[Gen-Info] Genpflanzen zerstören als "Akt der Notwehr" (Interview)
Klaus Schramm
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Di Apr 17 21:21:01 CEST 2007
Hallo Leute!
Hier ein interessantes Interview von 'foodwatch'.
Ciao
Klaus Schramm
klaus.schramm at bund.net
Interview
Genpflanzen zerstören als "Akt der Notwehr"
03.03.2007
Als Mitbegründer der 2005 gestarteten Initiative "Gendreck weg" ruft Jürgen
Binder zu zivilem Ungehorsam gegen Agro-Gentechnik auf. In Form von
"Feldbefreiungen" werden Gentechnik-Pflanzen aus der Erde gerissen. Der
Imkermeister betreibt eine Bioland "Honig-Manufaktur" in Rottenburg am Neckar.
foodwatch: Haben Imker besondere Probleme mit der Agro-Gentechnik?
Binder: Bienen befliegen Nektar- und Pollenpflanzen in einem Umkreis von etwa
acht Kilometern zum Bienenvolk. Sie wären in Zukunft nicht nur den Spritzmitteln
ausgesetzt, was schon schlimm genug ist, sondern auch den im Nektar und Pollen
enthaltenen, auf Genmanipulation basierenden Nervengiften. Auf die sind die
Gentechnik-Konzerne ja besonders stolz. Man müsse, so deren Behauptung, keine
Gifte mehr aussprühen, weil sie ja bereits in den Pflanzen enthalten sind.
foodwatch: Wird es in Zukunft noch Honig ohne Gentechnik geben?
Binder: Die Frage ist, ob es überhaupt noch Lebensmittel ohne Gentechnik geben
wird, wenn es der Bevölkerung nicht gelingt, über die Politik, die Medien und
ihr bürgerschaftliches Engagement den Anbau und die Verfütterung von diesem Zeug
zu verhindern. Über 80 Prozent der Bevölkerung lehnen Gentechnik ja ab.
foodwatch: Könnte man die Wahlfreiheit nicht auch auf dem Rechtsweg erzwingen?
Binder: Das deutsche Gentechnikgesetz sieht keine Klagemöglichkeiten vor. Man
muss daher Präzedenzfälle schaffen und das Problem visualisieren. Deshalb haben
wir von "Gendreck weg" uns dafür entschieden, Felder öffentlich von Genpflanzen
zu befreien. Wir sehen das als Akt der Notwehr an. Und immer mehr Bürger
schließen sich uns an. Wir ziehen die Notbremse, bis sich die Bundesregierung
ernsthaft mit dem Problem beschäftigt.
foodwatch: Die Bundeslandwirtschaftsminister, zuerst Renate Künast, nun Horst
Seehofer, setzen auf Regeln für die sogenannte Koexistenz von Landwirtschaft mit
und ohne Gentechnik. Ist das keine Lösung?
Binder: Pollen schwebt, je nach Pflanzenart, bis zu zwei Stunden in der Luft.
Bei einer Windgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde breitet sich das
Erbgut innerhalb weniger Tage in halb Deutschland aus. Wer heute noch von
Koexistenz redet, versteht nichts von Landwirtschaft!
foodwatch: Polen, Ungarn, Österreich und Griechenland wollen ihre
gentechnikfreie Landwirtschaft beibehalten. Ist das kein Weg für Deutschland?
Binder: Jene Länder haben eben verstanden, dass sie ihre Landwirtschaft
brauchen. Kanzlerin Angela Merkel und Bundesforschungsministerin Annette Schavan
sind immer noch der irrigen Auffassung, dieser Gendreck würde den Hunger auf der
Welt lindern und den Technologiestandort Deutschland mit Hunderttausenden von
Arbeitsplätzen beglücken. Sie ignorieren aus ideologischer Verblendung die
traditionellen Zucht- und Forschungsleistungen im eigenen Land und suchen ihr
Heil in den Versprechungen multinationaler Konzerne.
http://foodwatch.de/kampagnen__themen/gentechnik/beispiel_honig/interview/index_
ger.html
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