[Gen-Info] Schrot&Korn / FK / Gentechnikfreies Wochenende, 28.-30.7. Zehdenick / Feldbefreiung: Pro und Kontra (fwd)
Klaus Schramm
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Mo Jun 26 09:27:52 CEST 2006
Hallo Leute!
Hier eine Diskussion über die Kampagne "Gendreck weg" und weitere Infos.
Ciao
Klaus
klaus.schramm at bund.net
Schrot&Korn 6/2006
Genfoood
Pro und kontra
Gen-Maisfelder zerstören - Darf man das?
Die Initiative "Gendreck weg" (www.gendreck-weg.de) hat für den 30. Juli 2006 zu
einer Feldbefreiung aufgerufen. Die Aktivisten wollen auf einem Feld die
Gen-Maispflanzen ausreißen. Nicht heimlich, sondern mit öffentlicher Ankündigung
und Schadensersatz für den betroffenen Bauern. Innerhalb der Gentechnik-Kritiker
löst diese Aktion eine Debatte aus. Darf man das?
JA: Reden reicht nicht!
Mancherorts lässt sich die Agro-Gentechnik mit guten Argumenten stoppen. Mit
Engelszungen oder heiligem Zorn. Nur: Wenn das nicht reicht, hilft es nicht,
schulterzuckend auf das nächste Jahr zu warten. Denn die Gentechnik auf den
Feldern ist nicht zu kontrollieren. Bienen und Wind scheren sich nicht um
Sicherheitsabstände, sodass die transgenen Pollen die gentechnikfreie Ernte der
Nachbarn verunreinigt.
Gentechnik in der Landwirtschaft ist ein Agrar-Monopoly mit ganz wenigen
Gewinnern. Die Vielfalt bleibt auf der Strecke, die Bauern werden abhängig von
teurem, patentiertem Industrie-Saatgut. Studien zeigen die Gesundheitsgefährdung
durch genmanipulierte Organismen. Die Vorgehensweise der Agrarkonzerne und der
Politik, vollendete Tatsachen zu schaffen, ist zutiefst undemokratisch. Gegen
den Willen der Mehrheit der Menschen führen sie eine unkontrollierbare
Technologie ein.
Weil dieser Schritt unumkehrbar ist, gibt es weltweit entschlossenen Widerstand.
In den 90er Jahren verdarben indische Bauern dem Konzern Monsanto eine
Versuchsreihe und entfernten die transgene Baumwolle von den Feldern. In
Frankreich und in England gibt es Feldbefreiungen. 2005 riefen Imker, Bauern und
Bäuerinnen aus Süddeutschland die Initiative "Gendreck weg - Freiwillige
Feldbefreiung" ins Leben. Sie lassen den guten Argumenten Taten folgen und
greifen - nach vorheriger Ankündigung - gemeinsam, gewaltfrei und öffentlich zur
Notwehr.
Die Journalistin Jutta Sundermann ist Mitbegründerin der
globalisierungskritischen Organisation Attac Deutschland.
NEIN: Zerstörung ist kontraproduktiv
Die Regierung Merkel zielt darauf ab, die geltenden Gesetze aufzuweichen und die
gentechnikfreie Produktion aktiv zu zerstören. Eine große Koalition von
Industrie und Regierung setzt auf die Zwangsbeglückung mit der Agro-Gentechnik.
Das verletzt solch elementare Rechte wie Wahlfreiheit, freie Berufswahl, Schutz
des Eigentums und der körperlichen Unversehrtheit. Und es bedroht die
natürlichen Lebensgrundlagen.
Wir Agro-Gentechnik-Kritiker sind nicht Zerstörer, sondern die Verteidiger des
Rechts. 70 Prozent der Bevölkerung sind nach wie vor gegen gentechnisch
veränderte Lebensmittel. Für unseren Erfolg ist entscheidend, dass diese
Menschen unsere Argumente weiterhin verstehen und mittragen. Eine Strategie der
"Feldzerstörung" ist ungesetzlich und wird schon zur Diskreditierung und
Kriminalisierung der Gentechnik-Kritiker instrumentalisiert. Solche Fettnäpfe
müssen umgangen werden.
Es sollte keine Zeit mit einer spaltenden Diskussion über Aktionsformen verloren
werden. Die Energie wird zum Widerstand gegen diejenigen gebraucht, die sich
über die Mehrheit der Bevölkerung und den Schutz der Umwelt hinwegsetzen. Wir
haben in Deutschland noch die Chance und die Verantwortung, die gentechnikfreie
Erzeugung von Lebensmitteln zu schützen. Und wir haben viele erfolgreiche
"legale" Aktionsformen, die gemeinsam eine breit akzeptierte, vielfältige
Opposition gegen den fahrlässigen Umgang mit der Agro-Gentechnik bilden können.
Jetzt muss gemeinsam gehandelt werden.
Ulrike Höfken ist agrar- und verbraucher- politische Sprecherin der
Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.
http://www.schrotundkorn.de/2006/200606a05.html
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Falkenseer Kurier | 22. Juni 2006
Freiwillige Feldbefreiung
Die Initiative Gendreck-weg bereitet eine Freiwillige Feldbefreiung für das
Wochenende vom 28.-30. Juli 2006 und ein bundesweites Aktionscamp gegen
Gentechnik in der Nähe von Berlin vor. Geplant ist ein buntes Aktionscamp von
Freitag bis Sonntag, das die Problematik der Agro-Gentechnik vermittelt und Lust
auf Alternativen macht. Am Samstag Abend wird es eine öffentliche
Podiumsdiskussion mit Wissenschaftlern und Aktiven aus dem In- und Ausland
geben. Weiterhin ist Zeit für Workshops verschiedener Organisationen, ein
gewaltfreies Aktionstraining und ein Kultur- und Kinderprogramm. Nach Ende des
Wochenendes soll sich am Sonntag eine "öffentliche freiwillige Feldbefreiung"
anschließen.
http://www.falkenseer-kurier.info/aktuelles/aktuelles.html
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Pressemitteilung vom 22.06.2006
* Gentechnikfreies Wochenende und Freiwillige Feldbefreiung angekündigt
* Das letzte Juli-Wochenende im brandenburgischen Zehdenick-Badingen steht unter
dem Motto "Gendreck-weg"
"Immer mehr Menschen sind nicht mehr bereit, dem Wachsen der Genmaisfelder
tatenlos zuzusehen", erklärte Michael Grolm, Diplom-Agraringenieur und
Berufsimker aus Tübingen. "Ich werde selbst als Feldbefreier aktiv werden und am
30. Juli Genmaispflanzen in Badingen ausreißen." Für diesen Tag haben
mittlerweile rund 200 Menschen ihre Absicht erklärt, ein Feld von den
gentechnisch manipulierten Pflanzen zu befreien. In der Gemarkung wächst seit
April auf zwei Feldern der gentechnisch veränderte Bt-Mais der Firma Monsanto.
Die Initiative "Gendreck-weg - Freiwillige Feldbefreiung" lädt ab Freitag, dem
28. Juli, zum gentechnikfreien Wochenende nach Zehdenick-Badingen ein. Auf dem
Programm stehen Workshops, Kultur und Diskussion rund um die Gentechnik in der
Landwirtschaft. Das "gentechnikfreie Wochenende" findet auf dem Gelände des
altehrwürdigen "Festen Hauses" in Badingen statt.
Die Veranstalter kritisieren die Politik der Gentechnik-Befürworter scharf. Sie
sind besonders aufgebracht über die Ankündigung von Agrarminister Horst
Seehofer, die Haftungsregelungen für Gentech-Anbauer zu entschärfen und
gleichzeitig die Gentechnik-Industrie in keiner Weise für die Risiken ihrer
Produkte haftbar zu machen.
"Obwohl über 70% der Menschen in unserem Land Gentechnik auf den Tellern und den
Feldern ablehnen, werden immer wieder unumkehrbare Fakten geschaffen", sagt
Michael Grolm. Seine eigene Existenz hänge an unverseuchtem Honig. Die
Agro-Gentechnik gefährde weltweit Existenzen von Bauern und Imkern, die
biologische Vielfalt und letztlich die gesunde Ernährung für alle Menschen. "Da
kann ich nicht zusehen. Da wird Widerstand zu Notwehr und zur direkten Maßnahme
gegen die Gefahr und die Gewalt, die von dieser Technologie ausgeht."
Unterstützt wird das Camp und die Aktion von der überregionalen
AktionsOrchestergruppe "Lebenslaute". Mit klassischen Instrumenten und Musik
spielt die Gruppe am Samstag um 18.00 Uhr in der Dorfkirche Badingen - und am
Sonntag auf dem Genmaisfeld. Erwartet werden für das Wochenende sowohl
Gentechnikkritikerinnen und -kritiker aus der Region als auch aus dem ganzen
Bundesgebiet, aus Polen und Frankreich.
Auf der Internet-Seite www.gendreck-weg.de erklären Feldbefreier/innen
öffentlich ihre Absicht, Gentech-Pflanzen auszureißen bzw. mit den Aktiven
solidarisch zu sein. Die Initiative wurde 2005 von Bauern, Bäuerinnen und Imkern
ins Leben gerufen. Sie sieht sich in der Tradition zivilen Ungehorsams und geht
gewaltfrei und entschlossen gegen Agro-Gentechnik vor.
Kontakte:
Michael Grolm, 0170 / 10 87 17 4
Jutta Sundermann, 0175/ 86 66 76 9
presse at gendreck-weg.de
www.gendreck-weg.de
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