[Gen-Info] Bt-Baumwolle und die negativen Folgen in China

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Fr Jul 28 20:01:11 CEST 2006


Hallo Leute!

Noch immer wird hierzulande von interessierten Kreisen behauptet,
Bt-Baumwolle würde den Pestizid-Einsatz reduzieren und sei für
Entwicklungsländer eine Chance. Im folgenden Artikel wird die
Situation ich China korrekt dargestellt - die Situation in den
USA wird jedoch verharmlost. Wie unabhängige Untersuchungen
längst gezeigt haben ist auch in den USA der Pestizideinsatz
auf Bt-Baumwollfeldern schon seit Jahren höher als vor deren
Einführung.

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


F.A.Z., 27.07.2006, Nr. 172 / Seite 30

Baumwollkapselraupe

Gentechnik in Reinkultur

Den hier versprühten "Bacillus thuringiensis" hat die
genmanipulierte Baumwolle bereits enthalten

26. Juli 2006 Chinesische Landwirte haben in der jüngsten Zeit erhebliche
Einbußen beim Anbau insektenresistenter Baumwolle zu
verzeichnen. Diese widersteht durch einen gentechnischen
Eingriff dem wichtigsten Baumwollschädling, der
Baumwollkapselraupe. Die Baumwolle bildet in ihren Blättern
ein Gift des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis, an dem
die Raupen nach dem Fressen zugrunde gehen.

China war eines der ersten Länder, das die neue
Baumwollsorte großflächig anbaute. In den ersten Jahren
erzielten die Bauern einen um 36 Prozent höheren Gewinn als
ihre Kollegen mit dem Anbau konventioneller Baumwolle. Doch
wie Per Pinstrup-Andersen von der Cornell University
unlängst auf einem Kongreß der American Agricultural
Economics Association in Long Beach (Kalifornien)
ausführte, begann der Gewinn nach drei Jahren zurückzugehen
und liegt inzwischen unter dem der Bauern mit
konventionellem Anbau.

Bis zu zwanzigmal Pestizide spritzen

Die Ursache liegt in nachrückenden Schädlingen, gegen die
das Bakterientoxin nicht wirkt. Um diese zu bekämpfen
mußten die Landwirte bis zu zwanzigmal Pestizide spritzen,
was ihre Gewinnmarge erheblich schmälerte. In anderen
Ländern, die ebenfalls Bt-Baumwolle in großem Maßstab
anbauen, vor allem in Nordamerika und Indien, haben sich
noch keine sekundären Schädlinge breitgemacht. Das hängt
vermutlich, wie Pinstrup-Andersen meint, mit der Tatsache
zusammen, daß es zumindest in den Vereinigten Staaten von
Amerika Vorschrift ist, zwischen den Feldern mit
insektenresistenter Baumwolle als Rückzugsgebiet für
Insekten Flächen mit Pflanzen ohne eingebaute Resistenz
anzulegen.

Das soll vor allem die Entwicklung resistenter Insekten
verhindern. Wie das Beispiel in China zeigt, verhindern
diese Flächen offenbar aber auch, daß sich andere
Schädlinge auf den Feldern breitmachen, auf denen sie nicht
mehr auf ihren wichtigsten Konkurrenten treffen. Die
Wissenschaftler waren sich auf der Tagung einig, daß nun
erforscht werden müsse, auf welche Weise man auch in China
die Baumwolle am besten vor nachrückenden Schädlingen
schützen könne.

http://www.faz.net/s/Rub268AB64801534CF288DF93BB89F2D797/Doc~E8EC8EBEC1C044ACAA8
733693CEB37CFB~ATpl~Ecommon~Scontent.html




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