[Gen-Info] [Fwd: Indien - Bt-Baumwolle - Selbstmorde (SZ; GeNPost)]
Wolfgang Wiebecke
kigwa.ww at web.de
Sa Nov 4 17:56:50 CET 2006
Hallo zusammen,
da es hier mal so anschaulich geschildert ist, leite ich dies mal
ausnahmsweise hier weiter...
Friedlichen Gruß - auch an die BCC-AdressatInnen
Dr. Wolfgang Wiebecke
Agrargruppe von attac-Wtal
Meckelstr. 9
42285 Wuppertal
http://www.attac.de/wtal-agrar/
-------- Ursprüngliche Nachricht --------
Betreff: Indien - Bt-Baumwolle - Selbstmorde (SZ; GeNPost)
Erneut gesendet-Datum: Sat, 4 Nov 2006 14:24:04 +0100 (CET)
Erneut gesendet-Von: genpost-red at gene.ch
Datum: Sat, 04 Nov 2006 14:23:40 +0100
Von: Kein Patent <keinpatent at keinpatent.de>
An: Gen-Post <genpost-red at gene.ch>
Süddeutsche Zeitung__
Samstag, 4. November 2006
Seite 3__
_Bauern-Selbstmorde in Indien: "Es wäre humaner, das Land zu bombardieren" _
Wer später stirbt, ist länger arm
Man gab ihnen genmanipulierte Saat und versprach ihnen reiche Ernten --
nun verderben die Felder, und die Farmer schlucken die Pestizide selber
Von Karin Steinberger
*Dorli,* im November -- Wenn Bauer Janardhan Krushnaji Gundane den Feind
treffen will, geht er hinaus auf seine Felder und schaut ihn sich an:
den American Bollworm. Grün ist er und haarig, unersättlich auf seinem
Weg zum Nachtschmetterling.
"Da, sieh ihn dir an", sagt Gundane, reißt eine Samenkapsel auf, blickt
hinein in das Gewusel, das sich in seiner Baumwolle ausgebreitet hat,
starrt in das Gewürm, das sich vollfrisst an seinen Hoffnungen. Der
asiatische Baumwollkapselwurm, Helicoverpa armigera. Sie nennen ihn hier
American Bollworm. "Es ist fast so, als hätten sie uns den Wurm auch
noch gebracht", sagt Gundane. Sie sind hier in dem Dorf Dorli nicht gut
zu sprechen auf die Amerikaner. Auf ihre eigene Regierung allerdings
auch nicht. Und das Wetter -- was soll man schon sagen.
Die Götter mögen wissen, warum sie ihnen alle Plagen auf einmal
geschickt haben: den ewigen Regen, den Bollworm und die Amerikaner.
Dann wirft Janardhan Krushnaji Gundane die Baumwollkapsel hinein in sein
schlammiges Feld, zwischen die kümmerlichen Pflanzen, die nur ein
Drittel der Höhe haben, die sie um diese Zeit haben müssten. Voriges
Jahr hatten die Pflanzen rostrote Blätter, es war, als würde die
Baumwolle bluten. Die Bauern haben getan, was ihnen die Vertreter der
Saatgutkonzerne sagten. Sie spritzten literweise Kunstdünger und
Pestizide auf ihre Felder, holten sich immer neue Dosen, auf denen
Anweisungen stehen, die sie nicht lesen können. Unbezahlbar teures Gift.
Geholfen hat es wenig. Es ist, als tränken die Würmer das Zeug gerne,
sagt Gundane. Irgendwann tranken es dann auch die Menschen.
So ist das in der Region Vidarbha, in dem Bundesstaat Maharashtra,
mitten in Indien. Die Bauern sterben, und die Würmer leben.
Mehr als 1054 Bauern haben sich seit Mitte vergangenen Jahres in der
Region umgebracht. Erhängt, ertränkt, vergiftet, um den Schulden zu
entrinnen, der Ausweglosigkeit. 111 im August, 124 im September, 112 im
Oktober. Ein Toter alle sechs Stunden. So geht das seit Monaten.
Massenselbstmord als Protest, in einem der reichsten Bundesstaaten des
Landes. Doch den Reichen in den Städten sei völlig egal, was da passiere
im Hinterland von "Shining India", sagt Jaideep Hardikar. Und noch etwas
sagt er: "Die Modenschauen in Bombay interessieren in diesem Land mehr
als die toten Bauern." Er ist Journalist, oder vielmehr war er das
einmal. Er ist schon lange kein neutraler Berichterstatter mehr, er ist
Aktivist. Er bebt vor Wut.
"Das Einzige, was in Vidarbha boomt, ist die Beerdigungsindustrie", sagt
Hardikar. 1997 hörte er das erste Mal von Selbstmorden in der Region,
2003 fing er an, darüber zu schreiben. Mittlerweile hat er Preise für
seine Arbeit bekommen. Für ihn sind die Bauern Ausgelieferte,
eingesperrt in den Käfig der globalen Wirtschaft, von internationalen
Konzernen missbraucht, von Geldleihern ausgesaugt, von der Politik
vergessen. Jeden Tag einen Schritt näher am Selbstmord. Je nachdem, wie
lange man es aushält, seiner Familie beim Hungern zuzusehen.
650 Millionen Menschen leben in Indien von der Landwirtschaft. Mehr als
90 Prozent von ihnen haben nicht mal vier Hektar Land. Hardikar sagt,
ihr Zustand sei erbärmlich. Sie essen wenig, sind krank, hoffnungslos,
depressiv. Von Sklaverei redet er und von Körperverletzung. Manchmal
verhaspelt er sich, weil es so viel Unrecht gibt. "Es ist einfacher, für
ein Auto einen Kredit zu bekommen als für Saatgut", sagt er, kritzelt
Zahlen auf Zettel, die Preise von Saat, Dünger, Pestizid. Alles wird
teurer. Nur eines ist gefallen: der Preis für Baumwolle. Das Leben, ein
Minusgeschäft, und das, obwohl Hardikar die Arbeitszeit der Bauern noch
nicht mitgerechnet hat. "Es wäre humaner, das Land zu bombardieren, dann
würden sie schneller sterben."
Er war gerade bei einem Yoga-Training für Bauern, von der Regierung
finanziert -- "the art of living". Nicht Geld, sondern Stress sei das
Problem der Bauern, sagt Maharashtras Ministerpräsident, die Opposition
fordert stattdessen "art of giving". Und die Bauern sterben. "Es ist die
Regierung, die psychologische Beratung braucht", sagt Jaideep Hardikar.
Er will jetzt ein Buch schreiben, oder zwei. Stoff genug hat er.
In das Dorf Dorli hat die Regierung auch noch etwas anderes geschickt.
Ein Säckchen Pestizid für jeden. Bauer Gundane sagt: "Sie geben uns
einfach Gift. Aber wir werden uns nicht umbringen, wir werden kämpfen."
Einer der Männer, die um ihn herumstehen, hebt das geschenkte Säckchen
"Vertidon" hoch. Ecofriendly. "Die Erde wird immer kränker, und unsere
Pflanzen werden immer winziger", sagt einer. "Bauern bringen sich um,
weil sie die Natur nicht unterstützt", sagt ein anderer. "Und die
Regierung auch nicht", schreit ein Alter.
*Der Herr der Todeslisten *
In Dorli haben sie sich etwas anderes überlegt. Sie haben alle zusammen
beschlossen, ihr Dorf zu verkaufen. 40 Lehmhäuser, 240 Hektar
Ackerfläche, 500 Stück Vieh, ein paar Karren und Bäume. Nur 26 Kilometer
entfernt von einem der Aschrams Mahatma Gandhis. Es ist kein schlechtes
Angebot.
Es waren auch schon Leute da, Journalisten, Politiker. Ein
Ministeriumssprecher hat gesagt, man werde das Dorf adoptieren.
Stattdessen hat man einen zehn Meter langen Schlammweg geteert. Die
Bauern lachen, wenn sie ihre neue Straße zeigen, vom Regen geflutet. Ein
paar Fremde haben sogar nach dem Preis gefragt. Dorli hat 100 Rupien für
den Quadratmeter verlangt. 1,75 Euro.
"Wir wollen keine Almosen, aber so wie jetzt können wir nicht
überleben", sagt Gundane. Ein Baby schreit. "Wenn uns jemand kaufen
will, soll er uns kaufen." Die Männer nicken. "Sobald ein Angebot kommt,
werden wir darüber beraten. Dann gehen wir nach Bombay oder nach
Hyderabad", sagt Gundane. Die Frauen kichern. Eine sagt: "Unsere Häuser
sind aus Lehm, wer will so etwas kaufen?" Stille. Dann zeigen die Frauen
die leeren Töpfe, die mit Moos bewachsenen Hütten. An den Rändern
wachsen Pilze aus dem Lehmboden.
Gekauft hat sie also keiner. Aber es hat sich auch noch keiner in Dorli
umgebracht. Irgendwie hat sie die Sache zusammengeschweißt. In Vidarbha
ist das schon eine Erfolgsgeschichte.
Kishor Tiwari jedenfalls kennt schlimmere Geschichten. Er sagt, es sei
wie eine Krankheit, das mit den Selbstmorden. Vor kurzem hat einer vor
den Augen eines Journalisten Pestizid getrunken, als ihm seine Frau
sagte, es sei kein Essen mehr da. Ein anderer tötete sich vor der
Bankfiliale, er hatte mit einem Angestellten wegen eines Kredites
gestritten. Tiwari sagt: "Die meisten leben nur deswegen noch, weil sie
nicht sterben."
Er sitzt in seinem Büro in der Stadt Pandharkawda, zwei Stunden südlich
von Dorli. Mitten im Baumwollgürtel, im Todesstreifen. Auf seinem Tisch
zwei Telefone, Handy, ein kleiner Eiffelturm, Plastikuntersetzer von der
Lufthansa. An der Wand Bilder der Götter Krischna und Ganesch und eine
Landkarte der Region. Es ist eine Karte voller Totenköpfe, rechts eine
Henkersschlaufe, darin die Zahl 1054. Das ist der Stand der Dinge.
"Wenn die Bauern so weitermachen, kommen wir ins Guinness-Buch der
Rekorde", sagt Tiwari. Er hat seine eigene Art, die Dinge auf den Punkt
zu bringen.
Kishor Tiwari ist der Herr der Todeslisten. Er führt Buch über die
Selbstmorde in Vidarbha, privat, mit eigenen Leuten, auf eigene Kosten.
Er hat seinen Beruf aufgegeben, er kämpft jetzt für die Bauern.
"Vidarbha Jan Andolan Samiti" heißt seine Organisation. Keine
Spendengelder, keine Abhängigkeiten. Er und seine Leute fahren durch das
Land, schreiben sich die Namen jedes Toten auf, sprechen mit Witwen. Man
brauche nicht viel Geld, um zu helfen, sagt er. Den Rest erledigt er vom
Büro aus: Er macht Terror.
Tiwari sagt: "Man muss zum Störenfried werden, sonst erreicht man gar
nichts." Täglich verschickt er die Selbstmord-Liste -- weltweit. Er hat
so viel Radau gemacht, dass Ende Juni Premierminister Manmohan Singh
nach Vidarbha kam und sich die Misere ansah und Hilfspakete versprach.
Dann verschwand er wieder. Gekommen ist wenig, bei den Bauern jedenfalls
sei nichts angekommen, sagt Tiwari. "Aber fragt sie selber."
Dann sitzt er im Auto und schaut hinaus aufs flache Land. Weißes Gold
nannten sie die Baumwolle früher. "Schaut das aus wie Gold?", fragt
Tiwari, dann hält er in einem Dorf, geht in eine finstere Hütte, der
Mann tot, die Frau abgemagert, ein Kind krank. Chikungunya nennen sie
das Fieber. Wie eine zusätzliche Plage zieht es über sie her. Der ganze
Körper Schmerz. Die Tochter stöhnt, ein Mann sagt, die Krankheit komme
nicht von Mücken, sie komme von der Baumwolle, der genetisch
veränderten, amerikanischen. Die Menschen nicken. So muss es sein.
*Verlogenes Geschwätz *
Ganze Dörfer hat die Krankheit hingestreckt, gerade jetzt, wo es so viel
Arbeit auf den Feldern gibt. Die Witwe flüstert von Schulden und
Geldeintreibern. Die Männer um sie herum nicken und erzählen, dass es
nur noch den teuren amerikanischen Samen gibt, den genetischen,vom
Biotechnik-Konzern Monsanto. Man bekomme den alten Samen nicht mehr,
kein Händler hat ihn noch, sagt ein Bauer. In der ganzen Gegend gebe es
nur noch den "Bt"-Samen, den man jedes Jahr neu kaufen muss. Was haben
sie alles versprochen, von doppelt so viel Einnahmen redeten die
Verkäufer, von Würmern, die an der Baumwolle sterben. Besonders die
jungen Männer haben sie gekauft, die Zaubersaat. Sie haben ihre Väter
ausgelacht, die ein bisschen von allem anbauten und Kühe hatten und
Essen. "Es waren nur Lügen", sagt ein Mann.
Die Witwe schweigt. Ein Nachbar erzählt, dass der Lehrer ihren Sohn aus
der Schule geworfen hat. Weil er keine Uniform hat. Sie hat das Geld
nicht. Tiwari verdreht die Augen, stöhnt, rauft sich die Haare, bis die
Leute lachen. Es ist seine Aufmunterungs-Show. "Ich werde dir eine
Uniform bringen", sagt er.
Erst im Auto explodiert er, schimpft über die Dummheit des Lehrers, die
Verlogenheit der Politiker, die das Geld unter ihresgleichen verteilen,
über die Korruption der Polizei. In Amerika bekämen 25 000
Baumwollfarmer vier Milliarden Dollar Fördermittel. Die
Ineffizientesten, aber sie drücken weltweit den Preis. Und hier? Statt
die Preise zu stützen und Bauern zu subventionieren, schwatze die
Regierung ihnen mit den internationalen Multis auch noch diese
verdammten cash crops und die teure, genmanipulierte "Bt"-Saat auf, samt
Kunstdünger und Pestizid. Früher hatte ein Bauer wenigstens Essen. "Aber
es gibt keine Hirse mehr, keine traditionellen Pflanzen, keine Kühe. Es
gibt kein Futter mehr für die Tiere und keines mehr für Menschen."
Manchmal verzweifelt er an diesem Land.
Dann klingelt sein Mobiltelefon, er muss ein Interview geben, er hat ein
paar deutliche Sachen über Politiker gesagt. Vor dem Autofenster
schweben Baumwollfelder und Sojabohnenfelder vorbei. cash crops. Tiwari
wird lauter. Wo es denn sei, das versprochene Geld aus Delhi, fragt er.
Er sehe es nicht. Es stünden halt keine Wahlen an, da interessieren die
Bauern keinen, sagt er, legt auf, erzählt von der Klage, die er gegen
den indischen Staat führt, für das Recht auf ein menschenwürdiges Leben.
Dann klopft er gegen die Scheibe: "Da, alles Monokultur, tote Böden, die
Farmer arbeiten mit dem chemischen Anbau gegen die Natur. Sie spritzen
ungeschützt und viel zu viel, aber das sagt ihnen keiner, weil die
Händler so mehr verkaufen. Und die Schädlinge leben. Baumwolle ist eine
so verflucht empfindliche Pflanze", sagt er.
"Grüne Revolution", das ist für Tiwari verlogenes Geschwätz. Mit
Hochleistungssaatgut und Maschineneinsatz sollte die
Nahrungsmittelproduktion gesteigert werden. Bäuerliche
Subsistenzwirtschaft galt als rückständig. Die genmanipulierte Saat kam
in den Achtzigern. Anfangs ging es auch gut. Aber dann wurden die
Schädlinge resistent, neue Gifte kamen, sie wurden wieder resistent, es
kamen Pestizide der dritten Generation, dann der vierten, immer teurer.
In den Neunzigern fielen die Preise für Baumwolle und die Bauern fingen
an, Chemikalien zu mischen, bis zu 30 verschiedene. Die Ersten begingen
im Bundesstaat Andhra Pradesh Selbstmord. 2003 brachten sich in ganz
Indien 17 107 um. Zeitungen schrieben von den killing fields.
Dann hält der Wagen wieder. Es ist schon dunkel, als Kishor Tiwari durch
das Dorf Maragoan-Son geht, zur Hütte von Suresh Sardar Chavan. Es war
der 15. September, als Chavan zu dem Bach hinter seinem Haus ging und
ein Glas mit Pestizid trank. Dann wankte er zurück zu seiner Hütte, fiel
zusammen, der ganze Körper ein Krampf. Es war fünf Uhr am Nachmittag.
Seine Frau stand vor ihm. Nachbarn brachten ihn ins Krankenhaus. Suresh
Sardar Chavan war tot, als er dort ankam. Er war 35 Jahre alt. Für
Tiwari ist er Nummer 875.
Vor der Hütte sitzt die Witwe mit ihren zwei Kindern und der
Schwiegermutter. 18 Jahre waren sie verheiratet. Jetzt hat sie ihr Mann
zurückgelassen mit drei hungrigen Mäulern und 50 000 Rupien Schulden.
880 Euro. Niemals hat sie so viel Geld gesehen. Sie wird auf fremden
Feldern arbeiten, für 44 Cent am Tag. Die Schuldeneintreiber haben sich
schon gemeldet. Weil sie nicht zahlen kann, wollen sie das Land. Was
sonst. Erst kam die Augenoperation der Tochter, den Rest hat die
Baumwolle gefressen.
Keiner hier bekommt noch Geld von Banken, mit anständigen Zinssätzen.
Nur die privaten Geldleiher vermehren sich wie die Schädlinge. Sie
wollen das Doppelte zurück. Doch die Baumwolle wächst nicht, der Wurm
ist schon drin, trotz Gift. Den Rest hat ihr Mann getrunken. Nachbarn
zeigen die Tüte "Avaunt" von DuPont. Die Witwe schweigt, schaut auf den
Boden, wie es sich gehört.
*Wie die Meerschweinchen *
Man hat einen Plastikstuhl gebracht, und Kerzen. Das ganze Dorf steht um
Tiwari herum, sie hören ihm zu wie einem Heiligen. Als er fragt, wie
viele sich im Dorf schon umgebracht haben, weiß es keiner. Drei, oder
fünf? Er spricht ins Dunkel, dass der Selbstmord keine Lösung ist, dass
sie lieber Gandhigiri machen sollen. Sie sollen Girlanden um die Hälse
der Geldleiher hängen, die sie ausrauben, sie sollen die Füße der
Politiker salben, die sie anlügen und vor den Bildern des Agrarministers
niederknien, der sie vergisst. Und sie sollen die Finger lassen von der
neuen, genmanipulierten "Bt"-Saat. Schon die erste habe versagt.
"Hat euch Monsanto nicht gesagt, dass der Bollworm nicht drangeht? Nach
90 Tagen war er drin. Und keiner weiß, was das Gen bei den Menschen
bewirkt, und den Tieren. Es gibt Bundesstaaten, in denen ist es
verboten. Sie behandeln euch wie Meerschweinchen", sagt Tiwari. "Und
jetzt wollen sie euch Bollgard II andrehen, mit zwei manipulierten
Genen, doppelt so teuer." Gemurmel. "Erst hat es in China versagt, dann
hier. Warum kauft ihr es?" -- "Weil es ein Mann der Regierung gesagt
hat", sagt ein Bauer. Tiwari schaut die Tochter des Toten an. Er hat
heute keine Aufmunterungs-Show.
Auf dem Weg nach Hause schaut Kishor Tiwari in die Nacht: "Sie sehen, es
ist alles besser geworden. Die Bauern verhungern nicht mehr. Sie bringen
sich jetzt selbst um." Dann ruft er den Schneider an und bestellt eine
Schuluniform.
"Wenn uns jemand kaufen will, soll er uns kaufen": Bauer Janardhan
Gundane vor seiner mit Moos bewachsenen Hütte in Dorli.
Fotos: Karin Steinberger
Es war fünf Uhr nachmittags, als Suresh Sardar Chavan das Gift nahm, das
für die Schädlinge auf seinen Baumwollfeldern bestimmt war. Dann brach
er tot zusammen. Seine Frau und seine Kinder werden nun für 44 Cent am
Tag auf den Feldern anderer arbeiten. Die eigenen gehören schon längst
den Geldleihern.
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