[Gen-Info] Bienen-AIDS (4)
Klaus Schramm
078222664-0001 at t-online.de
Mi Mär 28 00:36:58 CEST 2007
Hallo Leute!
Hier noch ein eher beschwichtigender Artikel aus der 'Welt' und einige
mittel-interessante Artikel aus regionalen Zeitungen.
Ciao
Klaus Schramm
klaus.schramm at bund.net
DIE WELT - 8. März 2007
Macht Genmais die Bienen allergisch?
Die Regeln für den Umgang mit Genmais sollen strenger werden. Den Imkern reicht
das nicht. Sie fürchten um ihre Völker. Die Anbauflächen haben sich in
Deutschland in den letztenn Jahren =
verdreifacht - vor allem im Osten, in Baden-Württemberg und Bayern.
Von Elke Bodderas und Silvia von der Weiden
Am Donnerstag hat Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer seine Regeln für
den Umgang mit Gentech-Pflanzen in Deutschland vorgestellt. Im Wesentlichen sind
sie verschärft worden. Außerdem kann künftig haftbar gemacht werden, wer die
Laborgewächse auf den Acker bringt.
Doch den Imkern reicht das nicht - sie wollen nun vor Gericht ziehen, um ein
völliges Anbauverbot vom sogenannten Bt-Mais in Deutschland zu erwirken, von der
einzigen Gentech-Pflanze, die hierzulande in großem Maßstab auf den Acker darf.
Die Pflanzen produzieren infolge eines neu eingeführten Gens einen für
Schadinsekten giftigen Wirkstoff, das Bt-Toxin, das sie vor dem Befall schützt.
Die Anbauflächen mit =
Bt-Mais haben sich in Deutschland in den letzten Jahren fast verdreifacht. Lagen
sie 2005 noch bei insgesamt 350 Hektar, waren es 2006 bereits 950 Hektar. Für
dieses Jahr sind bereits 3770 Hektar angemeldet worden. Vor allem in den
östlichen Bundesländern wird Bt-Mais angebaut, dazu kommen Baden-Württemberg und
Bayern.
--
Fast die Hälfte der deutschen Genmais-Flächen in Brandenburg
http://www.welt.de/multimedia/archive/00179/genmais_DW_Wissensc_179274g.j=
pg
Foto: DDP | Gentechnisch veränderte Maispflanzen auf einem Feld bei Hohenstein
in Brandenburg
--
Weltweit ist der Mais die mit Abstand am häufigsten angebaute Nutzpflanze.
Frankreich und Spanien zusammen - so groß ist inzwischen die Fläche, die
weltweit die Gentech-Pflanzen für sich beanspruchen. In Zahlen sieht das so aus:
Auf 102 Millionen Hektar Fläche wachsen die Pflanzen weltweit. Doch belastbare
Studien gibt es zum Genmais nur wenige - die meisten haben widersprüchliche
Ergebnisse. Geht es nach =
Seehofer, so wird künftig beim Anbau von gentechnisch verändertem Mais ein
Abstand von 150 Metern zu Feldern mit konventionellen Pflanzen vorgeschrieben.
In die Kritik geraten war der Gentech-Mais besonders, weil Pollen unkontrolliert
von Acker zu Acker flogen und sich munter mit herkömmlichen Pflanzen kreuzten.
Vor allem Ökobauern sahen das mit Besorgnis. Doch die dürften künftig durch die
neuen Haftungsregeln geschützt werden. Ihre Bienen leiden seit Jahrzehnten an
der Milbe Varroa destructor, einem parasitären Blutsauger. Bisher gab die
Wissenschaft allerdings Entwarnung. Auch mit gentechnisch verändertem Maispollen
gefüttert und mit Bt-Toxin überschüttet, haben die Insekten weder
Sammelhemmungen noch Nachwuchsprobleme. Aufhorchen lässt aber eine Studie des
Instituts für Zoologie der Universität Halle. In einem Flugzelt eingesperrte
Bienen wurden sechs Wochen lang mit hoch konzentriertem Genmais-Pollen-Müsli
gefüttert. Als die Tiere zufällig an einem Parasiten erkrankten, waren die
Verluste bei den =
Versuchstieren wesentlich höher als bei der Kontrollgruppe mit herkömmlicher
Kost. "Wir wissen nicht genau, woran das liegt", sagt Versuchsleiter
Hans-Hinrich Kaatz. "Es könnte sein, dass das Toxin an die Epithelzellen im Darm
andockt, zu wirken beginnt und dadurch die Biene so stark schwächt, dass sie dem
Parasiten schutzlos ausgeliefert ist."
Aber auch der umgekehrte Fall ist möglich: Erst der Parasitenbefall schwächt die
Biene so, dass das Toxin wirken kann. Kaatz gibt aber zu bedenken, dass die
Bienen im Versuch der Uni Halle eine zehnmal höhere Dosis an Bt-Toxin erhielten,
als im Pollen normalerweise vorhanden ist.
http://www.welt.de/wissenschaft/article752597/Macht_Genmais_die_Bienen_al=
lergisch.html
Braunschweiger Zeitung - 24.03.2007
Imker fürchten Bienentod
Vermutung: Pestizid und Genmais könnten Gründe für das Insektensterben sein
Von Reinhard Wagner
HELMSTEDT. Bienenvölker verlassen ihre Stöcke, der Nachwuchs stirbt. Die Imker
aus dem Kreis Helmstedt vermuten dahinter zwei Gründe: Pestizide und Genmais.
Auch Adalbert Brunn, Vorsitzender des Imkervereins Schöningen und
Kreis-Wanderwart, hat bereits Bienenvölker verloren.
Immer wieder mal würden Bienen im Winter sterben. Ihre Kadaver liegen dann im
Stock. Imker hätten jedoch vor einigen Jahren festgestellt, dass ganze
Bienenvölker verschwunden sind. Die Erklärung sei ein Pestizid gewesen, das beim
Obstanbau eingesetzt worden sei, sagt Brunn. Es verhindere bei Insektenpuppen
die Häutung. Auch Bienen hätten dieses Gift an ihre Brut verfüttert, die daran
eingegangen sei. Daraufhin hätten die Bienen den Stock verlassen.
Das Pestizid sei 2000 vom Markt genommen worden. Drei Jahre später habe es
wieder keinen Bienennachwuchs gegeben. Erneut seien Völker verschwunden, auch
bei Brunn. Er und seine Imkerfreunde nehmen an, dass die Ursache wieder das
Pestizid sein könnte.
Als Hintergrund vermuten sie einen verstärkten Maisanbau zur Energiegewinnung
wie im Südkreis Helmstedt. Die Frucht mache bei den Bienen inzwischen 20 Prozent
des Jahreseintrags an Pollen aus. Da der Mais nicht als Lebensmittel genutzt
werde, dürfe das Pestizid eingesetzt werden, mutmaßt der Imker.
Ein anderer Zusammenhang könnte mit dem Einsatz von genmanipuliertem Mais
bestehen. Ein solches Produkt werde zu Forschungszwecken von der Biologischen
Bundesanstalt Braunschweig bei Sickte, Lehre-Wendhausen und Braunschweig
angebaut, weiß Brunn aus unserer Zeitung (siehe Niedersachsen-Seite vom 20.
März).
Der Imker aus Schöningen verweist in diesem Zusammenhang auf Untersuchungen aus
den Vereinigten Staaten, in denen ein Bienensterben auf Grund von Genmais
nachgewiesen worden sei.
Andere Erklärungen für die Bienenverluste gebe es laut Brunn nicht. Er und viele
andere Imker würden nur noch "saubere" Standorte am Elm, Dorm, Lappwald oder an
den Tagebauen wählen. Dass die Bienen über diese Flächen hinaus fliegen, um dann
auf dem mit Pestizid belasteten Mais oder auf Gen-mais zu landen, könne nicht
verhindert werden.
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http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/2044/artid/6542941
Braunschweiger Zeitung - 20.03.2007
NIEDERSACHSEN
Gen-Mais kommt in unsere Region
Bauern-Bündnis gegen Versuchsanbau
Von Elke Ebeling
BRAUNSCHWEIG. Die Gen-Mais-Sorte Mon 810 wird in diesem Frühjahr zu
Forschungszwecken an drei Standorten in unserer Region angebaut: in Sickte,
Lehre-Wendhausen und Braunschweig. Dagegen protestiert das Bündnis für die
gentechnikfreie Landwirtschaft in Lüneburg.
Die rund 5000 Bündnis-Mitglieder, konventionell wirtschaftende Landwirte und
Bio-Bauern, befürchten, dass Mais auf angrenzenden Feldern durch Pollenflug
verunreinigt wird.
Der Versuchsanbau finde seit zwei Jahren statt, ohne Ergebnisse oder Schäden
publik zu machen, betont Bündnis-Sprecherin Annemarie Völling. Das weist die
Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig zurück.
Die politischen Vorgaben für den Test-Anbau seien fern jeder Realität am Markt,
sagt Völling. Deutschlands größter Mühlenbetrieb, die Kampffmeyer Mühlen, nähmen
keinen Mais ab, der mehr als 0,1 Prozent Gen-Anteil aufweise. Die
Forschungsanstalt für Landwirtschaft und die Biologische Bundesanstalt
orientierten sich aber am EU-Kennzeichnungs-Schwellenwert für Lebensmittel von
0,9 Prozent.
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http://www.chiemgau-online.de/lokalnachrichten/text_sr.php?satz=12812
Chiemgau Online - 14.03.2007
Piding: Grüne Gentechnik als Gefahr für Bienen
Piding (wh). Der Anbau von gentechnisch verändertem Saatgut wäre für die Imker
eine Katastrophe, da ihre Bienen dann auch belastete Pollen eintragen könnten
und der Honig dadurch belastet würde. Daher gilt es alle nur möglichen
Anstrengungen zu unternehmen, dass die Landwirte keine gentechnisch veränderten
Pflanzen anbauen. Dies wurde aus dem Fachvortrag von Diplom-Biologin Beate
Rutkowski vom Kreisverband Bund Naturschutz Traunstein deutlich.
Schon seit vielen Jahren treffen sich die Imker des Landkreises beim Altwirt in
Piding zur Kreisversammlung. Kreisvorsitzender Karl Eibenstein konnte hierzu
neben seinen Imkerkollegen aus dem eigenen Landkreis und dem Nachbarlandkreis
Traunstein auch zahlreiche Ehrengäste begrüßen. Der Begrüßung schloss sich das
Totengedenken für alle verstorbenen Mitglieder an.
Bürgermeister Reichenberger sagte in seinem Grußwort, er komme gerne jedes Jahr
zur Kreisversammlung der Imker, denn die Bienen seien für ihn ein wichtiger Teil
des Wunders Natur. "Wir bewundern ihre intelligente und fleißige Arbeitsweise
und genießen ihre gesunden und wohlschmeckenden Erzeugnisse. Das verdanken wir
eurer Arbeit", richtete er sich an die Imker. "Ihr habt das richtige Gespür und
Einfühlungsvermögen im Umgang mit den Bienen. Für euch ist dies nicht Arbeit,
sondern vielmehr Hobby und Berufung. Mensch und Natur haben nur dann eine
Zukunft, wenn es uns gelingt, dass die Natur intakt und lebenswert erhalten
bleibt, wenn der Klimawandel bewältigt und die Technik zum Segen der Menschheit
eingesetzt wird."
Dr. Matthias Popp, Veterinär am Landratsamt Berchtesgadener Land, konnte
Erfreuliches berichten. Die Gesundheitssituation der Bienen im Landkreis sei
sehr gut. Er appellierte an alle Imker, in der Varroabekämpfung nicht
nachzulassen. Die Varroamilbe werde es immer geben, mit geeigneten Mitteln könne
sie aber in Grenzen gehalten werden. Die Ausgabe der Varroamittel werde wieder
so laufen wie in den letzten Jahren. Allerdings sollten die vereinbarten Termine
auch wirklich eingehalten werden.
In seinem Bericht ging Kreisvorsitzender Karl Eibenstein auf die Situation der
Varroabehandlung im letzten Jahr ein. Der August war viel zu kalt und zu nass
und damit äußerst schlecht für eine Behandlung mit Ameisensäure, die nur sehr
langsam verdunstet ist und dadurch zu wenig Wirkung hatte. Der geringe Abfall
hat zu der Annahme verleitet, dass nur wenig Befall vorliegt. Dass dem nicht so
war, zeigte sich im Winter. Durch das viel zu warme Wetter hätten besonders
jüngere Völker während des Winters durchgebrütet und ein ideales Vermehrungsfeld
für die Varroa geboten. Leider hätten dadurch einige Imker ihre Völker verloren.
"Hier wäre ein Mittel von Nöten, das auch zwischenzeitlich eingesetzt werden
kann", sagte Eibenstein, "leider ist dies bei uns noch nicht auf dem Markt."
Es gab heuer keine Probleme mit der Auswinterung, jedoch musste das Futter öfter
kontrolliert werden. Auf die Versicherung in der landwirtschaftlichen
Berufsgenossenschaft eingehend, gab Eibenstein bekannt, dass Imker mit 100
Völkern und mehr hier ab dem ersten Volk versichert sein müssen, den anderen
stehe ein Beitritt frei. Dann gab er noch bekannt, dass die letztjährige
Imkermesse in Kay wieder sehr gut besucht war. Heuer findet die Imkermesse am
Sonntag, 6. Mai, um 10 Uhr auf dem Johannishögl statt. Anschließend ist
gemütliches Beisammensein im danebenliegenden Gasthof. Die Oberbayerische
Züchtertagung findet am 17. März um 10 Uhr in Neufahrn und die Landesversammlung
in Salzburg am 18. März um 9 Uhr in Oberalm, Gasthof Angerer, statt.
Das Thema des Fachvortrages von Diplom-Biologin Beate Rutkowski,
stellvertretende Kreisvorsitzende vom Bund Naturschutz Traunstein, handelt vom
Thema "Grüne Gentechnik als Gefahr für die Imkerei". Dies brennt nicht nur den
Imkern, sondern auch den Landwirten und den Verbrauchern unter den Nägeln. Hier
sei die Aufklärung sehr mangelhaft, kritisierte der Kreisvorsitzende Eibenstein.
Besonders der Imker habe sehr wenig Einfluss, da seine Bienen nicht wissen, wo
sie ihren Nektar holen dürfen und wo nicht.
Aber nicht nur die Bienen wissen nicht, welche Pflanzen gentechnisch behandelt
sind, auch die meisten Menschen hätten nur wenig Ahnung, was Gentechnik für sie
bedeute, meinte Rutkowski zu Beginn ihres Vortrages. Seit der letzten
Bundestagswahl werde ganz heftig über die Gentechnik gestritten, weil sich die
Koalitionsmitglieder nicht mehr einig seien, ob Gentechnik in Deutschland
etabliert werden soll oder nicht. Die CDU, vor allem Bundeskanzlerin Angela
Merkel und die Bundesforschungsministerin Annette Schavan, seien für den Einsatz
der Gentechnik, die CSU sei vorsichtig geworden, weil sie gemerkt habe, dass
auch die Landwirtschaft und die Verbraucher die Gentechnik zu einem großen Teil
ablehnten, so Rutkowski. Ebenso hätten sich der bayerische Agrarminister Josef
Miller und der Vorsitzende des Bayerischen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner,
gegen die Gentechnik ausgesprochen. Trotzdem würden weiterhin Millionen in die
Forschung der Gentechnik gesteckt. Diese Phase, in der sich die Verantwortlichen
noch nicht einig sind, müsse genützt werden, um wach zu rütteln, so Dr.
Rutkowski. Jetzt könne man noch Einfluss nehmen, daher müssten die Landwirte,
Imker, und Verbraucher wachgerüttelt werden, den Politikern müsse klar gemacht
werden, dass die Gentechnik nicht gewollt sei.
Anhand einer Powerpoint-Präsentation erläuterte sie, was Gentechnik überhaupt
ist. Finden bei der seit Jahrtausenden betriebenen konventionellen Zucht
Kreuzungen und Selektionen innerhalb einer Art statt, würden bei der Gentechnik
einzelne Gene aus einer Zelle ausgeschnitten und zusammen mit
Antibiotika-resistenten Substanzen (Markern) in einen anderen Organismus
eingebracht (eingesetzt oder eingeschossen). Das heißt, die Informationen gehen
über Arten hinweg, diese tragen Antibiotikaresistenzgene in sich. In der letzten
Zeit wird versucht, die Antibiotikaresistenz-Marker durch andere Marker zu
ersetzen.
Derzeit laufen Versuche mit Kartoffeln, Tomaten, Tabak, Soja, Mais, Weizen und
verschiedenen anderen Pflanzen. Der Mensch habe keinen Einfluss, in welchen
Zellen sich die Gene einnisten und welche und wie viele fremde Eigenschaften
wirklich übertragen werden. Dadurch könne es passieren, dass die so behandelten
Pflanzen Eigenschaften bekommen, die nicht gewünscht waren, so Rutkowski. Einmal
freigesetzte Gene könnten dann nicht mehr zurückgenommen werden. Die Risiken
seien weder ausreichend erforscht noch abschätzbar und gerade das mache die
Gentechnik so problematisch.
Hinter der Gentechnik stünden große Konzerne, die auch politischen Einfluss
haben. 80 Prozent aller derzeit auf der Welt angebauten gentechnisch veränderten
Pflanzen seien resistent gegen Herbizide, andere gegen Schädlinge, Pilze,
Bakterien oder Viren und zeigten plötzlich andere unerwünschte Symptome. Die
großen Saatgutlieferanten lieferten gleichzeitig die notwendigen Spritzmittel,
die Landwirte müssten sich vertraglich an diese Firmen und deren Erzeugnisse
binden.
Wichtigste Bereiche für die Gentechnik seien die Pflanzen für die
Futtermittelindustrie und die Fleischproduktion. Ein weiteres Betätigungsfeld
der Forschung für die nächsten Jahre werden die sogenannten "Pharmapflanzen"
sein, die für die Herstellung von Medikamenten Verwendung finden. Auch hier gebe
es derzeit mehrere Anträge in Deutschland für Freisetzungsversuche von
Pharmapflanzen. Es gebe praktisch kaum mehr Pflanzen, an denen nicht geforscht
werde, so Rutk Dem oftmals gebrachten Satz, man könne die Gentechnik sowieso
nicht mehr stoppen, widersprach Dr. Rutkowski. Weltweit gab es 2006 etwa 100
Millionen Hektar Anbaufläche für gentechnisch veränderte Pflanzen, das seien nur
etwa drei Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Anbaufläche. Die
Anbauflächen liegen vorwiegend in den USA, in Agentinien, Brasilien, Kanada und
China. Die Produktion erstrecke sich auf Soja, Mais, Baumwolle und Raps. Europa
sei mit Ausnahme von Spanien und Rumänien noch weitgehend gentechnikfrei. In
Deutschland würden nur auf wenigen Flächen gentechnisch veränderter Mais,
Kartoffeln, Roggen, Gerste und Weizen angebaut. Dazu kommen noch einige Flächen
mit Freisetzungsversuchen zu wissenschaftlichen Zwecken.
Für die Imker sei es ganz wichtig, in einer gentechnikfreien Zone zu leben, da
sie ja keinen Einfluss darauf haben, woher sich die Bienen ihre Pollen holen,
diese aber einen sehr großen Einzugsradius von über 300 Quadratkilometern haben.
Hier helfen auch sogenannte Sicherheitsabstände nichts, da Pollen vom Wind
weiter getragen werden. Gentechnisch freie Zonen könnten im Internet im
Standortregister nachgelesen werden. Da aber immer wieder illegale Feldversuche
gemacht werden, müsse sich jeder Imker sehr genau erkundigen, wo er seine Bienen
aufstellen kann. Bienen könnten nicht zwischen sauberen und gentechnisch
veränderten Pflanzen unterscheiden.
Bevor gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut und in den Verkehr gebracht
werden dürfen, gibt es zahlreiche Untersuchungen und Vorschriften zu erfüllen.
Es gibt aber bisher noch keine Vorschriften und anerkannte Methoden, wie
gentechnisch veränderte Pflanzen auf Bienenverträglichkeit untersucht werden
können und sollen. Von BT-Toxin geschädigte Bienen seien wesentlich anfälliger
gegen Parasitenbefall und schlechte klimatische Bedingungen, als nicht
geschädigte, erklärte die Biologin.
Besonders gefährlich seien für die Imker gentechnisch veränderter Mais, Raps und
teilweise Obstsorten. Somit werde nur mehr in gentechnisch freien Zonen oder
landwirtschaftlich nicht genützten Gebieten, die aber für die Imker wegen ihrer
Arteneinfalt nicht interessant sind, die Imkerei möglich sein. Die Referentin
sprach auch noch die Kennzeichnung von Honig an, wenn gentechnisch veränderte
Pollen eingetragen wurden. Allerdings gebe es auch hier noch keine feststehende
Regelung. Ähnlich sei es mit der Schadensregelung, da es sehr schwierig sei,
einen aufgetretenen Schaden festzustellen oder nachzuweisen.
Als kleines Trostpflaster gab Dr. Rutkowski bekannt, dass der Raum Traunstein,
Berchtesgadener Land und Rosenheim praktisch gentechnisch frei sei. In Bayern
gibt es über 100 gentechnikfreie Regionen, die aber nicht zusammenhängend sind -
27.000 Landwirte haben sich verpflichtet, kein gentechnisch verändertes Saatgut
anzubauen.
"Sollten die Imker wegen ungünstiger Bedingungen aufhören müssen und es somit
keine Bienenvölker mehr gebe, bekommen wir ein ganz großes Problem in der
Ernährung, da über 70 Prozent der Blütenpflanzen durch Bienen bestäubt werden",
sagte Beate Rutkowski. "Dies wird noch viel zu wenig beachtet. Je mehr aber die
Öffentlichkeit informiert und wachgerüttelt würde, desto mehr Chancen bestehen,
den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zu verhindern."
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http://www.hna.de/fritzlarstart/00_20070313170549_Zwei_Stunden_Mais_Zeit.html
Hessische/Niedersächsische Allgemeine (Fritzlar-Homberg) - 13.03.2007
Zwei Stunden Mais-Zeit
450 Besucher in der Mehrzweckhalle diskutierten über das geplante Versuchsfeld
Peter Fischer Heiko Martin Henning Jeschke Hans-Horst Althaus Günther Burckhardt
Georg Sedlmaier Dr. Alfred Daniels Stets bei der Sache: Mit Redebeiträgen,
Applaus und Unmutsäußerungen nahmen die 450 Gäste in Wabern an der Diskussion,
die von der HNA und der Gemeinde Wabern organisiert worden war, teil.
Von Olaf Dellit
Wabern. Eines hatten die 450 Menschen gemeinsam, die am Montag in die Waberner
Mehrzweckhalle gekommen waren. Sie wollten Antworten auf ihre Fragen haben und
ihre Meinung sagen zum Thema Genmais-Anbau in Niedermöllrich. Zweieinhalb
Stunden diskutierten sie angeregt mit den Podiumsgästen.
Warum kennzeichnet Monsanto den Genmais nicht ordentlich, wollte Dr. Alfred
Daniels wissen. Das tue die Firma ja, entgegnete Monsanto-Sprecher Thierfelder,
denn man werbe ja gerade damit. Auf die Frage von Moderator Reinhard Berger
(HNA), ob denn der Maiszünsler, gegen den der Mais resistent ist, in
Niedermöllrich vorkomme, wusste er keine Antwort: "Darum geht es nicht."
Vielmehr solle dort erforscht werden, in welcher Konzentration das giftige
Eiweiß ausgebildet werde.
Georg Sedlmaier (Tegut-Vorstand) warf Monsanto vor, der Konzern versklave
Bauern, unter anderem in Indien.
Günter Burckhardt (Kassel) erklärte, durch Gentechnik werde das Erbgut nicht
verändert, sondern verfälscht. Delf Schnappauf (Wernswig) prangerte angebliche
Knebelverträge von Monsanto an: "Wenn man so ein Monopol hat, hat man auch die
Weltherrschaft." Die Firma beabsichtige, dass sich die genveränderten Pflanzen
mit anderen vermischten, sagte Hans-Horst Althaus (Marburg). Er warnt vor
jeglichem Anbau genveränderten Materials.
Imker Henning Jeschke wollte von Monsanto wissen, wie garantiert werde, dass die
Bienen nicht die Maispollen verteilten. "Ich bin kein Spezialist", entgegnete
Thierfelder. Honig sei jedoch nicht kennzeichnungspflichtig, wenn Genmaterial
enthalten sei. Das sei allenfalls ein Marketingproblem. Die Landschaft brauche
möglichst viele Arten, sagte Erhard Driehaus (Nabu Schwalm-Eder). Pflanzen
würden häufig gegen Gifte resistent und verdrängten dann schwächere Pflanzen. Er
warnte vor Artensterben. Landwirt Heiko Martin hat gerade sein Schweinefutter
gewechselt, es ist jetzt gentechnikfrei. Sein Statement: "Wir wollen keine
gentechnikfreie Region werden, wir wollen es bleiben." Peter Fischer (Fritzlar)
fürchtet um das Leben von Raupen und Schmetterlingen. Waberns Bürgermeister
Günter Jung beklagte, es gäbe keinen Rechtsanspruch auf Schutz vor Genpflanzen.
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http://www.giessener-anzeiger.de/sixcms/detail.php?id=2645288&template=d_artikel
_import&_adtag=localnews&_zeitungstitel=1133842&_dpa=
Gießener Anzeiger - 13.03.2007
Imkerei-AG: Anbau von Gen-Mais unterbinden
Gesamtschule Gießen Ost sorgt sich um Honig - Produkt laut Analyse sehr
schmackhaft und bisher ohne Verunreinigungen
GIESSEN (rsh). Seit nunmehr sieben Jahren betreibt die Gesamtschule Gießen-Ost
(GGO) eine Arbeitsgemeinschaft Schulimkerei und pflegt seit dieser Zeit jährlich
vier Bienenvölker. Erfreulichen Rückenwind bekam die Bienen-AG kürzlich, als die
Ergebnisse der amtlichen Analyse des Ostschul-Honigs bekannt wurden. Das
Landesinstitut für Bienenforschung bescheinigte der GGO im Januar 2007 die
Produktion eines sehr schmackhaften Honigs, frei von Verunreinigungen, mit
niedrigstem Wassergehalt und einer außergewöhnlich hohen Konzentration an
Invertase-Enzym, was für eine besondere Frische und Naturbelassenheit spricht.
Besonders erstaunt hat die Schul-Imkerei, die vom Bieneninstitut festgestellte
Sortenvielfalt an Pollen in ihrem Honig. Daran zeige sich, dass die Bienen
teilweise Pollen von Pflanzen aus Entfernungen von bis über drei Kilometer
eintragen.
"Umso mehr sind wir als Bienenhalter wegen der jüngsten Entwicklung um den
geplanten Anbau von genveränderten Maispflanzen auf einem Versuchsfeld der
Uni-Gießen sowohl besorgt als auch verärgert", heißt es in einer Stellungnahme.
Der gentechnisch veränderte Mais MON810 sei lediglich als Futtermittel für Tiere
gesetzlich zugelassen aber nicht zur menschlichen Ernährung.
Beim Anbau bestehe jedoch die Möglichkeit, dass das von den Maispflanzen
erzeugte Toxin nicht zur gegen den Maiszünsler sondern auch gegen andere
Lebewesen wirksam ist. Eine ungewollte Gen-Übertragung durch Wind und Insekten
auf konventionelle Maispflanzen sei nicht zu verhindern und werde mit Sicherheit
eintreten. Ein "Sicherheitsabstand" von 200 Metern sei nicht mehr als ein
schlechter Witz.
Vom Standpunkt des Imkers aus gesehen bestehe zusätzlich das Problem, dass
Honigbienen auch Maispollen eintragen. So sei zu erwarten, dass künftig in
Gießen produzierter Honig mit Genpollen kontaminiert sei. Imker und ihre Kunden
seien jedoch an einem naturbelassenen Honig interessiert, was jedoch beim Anbau
von transgenen Pflanzen in einem Abstand von drei und mehr Kilometern zum
Bienenvolk künftig nicht mehr zu garantieren sei. Man empfinde es daher als
Arroganz und Willkür, dass das Gießener Stadtparlament sowie die Leitung der JLU
"nicht zu ihrem Versprechen stehen, solche Feldversuche in Gießen zu
unterbinden".
© Gießener Anzeiger
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http://www.giessener-anzeiger.de/sixcms/detail.php?id=2634666&template=d_artikel
_import&_adtag=localnews&_zeitungstitel=1133842&_dpa=
Gießener Anzeiger - 08.03.2007
Imker fürchtet Nachteile durch Gen-Mais
Universität aufgefordert, geplante Ausbringung zu unterlassen - Honig nicht zu
vermarkten - Aufregung im Bauausschuss
Erhard Goltze
GIESSEN. "Ich fordere die Justus-Liebig-Universität auf, Gen-Mais-Versuche im
Fluggebiet meiner Bienen zu unterlassen. Zuwiderhandlungen würden
Schadensersatzforderungen nach sich ziehen." In einem Brief droht Hobby-Imker
Wulf Feinhals aus Wettenberg Uni-Präsident Professor Stefan Hormuth mit einer
Klage, sollte auf dem Versuchsfeld im Lahntal Gen-Mais ausgebracht werden. Zu
einem Eklat kam es unterdessen am Vorabend in der Sitzung des Bauausschusses,
als die Koalition einen Antrag der SPD, den Anbau gentechnisch veränderten Mais
im Stadtgebiet nicht zuzulassen, mit ihrer Mehrheit von der Tagesordnung strich,
und so eine Debatte darüber verhinderte. "Hier wird die Meinungsäußerung der
Minderheit im Parlament beschnitten", schimpfte Mehmet Tanriverdi.
Auf vielen Ebenen bewegt sich momentan der Streit um den Gen-Mais, der im
Frühjahr auf dem Feld an der "Weilburger Grenze" ausgebracht werden soll. Die
Imker laufen deutschlandweit Sturm gegen die Aussaat genmanipulierter Pflanzen.
So berichtet Feinhals in seinem Brief von einer großen Anzahl wissenschaftlicher
Untersuchungen, in denen belegt ist, dass Gen-Mais-Pollen im Honig nachgewiesen
wurden. "Da ich ein Bioland-Umstellungsbetrieb bin, ist für mich ein solcher
Honig nicht mehr zu vermarkten", stellt Feinhals in einem Pressegespräch fest.
Eine Belastung der Bienenvölker sei ebenfalls nicht auszuschließen, dies hätten
Untersuchungen ergeben.
Seine Jungvölker stünden in nur 300, andere Völker in 1500 Metern Entfernung vom
künftigen Gen-Mais. Da nachgewiesenermaßen Bienenvölker in einem Umkreis von
3000 Metern von ihrem Stock Nektar und Pollen einsammelten, sei er direkt
betroffen. Das gelte insbesondere für die Maislinie MON 810 der Firma Monsanto,
die neben anderen auf dem Feld getestet werden sollen.
In der Nähe eines solchen Feldes seien sofort gentechnisch veränderte Pollen im
Honig nachzuweisen. In der Nähe von Versuchsfeldern seien in Deutschland schon
Werte bis zu 4,4 Prozent gentechnisch veränderter Bestandteile im Honig
nachgewiesen worden. Für MON 810 liege keine EU-Zulassung vor, also dürfe diese
Maislinie nicht Bestandteil von Lebensmitteln sein. Für Feinhals ist völlig
klar, dass es hier einzig um eine gewerbliche Nutzung geht. Und er gebrauchte
ein böses Wort, das in Fachkreisen für Forschungseinrichtungen üblich sei, die
sich bei solchen Tests "für Geld missbrauchen" ließen: "Agrar-Huren."
Der Aufreger in der Bauausschusssitzung war die Entscheidung der
Jamaika-Koalition, eine Debatte um die Aussaat von Gen-Mais gar nicht erst
zuzulassen, indem der entsprechende Antrag der SPD mit Mehrheit von der
Tagesordnung genommen wurde. Der Grund dafür war klar, sollte doch vermieden
werden, dass CDU und Grüne unterschiedliche Positionen zum Gen-Mais öffentlich
vertreten mussten. Dr. Wolfgang Deetjen, Fraktionschef der Grünen, verwies auf
einen einmütigen Beschluss der Stadtverordneten vom 16. November 2006, in dem
die Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen im Stadtgebiet abgelehnt
worden war. Diese Entscheidung wollte die SPD allerdings bekräftigt sehen.
Tanreverdi stellte in Frage, ob eine Mehrheit derartige Debatten überhaupt
"unterdrücken" dürfe. Wie das genau juristisch aussieht, das war in diesem
Moment auch der Vorsitzenden Dorothé Küster nicht =
ganz klar. Deshalb verständigte man sich darauf, diese Frage zunächst einmal
beim Rechtsamt der Stadt klären zu lassen.
"Jeder Ausschuss, auch im Stadtparlament, bestimmt seine Tagesordnung selbst.
Bei der Vorlage der Vorsitzenden in der Einladung handelt es sich nur um einen
Vorschlag", erklärte gestern auf Anfrage der Sprecher des Regierungspräsidiums
Manfred Kersten. Zu Beginn jeder Sitzung müsse deshalb gefragt werden, ob die
Fraktionen mit dieser Tagesordnung einverstanden seien. =C4nderungen würden mit
Mehrheit beschlossen. Deshalb sei aus Sicht der Kommunalaufsicht die
Entscheidung der Koalition, den Antrag der SPD zum Gen-Mais nicht zu behandeln,
juristisch korrekt.
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