[Gen-Info] Erfolgsmeldung: Müller-Milch macht Rückzieher
Klaus Schramm
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Mi Okt 27 23:43:38 CEST 2004
Hallo Leute!
Endlich mal wieder eine Erfolgsmeldung. Nach den düsteren Nachrichten
aus Brasilien bleibt so immer noch zu hoffen, daß die Nachfrage aus
Europa - je nachdem - ihre Auswirkungen auf den Anbau in Brasilien
und anderen Ländern haben wird.
Ciao
Klaus Schramm
klaus.schramm at bund.net
27.10.2004
Müller-Konzern macht Rückzieher
bei Rechtsstreit um "Gen-Milch"
Greenpeace setzt Kampagne gegen den Einsatz
von genmanipuliertem Tierfutter bei für
Müller-Milch erzeugten Produkten fort
Heute machte Müller-Milch beim Berufungsverfahren vor
dem Oberlandesgericht Köln einen weitreichenden
Rückzieher. Damit hat die Unternehmensgruppe Theo
Müller GmbH & Co. KG einen Tag vor der Verkündung des
Urteils den Kernpunkt seiner einstweiligen Verfügung1
gegen Greenpeace zurückgezogen.
Das Unternehmen will im laufenden Gerichtsverfahren die
Bezeichnung seiner Produkte als mit "Gen-Milch"
proiduziert nicht mehr verbieten lassen, wenn damit
gemeint sei, daß die Milchkühe genmanipuliertes Futter
bekommen haben. Bisher hatte Müller-Milch die
Auffassung vertreten, das Wort "Gen-Milch" dürfe nur
dann verwendet werden, wenn tatsächlich Bestandteile
von Gen-Pflanzen im Milchprodukt enthalten seien.
Daß seine Milchkühe Gen-Futter bekommen, hatte
Greenpeace schon im April dieses Jahres durch Analysen
aufgezeigt2. Zudem hatte der Konzern inzwischen
mehrfach eingeräumt, seine Produkte unter Verwendung
von genmanipuliertem Tierfutter herzustellen.
Am 23. Juni dieses Jahres hatte das Landgericht Köln
Greenpeace die Verwendung des Wortes "Gen-Milch" im
Zusammenhang mit Produkten von Müller-Milch untersagt.
Gegen das Urteil legte Greenpeace Berufung beim
Oberlandesgericht ein. In einer Anhörung am 30.
September signalisierte das Oberlandesgericht bereits
öffentlich, daß es voraussichtlich der Auffassung von
Greenpeace folgen werde und Milch von Kuehen, die
genmanipuliertes Futter bekommen, im Rahmen der freien
Meinungsäußerung "Gen-Milch" genannt werden darf -
unabhängig davon, ob Gen-Veränderungen im
Milchprodukt nachweisbar sind.
Das Gericht hatte zudem darauf hingewiesen, daß es
Organisationen wie Greenpeace, die nicht mit Müller-Milch
in wirtschaftlichem Wettbewerb stehen, durchaus erlaubt
sei, VerbraucherInnen aufzufordern, bestimmte Produkte
nicht mehr zu kaufen, selbst wenn damit Umsatzeinbußen
für das betreffende Unternehmen verbunden seien.
"Die Verwendung von Gen-Soja und Gen-Mais im
Tierfutter fördert den Anbau dieser genmanipulierten
Pflanzen", erklärte Carmen Ulmen, Gentechnik-Sprecherin
von Greenpeace. Gen-Pflanzen breiten sich in der Natur
unkontrollierbar aus und sind im Falle von Umwelt- oder
Gesundheitsgefahren nicht wieder rückholbar. Zudem
gefährdet die Gentechnik langfristig sowohl die
konventionelle als auch die ökologische Landwirtschaft.
Müller-Milch stehen mindestens zwei Wege offen, um auf
Gen-Futter zu verzichten: Zum einen, indem der
Lebensmittel-Konzern seine Zulieferer anhält, nur
gentechnikfreies Soja zu verfüttern. Andere
Lebensmittel-Konzerne haben diesen Weg bereits ohne
Einbußen beschritten. Noch bietet beispielsweise
Brasilien ausreichend gentechnikfreies Soja an. Und die
entsprechende nachfrage hat wiederum Einfluß darauf,
was in jenen Ländern angebaut wird. Zum anderen besteht
für Müller-Milch die Alternative, als Futtermittel von Soja
auf Raps umzusteigen. Raps bietet auch auf der
europäische Markt in ausreichendem Umfang und Raps ist
gegenüber Soja - gerade bei der Milchvieh-Fütterung - als
gleichwertig anzusetzen.
Christian Semmler
Anmerkung:
1 Siehe unsere Artikel
'Müller-Milch verklagt Greenpeace' (2.06.04)
'Müller-Milch macht Gen-Widerstand nur populärer'
(24.06.04)
2 Siehe unsere Artikel
'Wahlfreiheit zwischen Gen-Futter und Gen-Futter'
(22.04.04)
'Greenpeace kennzeichnet bundesweit Gen-Milch'
(18.05.04)
'Wissenschaftsskandal' (21.06.04)
Hinweis:
Seit 1998 besteht ein Gen-Moratorium in Europa, das aber -
insbesondere durch den Druck der US-Regierung - in
Frage gestellt ist und bereits 2003 hätte fallen sollen. In der
Schweiz wurden bis Mitte 2003 über 110.000
Unterschriften für den Erhalt des dortigen
Gen-Moratoriums gesammelt. Damit ist der Weg in der
Schweiz für einen Volksentscheid beschritten. Bei der
Unterschriften-Aktion zum Erhalt des Gen-Moratoriums in
Deutschland kamen bisher über 660.000 Unterschriften
zusammen. Das hat bereits einige Beachtung gefunden.
Um den Druck zu erhöhen, muß die Beteiligung noch
erheblich gesteigert werden - Vordrucke für
Unterschriften-Listen können von der Internet-Seite
www.gen-moratorium.de heruntergeladen werden.
Mehr Informationen über die Mailingliste Gen-Info