[Gen-Info] Gen-Skandal NRW
Klaus Schramm
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Fr Aug 25 16:37:09 CEST 2006
Hallo Leute!
Was jetzt in NRW aufgedeckt wurde, wirf ein Schlaglicht auf die
sieben Jahre "Rot-Grün" von 1998 bis 2005.
Ciao
Klaus Schramm
Künasts Gen-Geheimnis
Öko-Verbände jahrelang zum Narren gehalten
Nur durch einen Zufall wurde dieser Tage bekannt, daß in den Jahren der
"rot-grünen" Koalition nicht nur auf offiziell deklarierten Versuchsfeldern,
sondern auch geheim in großem Maße Gen-Mais in Deutschland angebaut wurde. So
hatte die damalige Bundeslandwirtschafts- und Verbraucher-Ministerin Renate
Künast bereits 2002 ganz offen den Anbau von 50 Tonnen genmanipuliertem Saatgut
durch das Bundessortenamt zugestimmt.[1] Die Mehrzahl der Naturschutz-Verbände
schwieg hierzu und auch über den sogenannten Versuchsanbau der Folgejahre. Heute
wird jedoch deutlich, daß das wahre Ausmaß von Künast geheim gehalten wurde.
'Bioland' ist einer der beiden größten Anbauverbände für Öko-Landbau in
Deutschland. 'Bioland'-Präsident, Thomas Dosch, der oft neben Künast auf
Verbandsversammlungen fotografiert wurden, ist empört: "Unsere Bioland-Bauern
und ihre konventionellen Kollegen in der Region sind massiv verunsichert über
dieses späte Aufklärung." Statt jedoch ein sofortiges Gen-Moratorium* zu
fordern, meint Dosch, mit einem Fortbestand des von Künast eingerichteten
öffentlichen Standortregisters könne das Vertrauen wieder hergestellt werden.
Dabei wurde durch diesen Skandal offenkundig, daß Regierungsstellen selbst die
vorgeschriebene Veröffentlichung im Standortregister unterließen.
Das Bundessortenamt ließ nach 'Bioland' vorliegenden Informationen im Zeitraum
1998 bis 2005 insgesamt 32 genmanipulierte Maissorten mit den Fachkürzeln T 25,
BT176 und MON810 an jährlich bis zu 18 Standorten angebauen. Ob davon auch
andere Bundesländer außer Nordrhein-Westfalen betroffen sind, ist bisher nicht
zu erfahren. Das Bundessortenamt bestätigte lediglich, daß sich in Greven und
Borken seit 1998 Versuchsfelder befinden.
'Bioland' fordert die nachträgliche Offenlegung aller Standort von GMO-Pflanzen
seit 1998. In einer Anfrage an den jetzigen Bundeslandwirtschaftsminister
Seehofer wird darüber hinaus Auskunft verlangt über den Gesamtumfang der
GMO-Anpflanzungen und insbesondere darüber, welche Regierungsstellen Kenntnis
hatten.
Auch Ralf Bilke vom Bund für Umwelt und Naturschutz NRW (BUND) wertet die neuen
Erkenntnisse als Skandal. "Die Felder wurden vertuscht, um sich eine unbequeme
Diskussion zu ersparen." Mon810 wurde gezüchtet, um den schädlichen Maiszünsler
abzuwehren. "Der Käfer kommt in NRW gar nicht vor und taucht sowieso nur auf,
wenn zu lange einseitig angebaut wurde", sagt Bilke. Der BUND erwäge gegen das
Bundessortenamt juristisch vorzugehen. "Auch 2005 wurden die Felder nicht
angemeldet."
Die ehemalige nordrhein-westfälische "Umwelt"-Ministerin (Braunkohleabbau
Garzweiler) zeigt sich überrascht: "Von den Feldern in Greven und Borken wußte
ich zu meiner Amtszeit nichts." Vergangene Woche hatte Greenpeace versucht, im
Borkener Feld Proben zu ziehen. Am Dienstag, 22.08., haben Unbekannte das Feld
in Greven abgemäht.
Die "Grünen" versuchen sich in der Öffentlichkeit immer noch als
gentechnik-kritisch darzustellen. Angeblich soll das von Ministerin Künast zum
Ende ihrer Amtszeit eingebrachte Gentechnikgesetz Landwirte schützen, die keine
GMO-Pflanzen anbauen wollen. Deren Anbau ist durch Gen-Kontamination von
Nachbarfeldern bedroht. Eine im Gesetz verankerte Haftungsregelung soll ihnen
Schutz bieten. Doch inzwischen wurde bekannt, daß diese Haftungsregelung von
Monsanto und anderen Gentechnik-Konzernen leicht ausgehebelt werden
kann.[2]
Jahrelang galt Renate Künast bei der Mehrheit der Umweltverbände als ehrliche
Maklerin zwischen den Interessen der Industrie und der VerbraucherInnen.
Inzwischen ist kaum mehr zu leugnen, daß ein Großteil der Umweltbewegung von
Künast zum Narren gehalten wurde.
Klaus Schramm
[1] Siehe hierzu:
genkuenast020627.html
Künast schlägt Bresche für Gen-Mais
genkuenast040225.html
Künast versucht vollendete Gen-Tatsachen zu schaffen
25 Tonnen Gen-Mais zum geheimen Anbau freigegeben
* Siehe: www.gen-moratorium.de
[2] Siehe hierzu:
genmon060820.html
Monsanto hebelt jedes Haftungsrecht aus
(veröffentlicht auch in 'Junge Welt' v. 21. August)
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