[Gen-Info] Die EU und Monsantos Gen-Mais
Klaus Schramm
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So Mär 13 20:54:57 CET 2005
Hallo Leute!
Hier ein aktueller Artikel zur Entwicklung auf EU-Ebene.
Ciao
Klaus Schramm
klaus.schramm at bund.net
10.03.2005
EU und Monsanto
Deutschland könnte in Brüssel ausschlaggebend
sein
Zur Zeit findet in Brüssel ein
EU-UmweltministerInnen-Treffen statt. Greenpeace
demonstrierte vor den Türen gegen den kommerziellen
Anbau genmanipulierter Pflanzen in Europa. Die
EU-UmweltministerInnen beraten heute über einen
Antrag Österreichs, wonach der Anbau des Gen-Mais
Mon 810 in Europa untersagt werden soll. Ein vom
US-Agro-Konzern Monsanto vorgelegter
"Überwachungsplan" erfülle nicht die gültigen
EU-Anforderungen. Greenpeace hofft, daß dieser Antrag
eine Mehrheit findet. Die deutsche Stimme könnte in
Brüssel ausschlaggebend sein.
"Der Anbau des Gen-Mais Mon 810 muß verboten
werden. Es gibt zahlreiche Risiken, die nicht ausreichend
geprüft wurden" erklärte Christoph Then,
Gentechnik-Experte von Greenpeace. "Solange die EU
sich nicht um die Sicherheit von Umwelt und
Verbrauchern kümmert, müssen die EU-Länder den
Risiko-Mais selbst verbieten." Polen und die Slowakei
planen derzeit ein nationales Verbot des Gen-Mais.
Ungarn hat bereits im Januar den Anbau von Mon 810
verboten.
Greenpeace fordert die deutsche Bundesregierung auf,
sich dem Antrag Österreichs anzuschließen. In
Deutschland wurden bundesweit 108 Flächen für den
diesjährigen Anbau des Gen-Mais Mon 810 angemeldet,
davon 19 wieder zurückgezogen. Der Gen-Mais
produziert das so genannte Bt-Gift, ein Insektengift, mit
dem er schädliche Insekten wie den Maiszünsler abtötet.
Ein Überwachungsplan ist Voraussetzung für eine
Anbaugenehmigung.
Monsanto hatte 1996 einen ersten Überwachungsplan
eingereicht und 1998 eine Anbaugenehmigung nach der
damals gültigen EU-Richtlinie erhalten. Die heute gültige
EU-Richtlinie 2001/18 schreibt jedoch eine viel
umfassendere wissenschaftliche Beobachtung der
angebauten Gen-Pflanzen vor. Obwohl Monsanto nur
seinen alten Überwachungsplan vorgelegt hatte,
genehmigte die EU-Kommission dessen ungeachtet im
September 2004 den europaweiten Anbau des Gen-Mais.
Seit der Erstzulassung von Mon 810 sind jedoch
wissenschaftliche Studien veröffentlicht worden, die eine
ganze Reihe von Gefahren belegen. So kann das von der
Pflanze produzierte Bt-Gift die Raupen geschützter
Schmetterlinge, beispielsweise das Tagpfauenauge, und
andere nützliche Insekten schädigen. Das Gift gelangt
zudem über die Wurzeln in den Boden und schädigt
Boden-Organismen. Sogar mit dem Tierkot der mit dem
Gen-Mais gefütterten Kühe wird das Gift ausgeschieden
und kann sich so auf Weideflächen verbreiten. Der
Gen-Mais zeigte im Freisetzungsversuch zudem
ungewollte und unerwartete Veränderungen zum
Beispiel der Geruchsstoffe und des Holzanteils.
All diese Effekte wurden weder von den EU-Behörden
überprüft noch sind sie im Überwachungsplan von
Monsanto berücksichtigt. Nach dem vorliegenden Plan
würde nur untersucht, ob der Maiszünsler mit der Zeit
widerstandsfähig gegen das Bt-Gift wird. Nach
Informationen von Greenpeace wird der Antrag
Österreichs bislang bereits von folgenden zwölf Staaten
unterstützt: Belgien, Dänemark, Griechenland, Italien,
Luxenburg, Malta, Polen, Schweden, Slovakei,
Slowenien, Ungarn, und Zypern.
Ute Daniels
Anmerkungen
[1] Siehe auch unseren Artikel,
in dem die besondere Rolle von Monsanto deutlich wird:
'Brasilien erlaubt Anbau von Gen-Pflanzen' (4.03.05)
Hinweis:
Seit 1998 besteht ein Gen-Moratorium in Europa,
das aber - insbesondere durch den Druck der
US-Regierung - in Frage gestellt ist und bereits 2003
hätte fallen sollen. Bei der Unterschriften- Aktion zum
Erhalt des Gen-Moratoriums in Deutschland kamen
bisher über 1.015.000 Unterschriften zusammen. Das hat
bereits einige Beachtung gefunden. Um den Druck zu
erhöhen, muß die Beteiligung noch erheblich gesteigert
werden - Vordrucke für Unterschriften-Listen können
von der Internet-Seite
www.gen-moratorium.de heruntergeladen werden.
Mehr Informationen über die Mailingliste Gen-Info