[Gen-Info] Genmais in Brasilien

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Fr Apr 6 00:26:26 CEST 2007


Hallo Leute!

Eine katastrophale Entwicklung. Der frühere Hoffnungsträger vieler Linker
mausert zum globalen Verbrecher.

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


    Felder frei für Genmais in Brasilien

Präsident Lula da Silva gibt dem Drängen der Industrie nach und erleichtert die 
Zulassung von Gentech-Lebensmitteln. Der Bayer-Genmais "Liberty Link" steht vor 
der Freigabe. Kritiker bemängeln die Verunreinigung konventioneller Pflanzen

AUS PORTO ALEGRE GERHARD DILGER

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ist der 
Gentech-Industrie einen wichtigen Schritt entgegengekommen. Am 
Mittwochabend ließ er ein Gesetz passieren, wonach das Quorum im 
Genehmigungsgremium "Nationale Technische Kommission für Biosicherheit" 
von einer Zweidrittelmehrheit auf die einfache Mehrheit gesenkt wird. Da 
in dem 27-köpfigen Rat von Forschern und Ministerialen genau 17 
Befürworter der Gentechnik in der Landwirtschaft sitzen, gibt es jetzt 
kein Halten mehr: Bereits für gestern wurde mit der Genehmigung der 
Bayer-Genmaissorte "Liberty Link" gerechnet.

Für die Kleinbauern und Umweltschützer, die vorgestern noch von der 
Präsidentengattin Marisa empfangen worden waren, ist dies eine herbe 
Niederlage. Ebenso für Umweltministerin Marina Silva, die 2005 das 
Zwei-Drittel-Quorum durchgesetzt hatte. Da war es nur ein schwacher 
Trost, dass Lula sich weigerte, den Verkauf von noch illegaler 
Gentech-Baumwolle zu gestatten. Auf mindestens 1.000 Quadratkilometern 
wurde 2006 bereits Genbaumwolle angebaut, hatten Inspekteure des 
Agrarministeriums ermittelt.

Der Entscheidung des Präsidenten war ein monatelange Debatte 
vorausgegangen. In beiden Häusern des Parlaments unterlagen die 
Gentechgegner aus Lulas Arbeiterpartei, Grünen und Linkssozialisten 
deutlich. Am Dienstag fand in Brasília ein turbulentes Hearing über die 
bereits 1998 beantragte Zulassung des Bayer-Genmaises statt, der gegen 
das hauseigene Pflanzengift Gluphosinat oder "Liberty Link" resistent 
ist und bislang in keinem einzigen EU-Land angebaut wird. Dabei wurde 
auch ein Wissenschaftler gehört, der sich für das von Umweltschützern 
propagierte "Vorsichtsprinzip" stark machte. Die Gegenseite plädierte 
für die umfassende Freigabe weiterer Gentechsorten und wies darauf hin, 
dass sich Brasilien mit dem "Biosicherheitsgesetz" von 2005 bereits für 
die Gentechnik entschieden hatte: "Während die anderen handeln, 
verlieren wir wertvolle Zeit", drängte die Lobbyistin Patrícia Fukuma. 
"Weltweit werden bereits auf 100 Millionen Hektar Genpflanzen angebaut", 
sagte Edílson Paiva vom staatlichen Agrarforschungsinstitut Embrapa, in 
den USA sei Gensoja bereits seit 10 Jahren problemlos in der Nahrungskette.

KritikerInnen kamen nur am Rande des Hearings zur Wort. Bayer habe keine 
einzige Studie über die möglichen Auswirkungen des Liberty-Link-Maises 
in Brasilien vorgelegt, monierten sie. Adriano Riesemberg vom 
Landwirtschaftsministerium des Bundesstaates Paraná schilderte, wie das 
von Lula bereits 2003 freigegebene Gensoja die herkömmlichen Sorten 
kontaminiert habe, und folgerte: "Bald hat der Landwirt gar kein Recht 
mehr, konventionelles Soja anzubauen, und genauso wird es beim Mais kommen."

GERHARD DILGER

taz vom 23.3.2007, Seite 8




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