[Gen-Info] Gen-Mais im Vogelschutzgebiet

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Sa Feb 19 00:28:25 CET 2005


Hallo Leute!

Hier ein aktueller Artikel aus eigener Feder.

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


Gen-Mais in Vogelschutzgebiet
Künasts Gentech-Gesetz wirkt

Genmanipulierter Mais der Sorte 'Mon 810' des Monsanto-Konzerns soll noch dieses 
Jahr in einem Vogelschutzgebiet nordöstlich von Berlin (Märkische Schweiz) 
angebaut werden. Dies hat nun auch die Umwelt-Organisation NABU auf den Plan 
gerufen, die bisher das von Ministerin Künast vorgelegte Gentechnik-Gesetz 
verteidigt hatte. Der auf 10 Hektar geplante Anbau verstößt nicht gegen das in 
den Medien fast einhellig als gentechnik-feindlich apostrophierte 
Gentech-Gesetz.

NABU-Präsident Olaf Tschimpke bezeichnete die Pläne als "bewußte Provokation". 
Die 17 Sorten des als 'Mon 810' angebotenen Gen-Mais wurden für Spanien und 
Frankreich konzipiert und benötigen neben umfangreicher Düngung auch spezielle 
Herbizide. "Dieser Mais hat in einem Natura 2000-Gebiet nichts zu suchen", 
schimpft Tschimpke, der bisher die durch das Künastsche Gentech-Gesetz offen 
gelassene Möglichkeit zum Anbau von Gen-Mais ignoriert hatte. Gerade bei Mais 
ist in Folge von Pollenflug die Verbreitung der manipulierten Gene auf 
herkömmliche Maispflanzen auch durch Abstandszonen nicht zu verhindern. Darüber 
hinaus stellen genmanipulierte Mais-Sorten eine Gefahr für heimische 
Schmetterlings-Arten dar. Im "grünen" Gentech-Gesetz sind zudem keinerlei 
konkrete Schutzbestimmungen für sensible ökologische Gebiete enthalten. Indem es 
genau diese Verbreitungswege offen läßt, bestätigt das Gentech-Gesetz den 
Wahlslogan "Grün wirkt".

Dieser Tage nun verbreitet zugleich ein Industrieverband mit dem Namen DBV 
("Deutscher Bauernverband") Propaganda für Gentechnik und behauptet, im Namen 
der deutschen Bauern das Künastsche Gentech-Gesetz als "gentechnik-feindlich" zu 
kritisieren. Diese Lobby-Verband Agrar-Industrie, Saatgut- und Chemie-Konzernen 
setzt sich nicht nur über die Interessen der zu über 70 Prozent gegen die 
Einführung von Gentechnik in Deutschland eingestellten Bauernschaft hinweg. 
Zugleich betreibt er eine infame Täuschung der deutschen VerbraucherInnen, indem 
er sie indirekt glauben macht, das Künastsche Gentech-Gesetz biete einen 
effektiven Schutz gegen die Einführung der Agro-Gentechnik.

Doch ebenso wie von Seiten der "rot-grünen" Bundesregierung wird eine Koexistenz 
zwischen den verschiedenen Anbau-Verfahren unterstellt, die in der Praxis der 
kleinräumigen deutschen Landwirtschaft nicht funktionieren kann. Dies ist längst 
durch wissenschaftliche Untersuchungen zweifelsfrei bewiesen. Dennoch behauptet 
"Rot-Grün" die gefahrlose Koexistenz regeln zu können und die Industrie-Lobby 
zeichnet das Bild einer "gentechnikfeindlichen" Gesetzgebung, um so die 
Regierungspolitik glaubwürdig erscheinen zu lassen.

Klaus Schramm




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