[Gen-Info] Anti-GMO-Aktion in Brandenburg

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Sa Aug 12 12:35:31 CEST 2006


Hallo Leute!

Durch die aktuelle Beinahe-Katastrophe im schwedischen AKW Forsmark
blieben leider einige Sachen hier liegen. Die Infos werden hier und
in den folgenden e-mails nachgeholt.

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


31.07.2006 
                        Anti-GMO-Aktion 
                         in Brandenburg 

      Trotz gigantischem Polizei-Einsatz gelangten rund 90
      AktivistInnen auf Gen-Mais-Feld 

      Die "Gendreck-weg"-Aktion gegen genmanipulierte Organismen (GMO)
      hatte am Wochenende mit Musik, gewaltfreiem Training und
      Gottestdienst im brandenburgischen Badingen begonnen. Die
      Landesregierung wollte die angekündigte Rodung eines
      Gen-Mais-Feldes mit einem gigantischen Polizeiaufgebot verhindern.
      Angebaut wird auf dem umstrittenen Feld die Sorte Bt-Mais 810 des
      US-amerikanischen Konzerns Monsanto. 

      Im Örtchen Badingen bei Zehdenick stehen am Samstag morgen
      mehrere Hundertschaften bereit, ausgestattet mit gepanzerten
      Räumfahrzeugen, Hundestaffeln, berittenen Einheiten und koordiniert
      per Hubschrauber, die Einsatz-BeamtInnen wie Gladiatoren gepanzert
      und behelmt. Offenbar haben sie den Befehl "Ortsfremde" nur bis zur
      Dorfstraße, dem Kundgebungsort, vorzulassen. 

      Nach Angaben von Zehdenicks Bürgermeister Arno Dahlenburg gehört
      das Gen-Mais-Feld in Badingen pikanter Weise dem Ortsbürgermeister.
      Michael Grolm, einer der Initiatoren der Aktion "Gendreck weg" sieht in
      ihm und Monsanto die Zerstörer und nicht in denjenigen, die wie er
      selbst "die Natur bewahren" wollen. Alle anderen friedlichen Mittel seien
      ausgeschöpft. Obwohl über 70 Prozent der Deutschen genmanipulierte
      Lebensmittel ablehnen, werde der Anbau von der Politik durchgesetzt.
      Laut Grolm geht es Konzernen wie Monsanto darum, rücksichtslos mit
      GMO eine Monopolstellung zu erlangen. 

      Jörg Eickmann, der auf 48 Hektar Gen-Mais anbaut, sagt: "Jeder hat das
      demokratische Grundrecht auf freie Meinungsäußerung. Das Gesetz
      erlaubt, diese Pflanzen anzubauen. Doch die Gen-Gegner wollen uns
      dieses Recht nicht zugestehen." Der Anbau sei nötig, da Gen-Mais
      gegen Schädlinge resistent sei. Ein weiterer Bauer meint: "Ich bin für
      Gen-Mais. Wenn wir nicht tun, was andere Länder machen, ist
      Deutschland unterlegen. In Amerika wird seit langer Zeit Gen-Mais
      angebaut, und es gibt keine zehntausend Toten." 

      Andere dagegen finden, daß die AktivistInnen Recht haben und daß viel
      zu wenig über die Problem mit GMO bekannt sei. Zu den AktivistInnen,
      die gestern mit abgerissenen Maispflanzen im TV gezeigt wurden,
      gehört auch der 66-jährige Rentner Armin Meyer aus Niederfinow
      (Barnim). "Ich finde es wichtig, daß auch ältere Menschen etwas gegen
      die Gentechnik machen", sagt er. "Wenn Genmais an Kühe verfüttert
      wird, weiß doch keiner, was mit der Milch passiert." Der Imker Fabian
      Lares aus Müncheberg (Mäkisch-Oderland) sieht sich ebenfalls durch
      Genfelder in der Nachbarschaft bedroht. "Ich kann meine Bienen nicht
      von den Genmais-Feldern fernhalten." 

      Als versucht wird, über ein abgeerntetes Weizenfeld auf das nur 300
      Meter von der Dorfstraße gelegene Gen-Mais-Feld zu gelangen, ist die
      Polizei zunächst überrascht. Sie riegelt die Straße ab, es kommt zum
      Schlagstock-Einsatz ohne vorherige Ankündigung und berittene Polizei
      verfolgt AktivistInnen durch den Gen-Mais-Acker. Dennoch geht es
      weitgehend friedlich zu. Ein Aktivist wird von einem Polizeihund leicht
      verletzt. "Wir sind mit 150 Leuten von Mildenberg aus über
      Stoppelfelder nach Badingen spaziert", erläutert
      "Gendreck-weg"-Sprecherin Jutta Sundermann im Nachhinein. 

      Einzelne werden mit Kabelbindern gefesselt abgeführt oder vom Feld
      getragen. 24 AktivistInnen werden wegen Sachbeschädigung und
      Hausfriedensbruch vorläufig festgenommen. Weitere 64 Personen
      nahm die Polizei in Gewahrsam, weil sie einem Platzverweis nicht
      nachgekommen waren. Eine junge Frau, die auf dem Feld einen
      Asthmaanfall erlitt, wird von Notärzten versorgt. Nach einer Stunde ist
      das Gen-Mais-Feld geräumt. Nach verschiedenen Angaben konnten bis
      zu 1000 Quadratmeter gerodet oder zertrampelt werden. 

      Mehrere Umweltverbände hatten sich von solchen gewaltfreien
      Aktionen distanziert. Greenpeace hingegen sieht ebenfalls in solchen
      Aktionen ein Mittel in der Abwehr einer irreversiblen Verseuchung der
      Kulturpflanzen mit künstlich eingebrachten Gen-Bruchstücken. Laut
      Aktion "Gendreck weg" nahmen an der Aktion in Badingen am
      Wochenende insgesamt rund 500 Menschen teil. Michael Grolm meint:
      "Wir haben schon jetzt unser Ziel erreicht und sind auf jeden Fall
      erfolgreicher als im vergangenen Jahr." 

        

      Ute Daniels 

        

      Anmerkungen 

      Siehe auch unsere Artikel: 

          'Anti-GMO-Aktion kann von Gerichtsbeschluß 
          nicht gestoppt werden' (18.07.06) 

          'Anti-GMO-Aktion in Ladenburg' (7.07.06) 

        

      Hinweis: 

      Seit 1998 besteht ein Gen-Moratorium in Europa,
      das aber - insbesondere durch den Druck der US-Regierung - in Frage
      gestellt ist und bereits 2003 hätte fallen sollen. Bei der Unterschriften-
      Aktion zum Erhalt des Gen-Moratoriums in Deutschland kamen bisher
      über 2,5 Millionen Unterschriften zusammen. Das hat bereits einige
      Beachtung gefunden. Um den Druck zu erhöhen, muß die Beteiligung
      weiter gesteigert werden - Vordrucke für Unterschriften-Listen können
      von der Internet-Seite
      www.gen-moratorium.de heruntergeladen werden. 




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