[Gen-Info] Monsanto hebelt jedes Haftungsrecht aus

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
So Aug 20 19:39:53 CEST 2006


Hallo Leute!

Hier ein eigener Artikel.

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


Monsanto hebelt jedes Haftungsrecht aus
Gen-kontaminierte Ernte soll aufgekauft werden

Immer deutlicher stellt sich heraus, daß die politische Bühne, auf der um ein 
stärkeres oder schwächeres Haftungsrecht bei gentechnisch manipulierten 
Organismen (GMO) "gerungen" wird, ein Kasperle-Theater ist. Weder das am Ende 
siebenjähriger "rot-grüner" Regierungszeit von Ministerin Künast vorgelegte 
Gentechnik-Gesetz mit einer verursacherunabhängigen Schadensregelung, noch der 
vom jetzigen Agrar-Minister Seehofer favorisierte Haftungsfond kann geschädigte 
LandwirtInnen tatsächlich schützen. 

Sowohl die unter Künast ins Gesetz geschriebene "strenge" Regelung als auch der 
- ebenfalls zum Schein von den Gen-Konzernen abgelehnte - Haftungsfond kann mit 
folgendem Trick ausgehebelt werden. Monsanto und Co. werden schlicht und einfach 
die gen-kontaminierte Ernte aufkaufen. Wie sich bereits in Kanada gezeigt hat, 
entsendet Monsanto hauseigene Detektive auf die Felder, um in der Umgebung von 
GMO-Feldern Proben zu ziehen.

In Kanada wurden Bauernhöfe, die sich weigerten, ebenfalls GMO wie etwa Gen-Raps 
anzubauen, mit Klagen überzogen. Ihnen wurde vorgeworfen, illegal GMO 
angepflanzt zu haben, ohne die von Monsanto geforderte Lizenz zu bezahlen. 
Monsanto hatte mit dieser Methode vor kanadischen Gerichten Erfolg. Doch statt 
auf diese wenig publicity-trächtige Brachialmethode zu setzen, kann Monsanto das 
von Detektiven beschaffte Wissen auf andere Weise nutzen: Die Ernte 
genkontaminierter Nachbarfelder wird zu Preisen aufkaufen, die über dem 
Markpreis für gentechnikfreien oder biologisch angebauten Mais, Weizen oder Raps 
liegen. Ein Schaden - nach gängigen juristischen Vorstellungen nur meßbar in 
Euro - ist somit nie entstanden. Für einen Schadensfall, der gar nicht eintritt, 
muß - ergo - niemand haften.

Aus internen Quellen wurde bekannt, daß bereits die Märkische Kraftfutter GmbH 
(Märka) eine Strategie festgelegt hat, möglichen Haftungsfällen aus dem Weg zu 
gehen, indem sie die Ernte von Nachbarfeldern im Abstand von weniger als 500 
Metern zum garantierten Marktpreis aufkauft. Märka ist vorwiegend in Brandenburg 
und Mecklenburg-Vorpommern tätig, den Bundesländern in denen allein über 80 
Prozent des in Deutschland noch von Ministerin Künast zugelassenen Gen-Mais 
angebaut wird. Auch interne Studien von Monsanto und Syngenta liegen vor, wonach 
diese Strategie verfolgt werden soll, um Haftungsfälle zu verhindern. 

Ziel ist nicht allein, jedwede Haftungsregelung auszuhebeln. Mit der Strategie, 
genkontaminierte Ernten aufzukaufen, kann zugleich die Problematik der 
Verunreinigungsfälle verschleiert werden. Das wahre Ausmaß der Auskreuzung und 
Verschleppung innerhalb der Verarbeitungskette wird intranparent. Auf diese 
Weise kann die Gentech-Industrie Zeit gewinnen. Treten keine "Schadensfälle" 
auf, werden - so das Kalkül - immer mehr LandwirtInnen auf GMO-Anbau 
überwechseln und innerhalb von zwei oder drei Jahren wird ein gentechnik-freier 
Anbau in Deutschland gar nicht mehr möglich sein. 

Die scheinbar so fest gefügte Ablehnungsfront der VerbraucherInnen, die zu mehr 
als 70 Prozent Gen-Food ablehnen, vermittelt ein Bild trügerischer Sicherheit. 
Denn wenn der Wunsch der KonsumentInnen nach gentechnik-freien Nahrungsmitteln 
nur noch durch Importprodukte gestillt werden kann, wird auch diese 
Ablehnungsfront - wie in anderen Fällen erprobt - über die Preise geknackt.

Klaus Schramm


      Hinweis: 

      Seit 1998 besteht ein Gen-Moratorium in Europa,
      das aber - insbesondere durch den Druck der US-Regierung - in Frage
      gestellt ist und bereits 2003 hätte fallen sollen. Bei der Unterschriften-
      Aktion zum Erhalt des Gen-Moratoriums in Deutschland kamen bisher
      über 2,5 Millionen Unterschriften zusammen. Das hat bereits einige
      Beachtung gefunden. Um den Druck zu erhöhen, muß die Beteiligung
      weiter gesteigert werden - Vordrucke für Unterschriften-Listen können
      von der Internet-Seite
      www.gen-moratorium.de heruntergeladen werden. 




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