[Gen-Info] Schmetterlinge in Gefahr
Klaus Schramm
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Fr Dez 10 20:14:47 CET 2004
Hallo Leute!
Die Studie, von der im folgenden Artikel die Rede ist, liegt zwar
bereits seit August 04 vor. Leider wurde bisher in Deutschland noch
nichts dazu veröffentlicht.
Ciao
Klaus Schramm
klaus.schramm at bund.net
9.12.2004
Gefahr für Schmetterlinge
durch Gen-Pflanzen
Greenpeace fordert europaweites Anbauverbot
Einer neuen Langzeitstudie zufolge stellen die
genmanipulierten Maissorten MON 810 und Bt 11 eine
Gefahr für Schmetterlinge dar. Der mit dem "natürlichen"
Insektizid eines Bakteriums ausgestattete Gen-Mais hat
auch über seine Pollen negative Auswirkungen auf
Schmetterlinge.[1] MON 810 und Bt 11 bilden ein Gift, das
den so genannten Maiszünsler tötet. Aber auch nützliche
Insekten können von den giftigen Pollen der Pflanzen
betroffen sein.
MON 810 der Firma Monsanto ist in der EU bereits
zugelassen und für Bt 11 von Syngenta steht eine
Entscheidung über die Zulassung auf EU-Ebene an.
Forscher der US-amerikanischen Universität Maryland
fanden heraus, daß sich über 20 Prozent der Raupen des
geschützten Monarchfalters nicht zu Schmetterlingen
entwickelten, nachdem sie Gen-Mais-Pollen gefressen
hatten. Die erste Langzeituntersuchung der beiden
Gen-Maissorten wurde über zwei Jahre unter Praxis-
bedingungen in den USA durchgeführt. Der
Monarchfalter kommt in Europa nicht vor, doch fehlen
ähnliche Langzeituntersuchungen für heimische Arten.
In Europa gehört unter anderem das Tagpfauenauge zu
den Arten, deren Raupen ähnlich reagieren. Es ist
bezeichnend, daß entsprechende Untersuchungen in
Europa nicht durchgeführt werden. Viele ForscherInnen
haben Angst vor nachteiligen Folgen für ihre Karriere
und die Gelder für Forschungs-Aufträge kommen heute
fast ausschließlich von der Industrie.[2]
In den letzten Jahren gab es bereits zahlreiche Hinweise
auf mögliche schädliche Auswirkungen von Gen-Mais
auf Schmetterlinge. Untersuchungen am Gen-Mais Bt 176
der Firma Syngenta haben für heftige Kontroversen
gesorgt. Die beobachteten Effekte wurden damit erklärt,
daß diese genmanipulierte Mais-Sorte eine besonders
hohe Giftkonzentration in ihren Pollen habe. Monsanto
und Syngenta, die MON 810 und Bt 11 produzieren,
behaupteten, daß der niedrigere Gehalt von Bt-Gift in den
neuen Pflanzen keine Gefahr für Schmetterlinge
darstelle. Die neuen Untersuchungen widerlegen diese
Behauptung.
Greenpeace fordert die Mitgliedsstaaten auf, sowohl den
Anbau von MON 810 als auch die anstehende Zulassung
für Bt 11 zu stoppen. EU-Staaten können den Anbau
nachträglich verbieten, wenn neue wissenschaftliche
Erkenntnisse über Gefährdungen vorliegen. "Die neue
Studie belegt, daß die Wirkung von Genmanipulation
unkalkulierbar ist und man den Untersuchungen der
Gen-Konzerne nicht trauen kann", erklärt Christoph
Then, Gentechnik-Experte von Greenpeace. "Der Anbau
der verdächtigen Gen-Maissorten muß gestoppt
werden."
Bisher hat die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA
den Anbau und Verzehr der beiden Sorten MON 810 und
Bt 11 als unbedenklich eingestuft. In einer
Stellungnahme vom Juli 2004 bezeichnet sie mögliche
Auswirkungen auf Schmetterlinge unter Verweis auf
ältere Untersuchungen als "vernachlässigbar". Im
September 2004 ließ die Europäische Kommission 17
Varianten des Gen-Maises von Monsanto in den
offiziellen Saatgut-Katalog aufnehmen. Dies ist die
Grundlage für die Kataloge der Saatguthändler, aus
denen Landwirte ihr Saatgut für 2005 bestellen können.
Petra Willaredt
Anmerkungen
[1] Wir berichteten bereits 2002 von entsprechenden Studien:
'Künast schlägt Bresche für Gen-Mais' (27.06.02)
www.netzwerk-regenbogen.de/genkuenast020627.html
Zum Thema Schmetterlinge und Gen-Pflanzen siehe auch
'Billige Propaganda für Gen-Food' (3.07.03)
www.netzwerk-regenbogen.de/LB030703.html
'Protest gegen Gen-Äpfel' (1.10.03)
www.netzwerk-regenbogen.de/genbaum031001.html
'Amtliche britische Studie zu "Grüner Gentechnik"
veröffentlicht' (18.10.03)
www.netzwerk-regenbogen.de/genstudgb031018.html
[2] Siehe hierzu auch das Interview mit dem Forscher
Ignacio Chapela
'"Ich werde versuchen, so weiter zu arbeiten..."'
Die Studie zu Gen-Kontaminationen in Mexiko
und die Einschüchterung von WissenschaftlerInnen
(7.10.04)
www.netzwerk-regenbogen.de/chapel041007.html
Hinweis:
Seit 1998 besteht ein Gen-Moratorium in Europa, das
aber - insbesondere durch den Druck der US-Regierung -
in Frage gestellt ist und bereits 2003 hätte fallen sollen. In
der Schweiz wurden bis Mitte 2003 über 110.000
Unterschriften für den Erhalt des dortigen
Gen-Moratoriums gesammelt. Damit ist der Weg in der
Schweiz für einen Volksentscheid beschritten. Bei der
Unterschriften-Aktion zum Erhalt des Gen-Moratoriums
in Deutschland kamen bisher über 790.000
Unterschriften zusammen. Das hat bereits einige
Beachtung gefunden. Um den Druck zu erhöhen, muß
die Beteiligung noch erheblich gesteigert werden -
Vordrucke für Unterschriften-Listen können von der
Internet-Seite www.gen-moratorium.de heruntergeladen
werden.
Mehr Informationen über die Mailingliste Gen-Info