[Gen-Info] Koexistenz keinesfalls bewiesen

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Fr Nov 26 20:11:39 CET 2004


Hallo Leute!

Auch nach der in dieser Woche erfolgten Präsentation der Ergebnisse
des Erprobungsanbaus von Gen-Mais und der damit verbundenen Falsch-
Informationen, die Realisierbarkeit von Koexistenz sei damit nunmehr
bewiesen, hält der BÖLW an seinem klaren Kurs fest.

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net

26.11.2004 

              Agro-Gentechnik gefährdet
              innovativen Wachstumsmarkt 

             Am 24.11.04 wurden Ergebnisse eines von
             Bundesverbraucher-Ministerin Renate Künast
             zugelassenen Erprobungs-Anbaus von Gen-Mais
             der Öffentlichkeit präsentiert. Der Bund
             Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)
             widerspricht der von der Firma 'Innoplante' dabei
             vorgebrachten Behauptung, damit sei die
             Möglichkeit der Koexistenz zwischen
             ökologischer und gentech-freier Landwirtschaft
             auf der einen Seite und der Agro-Gentechnik auf
             der anderen Seite nachgewiesen. 

             Der BÖLW erinnert daran, daß neben dem untersuchten
             Pollenflug auch durch verunreinigtes Saatgut sowie
             verunreinigte Ernte-, Transport- und Lagereinrichtungen
             die Kontamination gentechnikfrei erzeugter Produkte mit
             gentechnisch veränderten Bestandteilen droht.
             Erfahrungen in den USA mit Mais, Soja und Raps zeigen,
             daß bereits nach kurzer Zeit kaum eine Partie dieser
             Pflanzenarten noch frei von den künstlichen Genen ist. 

             Solche Verunreinigungen gefährden die Ökologische
             Lebensmittel- wirtschaft, die sich nicht nur selbst
             verpflichtet hat, sondern darüber hinaus die gesetzliche
             Auflage erfüllen muß, ohne Gentechnik zu arbeiten. Zwar
             haftet nach dem neuen Gentechnikgesetz der
             Gentechnik-Verwender, wenn es zu Schäden bei seinen
             Nachbarn kommt. Dennoch müssen Öko-Bauern und die
             Verarbeiter ihrer Produkte, um Verunreinigungen zu
             vermeiden, einen zusätzlichen Aufwand betreiben.
             Dieser zusätzliche Aufwand bedingt erheblichen
             finanzielle Mehr-Belastungen, die zu
             Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der Ökologischen
             Lebensmittelwirtschaft führen werden. 

             "Dabei ist die Ökologische Lebensmittelwirtschaft ein
             boomender Wirtschaftssektor - unser Umsatz steigt
             kontinuierlich und liegt mit über 3 Milliarden Euro um ein
             Vielfaches über dem der Agro-Gentechnik- Industrie", so
             Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des BÖLW.
             "Die Zahl der Beschäftigten hat sich in den letzten 10
             Jahren auf 150.000 Personen verdoppelt. Über 50
             Prozent der Verbraucher äußern Kaufbereitschaft." 

             Ganz anders das Bild in der Gen-Tech-Branche: Sie
             beschäftigt in Deutschland nach einer Studie von 'Ernest
             and Young' im Jahr 2003 unter 2.000 Personen bei einem
             Umsatz von rund 150 Millionen Euro. Als
             Rationalsierungstechnik wird sie in der Landwirtschaft
             weitere Arbeitsplätze kosten. Zudem steht ihr über 70
             Prozent der Bevölkerung ablehnend gegenüber. 

             "Es kann nicht sein, daß die Ökologische
             Lebensmittelwirtschaft als umweltfreundlicher und
             wachsender - und damit innovativer - Wirtschaftssektor
             von einer Technik gefährdet wird, die im Vergleich zu
             diesem Wirtschaftssektor nur ein Bruchteil an
             Arbeitsplätzen zur Verfügung stellt", betont Dr.
             Alexander Gerber, Geschäftsführer des BÖLW. "Zudem
             bietet die Agro-Gentechnik bis heute nur Anwendungen,
             die mehr Probleme als Lösungen schaffen und zu denen
             es einfache und kostengünstige ackerbauliche
             Alternativen gibt". 

             Unstrittig ist, daß der Ökologische Landbau effektive
             Antworten auf die Umweltprobleme einer intensiven
             Landwirtschaft gibt. Untersuchungen zeigen, daß sich
             diese Probleme durch die Agro-Gentechnik verschärfen.
             So stieg in Anbaugebieten von gentechnisch
             veränderten Pflanzen in den USA der Pestizid-Einsatz.[1] 

             Vergleicht man nachhaltige Wirtschaftskraft, Wirkung auf
             den Arbeitsmarkt, Bedürfnisse der Bevölkerung und
             Umweltfreundlichkeit, dann erweist sich der ökologische
             Landbau als die innovative Form der Landwirtschaft -
             und nicht die Agro-Gentechnik. 

               

             Frank Bayer 

               

             Anmerkung 

             [1] Siehe auch unseren Artikel
                   'Erhöhter Pestizideinsatz durch Gen-Pflanzen in den USA' 
                   (30.11.03) 
                   www.netzwerk-regenbogen.de/genusa031130.html

               

             Hinweis: 

             Seit 1998 besteht ein Gen-Moratorium in Europa, das
             aber - insbesondere durch den Druck der US-Regierung -
             in Frage gestellt ist und bereits 2003 hätte fallen sollen. In
             der Schweiz wurden bis Mitte 2003 über 110.000
             Unterschriften für den Erhalt des dortigen
             Gen-Moratoriums gesammelt. Damit ist der Weg in der
             Schweiz für einen Volksentscheid beschritten. Bei der
             Unterschriften-Aktion zum Erhalt des Gen-Moratoriums
             in Deutschland kamen bisher über 750.000
             Unterschriften zusammen. Das hat bereits einige
             Beachtung gefunden. Um den Druck zu erhöhen, muß
             die Beteiligung noch erheblich gesteigert werden -
             Vordrucke für Unterschriften-Listen können von der
             Internet-Seite www.gen-moratorium.de heruntergeladen
             werden.




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