[Gen-Info] Greenpeace: Koexistenz ist nicht möglich
Klaus Schramm
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So Apr 9 18:16:47 CEST 2006
Hallo Leute!
Greenpeace International hat einen Report mit dem Titel
'Impossible Coexistance' veröffentlicht. Darin werden
die Folgen des Gen-Anbaus in Spanien untersucht.
Hierzu der unten einkopierte Artikel.
Ciao
Klaus Schramm
klaus.schramm at bund.net
Koexistenz ist nicht möglich
Greenpeace International veröffentlicht Report 'Impossible Coexistance': Die
Gen-Kontaminationen in Spanien müssen in Europa als Warnsignal begriffen werden
Seit Jahren ist bereits aus Argentinien [1] und Kanada [2]
bekannt, daß sich die vielbeschworene Koexistenz in der landwirtschaftlichen
Praxis nicht realisieren läßt. Greenpeace International zeigt nun mit seinem
aktuellen Report 'Impossible Coexistance' über die Zustände in Spanien auf, daß
der dortige großflächige und kommerzielle Anbau genmanipulierter Pflanzen zu
massiven Ertragseinbußen bei benachbarten Landwirten geführt hat, die weiterhin
gentechnik-freie herkömmliche oder Bio-Landwirtschaft betreiben wollten. Die
Praxis von über 7 Jahren Gen-Landwirtschaft in Spanien habe gezeigt, daß eine
Koexistenz nicht möglich sei.
Der immer weiter um sich greifende Anbau genmanipulierter Pflanzen, der entgegen
dem Anfang 1998 europaweit vereinbarten Gen-Moratorium in Spanien während der
letzten 7 Jahren auf einer Fläche von bis zu 53.000 Hektar (2005) zugelassen
wurde, hat laut Greenpeace International zu eindeutigen Resultaten geführt. Der
Report zeigt anhand von Untersuchungen landwirtschaftlicher Betriebe auf, daß
das unverminderte Wachstum der Gentech-Industrie zu einer einzigartigen
Bedrohung für die Existenz dieser Betriebe geführt hat, insbesondere in den
Provinzen Aragón und Katalonien, wo genmanipulierte Pflanzen hauptsächlich
angebaut werden.
Der Report 'Impossible Coexistence', der in Zusammenarbeit von Greenpeace
International mit der Farmer-Organisation Assemblea Pagesa und der NGO
Plataforma Trangènics Fora! erstellt wurde, beruht auf eingehenden
Untersuchungen und auf Labor-Tests, bei denen Proben von Maisfeldern von 40
spanischen Landwirten, die mit herkömmlichen gentech-freien oder biologischen
Anbaumethoden arbeiten, auf Gen-Kontaminationen geprüft wurden.
Dabei wurde folgendes dokumentiert:
- In knapp 25 Prozent der untersuchten Fälle wurde das unerwünschte und
unerwartete Vorhandensein von genmanipuliertem Mais in Maisfeldern der
gentech-frei arbeitenden Landwirte nachgewiesen. Die Gen-Kontamination betrug
durchschnittlich 12,6 Prozent.
- Betroffene Landwirte erlitten finanzielle Verluste, weil sie den
gen-kontaminierten Mais nicht mehr zu den Premium-Preisen für gentech-freien
Mais verkaufen konnten.
- Drei der nachgewiesenen Fälle von Gen-Kontamination betrafen lokale
Mais-Varietäten, die nach Jahren der sorgfältigen Zuchtauswahl nun nicht mehr
zur Aussaat verwendet werden können. Diese Fälle zeigen, daß die
Gen-Kontamination eine Bedrohung für die Artenvielfalt darstellt. Sie bedroht
zugleich die wenigen lokalen und klimatisch angepaßten Sorten, die sich noch
unter der Kontrolle der Landwirte befinden.
Geert Ritsema von Greenpeace International erklärte dieser Tage bei der
EU-Gen-Konferenz in Wien, der Report "Impossible Coexistance" müsse als
"Warnsignal für Europa vor den Gefahren der Agro-Gentechnik" begriffen werden.
"Trotz der Versprechungen verschiedener spanischer Provinzregierungen, daß die
beschlossenen Richtlinien und Kontrollen die Sicherheit garantieren sollten und
daß die Wahlfreiheit von Landwirten und Konsumenten gewährleistet sei, beweist
die Realität das genaue Gegenteil," so Ritsema.
"Das Fehlen ausreichender gesetzlicher Regelungen in Spanien ist ein Schlag ins
Gesicht aller Landwirte, die weiterhin auf herkömmliche gentech-freie oder
biologische Landwirtschaft setzen", sagt Antonio Ruiz, Präsident des 'Organic
Farming Committee of Aragón' und ergänzt: "Gentech-Konzerne wie Syngenta und
Monsanto setzen ihre Interessen über die der örtlichen Gemeinschaften und
zerstören letztlich unsere Existenzgrundlage."
Greenpeace International fordert die spanischen Behörden auf, den Anbau von
genmanipulierten Pflanzen sofort auszusetzen. Zugleich wird der EU-Ministerrat
und die EU-Kommission aufgefordert, den Anbau von Gen-Getreide in anderen
europäischen Ländern zu verhindern.
"Die Erfahrungen in Spanien zeigen, daß es sich bei Koexistenz zwischen
gentech-freier und Gen-Landwirtschaft um eine Täuschung handelt", resümiert
Geert Ritsema.
Der Report 'Impossible Coexistance' wurde gemeinsam von Greenpeace
International, Assemblea Pagesa und Plataforma Trangènics Fora! herausgegeben
und am 4.04.06 zu Beginn der Konferenz der EU-Kommission in Wien veröffentlicht.
Thema der Konferenz in Wien ist die sogenannte Koexistenz und ein Austausch über
mögliche Regelungen wie diese gewährleistet werden soll. Bisher allerdings hat
sich in all den Jahren in ganz Europa noch kein einziger Versicherungs-Konzern
bereit gefunden, eine Versicherung gegen Gen-Kontamination
anzubieten.[3]
Klaus Schramm
Anmerkungen:
Download des Reports von der web site:
www.greenpeace.org/international/press/reports/impossible-coexistence
[1] Zu den Zuständen in Argentinien siehe auch unser Artikel über
Brasilien und Argentinien:
Brasilien erlaubt Anbau von Gen-Pflanzen (4.03.05)
www.netzwerk-regenbogen.de/genbra050304.html
Zu den Folgen sogenannter Koexistenz siehe auch:
Monsanto knebelt US-Landwirtschaft (26.04.05)
www.netzwerk-regenbogen.de/genmon050426.html
[2] Zu Gen-Kontamination in Kanada siehe unseren Artikel:
Gen-Pflanzen
Streit vor Kanadas höchstem Gericht (1.08.03)
www.netzwerk-regenbogen.de/genraps030801.html
[3]
Laut der österreichischen Tageszeitung 'Der Standard' v. 7.04.2006
Hinweis:
Seit 1998 besteht ein Gen-Moratorium in Europa,
das aber - insbesondere durch den Druck der
US-Regierung - in Frage gestellt ist und bereits 2003
hätte fallen sollen. Bei der Unterschriften- Aktion zum
Erhalt des Gen-Moratoriums in Deutschland kamen
bisher über 2 Millionen Unterschriften zusammen. Das hat
bereits einige Beachtung gefunden. Um den Druck zu
erhöhen, muß die Beteiligung weiter gesteigert
werden - Vordrucke für Unterschriften-Listen können
von der Internet-Seite
www.gen-moratorium.de heruntergeladen werden.
Mehr Informationen über die Mailingliste Gen-Info