[Gen-Info] Gentech-Bier

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Mi Okt 4 08:05:58 CEST 2006


Hallo Leute!

Hier ein interessanter Artikel aus der Süddeutschen Zeitung. Leider
wird das Problem genmanipulierter Hefe ausgeblendet. Ich hatte vor
einiger Zeit mal einen Artikel dazu geschrieben.

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


Gesundheitsrisiken befürchtet

Brauereien warnen vor Gentech-Bier

Reinheitsgebot hin oder her: Mit dem Einsatz genmanipulierter Gerste wird die 
Qualität des deutschen Biers aufs Spiel gesetzt.

Von Silvia Liebrich 
   
Bei den mittelständischen Brauereibetrieben formiert sich der Widerstand gegen 
die Gentechnologie. Einige Hersteller unterzeichneten am Mittwoch ein Manifest 
gegen den Einsatz von genmanipulierten Rohstoffen wie Gerste, Hopfen oder Hefe 
bei der Bierherstellung. 

Der Zeitpunkt und auch der Ort für die Erklärung waren geschickt gewählt: Das 
Auftauchen von genmanipuliertem Reis aus den USA in Deutschland hat die Debatte 
um den umstrittenen Einsatz von Gentechnologie in der Lebensmittelbranche gerade 
wieder angefacht. Den passenden Rahmen für die Pressekonferenz lieferte München, 
wo noch bis Anfang nächster Woche das Oktoberfest läuft - das größte Bierfest 
der Welt. 

Qualitätsverlust droht

Nach Feiern war den Unterzeichnern des Manifestes allerdings weniger zumute. 
Deutsches Bier solle auch in Zukunft gentechnikfrei bleiben, forderten die Chefs 
der Neumarkter Lammsbräu, des Brauhauses Riegele Augsburg und der Stralsunder 
Brauerei. "Wir warnen davor, dass bei Verwendung genmanipulierter Zutaten wie 
Gerste oder Hefe das deutsche Bier seine Qualität verliert und es möglicherweise 
gesundheitsschädlich für die Verbraucher ist", sagte der Inhaber der Ökobrauerei 
Neumarkter Lammsbräu, Franz Ehrnsperger. 

Markus Berberich, Geschäftsführer der Stralsunder Brauerei, kritisierte, dass 
die Gefahr, die von der Gentechnologie ausgehe, von vielen Brauern unterschätzt 
werde. Er sieht vor allem mittelständische Betriebe gefährdet, wenn sich die 
Gentechnik durchsetzen sollte. 

Noch ist Gentech-Bier in Deutschland verboten

So genanntes Gentech-Bier ist in Deutschland, anders als etwa in Japan, 
Großbritannien oder Brasilien, bislang nicht erlaubt. Damit sich daran nichts 
ändert, forderten die Manifest-Unterzeichner eine Ergänzung im Gesetz, die den 
Einsatz von Gentechnologie bei der Bierherstellung ausdrücklich untersagt. Gemäß 
dem bayerischen Reinheitsgebot, das für alle deutschen Brauereien gilt, darf 
Bier nur mit Malz aus Getreide, Hopfen, Hefe und Wasser hergestellt werden. 
Allerdings ist darin bisher nichts über gentechnisch veränderte Zutaten gesagt. 

Besorgt zeigten sich die drei Brauereien vor allem darüber, dass auch in 
Deutschland in diesem Jahr erstmals Freilandversuche mit genmanipulierter Gerste 
stattfinden - ein Projekt, das von der Universität Gießen geleitet und vom 
Bundesforschungsministerium gefördert wird. Ziel dieser Versuche ist es den 
Wissenschaftlern zufolge zwar nur, den Einfluss von transgenen Pflanzen auf die 
Umwelt zu testen und nicht etwa Brauerei-Gerste zu entwickeln. 
 
Doch für Ehrnsperger birgt schon allein der Anbau erhebliche Risiken. "Man kann 
nicht verhindern, dass das Erbgut durch Pollenflug auf andere Sorten übergeht. 
So könnte sich das genveränderte Erbmaterial überall durchsetzen." Sebastian 
Priller vom Augsburger Brauhauses Riegele, verwies in diesem Zusammenhang auf 
die jüngsten Erfahrungen mit Reis: "Plötzlich ist der Genreis da, und keiner 
weiß, woher er kommt." Das Beispiel zeige, dass die Kontamination anderer 
Flächen unvermeidlich sei.

Dass die Sorgen nicht unberechtigt sind, zeigen Erfahrungen aus den USA und 
Kanada, wo der Anbau von genveränderten Getreidesorten wie Mais oder Weizen 
bereits extensiv betrieben wird. Hier klagen Farmer schon seit einigen Jahren 
über eine zunehmende Verunreinigung ihres Saatgutes, weil sich genveränderte 
Pflanzen mit traditionell erzeugtem kreuzen - etwa wenn sie auf benachbarten 
Feldern angebaut werden. 

Ertragseinbußen für Öko-Landwirte

Vor allem Öko-Landwirte sehen dadurch ihre wirtschaftliche Grundlage bedroht, 
weil sie ihre Erzeugnisse schon bei geringsten Verunreinigungen nicht mehr als 
Bioware verkaufen können und so erhebliche Ertragseinbußen haben. 

Dass bislang keine der bekannten Großbrauereien bereit war, sich dem Aufruf der 
drei mittelständischen Betrieben anzuschließen, bedauerte Ehrnsperger und fügte 
hinzu: "Das Thema ist nicht für alle Bierhersteller diskussionsfähig, auch der 
Verband will keine eindeutige Position beziehen." Er begründete die 
Zurückhaltung unter anderem damit, dass sich viele der großen Brauereien in den 
Händen von internationalen Konzernen befänden, die der Gentechnik grundsätzlich 
offen gegenüber stünden. 

Schon seit Jahren wird in der Branche mit Gentechnik experimentiert

Tatsächlich wird in der Branche schon seit Jahren mit Gentechnik experimentiert. 
So wird etwa in Japan und Großbritannien intensiv an gentechnisch veränderter 
Bierhefe geforscht, um die Gärleistung zu verbessern. 

Die britische Nutfield-Brauerei setzte nach Informationen der 
Verbraucherinitiative Transgen diese Hefe ein, um ein kalorienarmes Bier zu 
produzieren. Genmanipulierte Braugerste ist dagegen bisher nirgendwo auf der 
Welt für die Herstellung von Bier zugelassen, doch die Zahl der Freilandversuche 
bei allen Getreidesorten hat in den vergangenen Jahren zugenommen.

Sueddeutsche vom 28.09.06
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/130/87043/





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