[Gen-Info] Gentech-Katastrophe in Rumänien

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Mi Okt 19 23:58:47 CEST 2005


   Rumänien: Gentech-Soja-Anbau außer Kontrolle
   Umweltschützer fürchten Verunreinigung von fast 100 Prozent

   Bukarest (pte/10.10.2005/14:38) - Der Anbau von genetisch verändertem
   Soja in Rumänien scheint völlig außer Kontrolle geraten zu sein. Die
   Umweltorganisation Greenpeace http://www.greenpeace.at hat in zehn
   verschiedenen Regionen Sojapflanzen beim österreichischen Umweltbundesamt
   testen lassen. Sämtliche Proben waren positiv. Damit erhärtet sich der
   Verdacht, dass 90 Prozent der Sojapflanzen im südosteuropäischen Staat
   ohne Wissen der Behörden gentechnisch verändert sind. Es handelt sich
   dabei um die Roundup-Ready-Sojasorte vom Agro-Konzern Monsanto.

   "Die Situation ist dramatisch", so Gentechnik-Expertin Susanne Fromwald
   von Greenpeace Österreich im pressetext-Interview. "Der Anbau von
   Gentech-Soja ist in Rumänien erlaubt, allerdings müssen die Bauern die
   Pflanzen in einem Register eintragen lassen, ansonsten ist die
   Anpflanzung illegal", erklärt Fromwald. Die Bauern haben nach Angaben von
   Greenpeace Teile der Ernten einbehalten, um sie im darauf folgenden Jahr
   erneut als Saat auszusetzen. Kontrollen gibt es in Rumänien kaum. "Es ist
   ein offenes Geheimnis, was sich auf den rumänischen Feldern abspielt", so
   Fromwald. Mangels geeigneter Labors gibt es auch keine Untersuchungen.

   Ungewöhnliche Unterstützung erhält Greenpeace vom ehemaligen
   Monsanto-Manager in Rumänien, Dragos Dima, der sogar davon spricht, dass
   bereits neunzig Prozent anstatt der offiziell verlautbarten fünfzig
   Prozent der in Rumänien angebauten Soja gentechnisch verändert seien.
   "Garantierter Weise gibt es Soja aus konventionellem Anbau nicht mehr",
   berichtet Fromwald, die zur Zeit in Bukarest ist. Ziel sei nun, eine
   Aufklärung der Behörden. "Wir haben in Rumänien auch illegale
   Feldversuche von gentechnisch veränderten Kartoffel und Pflaumen
   nachweisen können", berichtet Fromwald gegenüber pressetext. Mittlerweile
   sei es gelungen, die Gentech- Pflaumen zu vernichten.

   Auf die Frage, welche Rolle Monsanto bei der Freisetzung spielt, meint
   Fromwald: "Das strategische Interesse des Saatgutkonzerns liegt
   offensichtlich darin, eine Situation zu schaffen, die nicht mehr
   umkehrbar ist." Anders als etwa in Kanada gebe es keine Anzeichen dafür,
   dass Monsanto gegen die illegale Nachtzucht Klagen erheben werde,
   bestätigt die Expertin. Das bestätigt auch der Ex-Monsanto-Manager Dima,
   der bis Ende 1998 für Monsanto in Rumänien tätig war. "Monsanto hat
   Rumänien wissentlich in eine Technologie gedrängt, die fast zwangsläufig
   außer Kontrolle geraten musste, weil das Land nicht adäquat darauf
   vorbereitet war. Die Befürchtungen von Dima, der bereits 1998 davor
   gewarnt hatte, haben sich inzwischen leider voll bestätigt", meint
   Fromwald. Dima habe das Unternehmen 1998 verlassen, nachdem er seine
   Bedenken auch gegenüber der internationalen Firmenleitung geäußert hat.
   Im Jahr darauf wurde in Rumänien erstmals Gentech-Soja angebaut.
   Offiziellen Angaben zufolge wurden 2005 auf einer Fläche von etwa 140.000
   Hektar Soja angebaut.

   Soja aus Rumänien wird nicht nur als Tierfutter verwendet, sondern auch
   als Lebensmittel verkauft, bestätigt Fromwald. Befürchtungen der
   Umweltschützer betreffen auch eine Verunreinigung von konventionellen
   gentechnikfreien sowie biologischen Sojafeldern mit Gentech-Soja, vor
   allem durch den illegalen Verkauf von Gentech-Saatgut und Auskreuzen.

   Im Jahr 2007 soll Rumänien der EU beitreten. Derzeit fehlt es jedoch an
   geeigneten Maßnahmen zur Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung von
   gentechnisch veränderten Organismen. Die Harmonisierung von nationalem
   Recht mit Gemeinschaftsrecht ist aber zentrales Element der
   Beitrittsverträge. (Ende)

     Aussender: pressetext.austria
   Redakteur: Wolfgang Weitlaner
   email: weitlaner at pressetext.com
   Tel. +43-1-811 40-307

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