeschlossen 
werden. Rainer Balcerowiak


Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25409/1.html 




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