[Gen-Info] Pollenflug bis 20 Kilometer
Klaus Schramm
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Mi Sep 22 16:41:39 CEST 2004
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http://www.taz.de/pt/2004/09/22/a0195.nf/text
Vom Winde verweht
Neue Studie: Pollen von Gen-Gräsern fliegen viel weiter als gedacht.
Biotechfirmen geraten in die Defensive
BERLIN taz Eine neue Studie zur Ausbreitung von gentechnisch veränderten
Gräsern sorgt in den USA für Aufsehen. Forscher der Umweltbehörde EPA haben in
Tests festgestellt, dass sich die Samen von genmanipuliertem Flechtstraußgras
(Agrostis stolonifera) deutlich weiter verbreiten können als bislang angenommen.
Bis zu 20 Kilometer vom Ursprungsfeld entfernt fanden die Wissenschaftler
Auskreuzungen des Gen-Grases - deutlich weiter entfernt als je zuvor.
Mit der Entdeckung, die in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Proceedings of
the National Academy of Sciences (www.pnas.org) veröffentlicht wird, steigt
unter Gentech-Kritikern die Angst vor einem "Superunkraut". Denn das
Flechtstraußgras wird von den US-Gentechfirmen Monsanto und Scotts für
Golfplätze entwickelt. Es ist unempfindlich gegen das Herbizid Roundup. Sollte
es diese Eigenschaft in Wildpflanzen einkreuzen, könnten diese sich besonders
ausbreiten - schließlich ist Roundup das meistbenutzte Herbizid in den USA. Der
US Forest Service befürchtet bereits, das Gras könne "alle 175 nationalen Wälder
und Grünlandgebiete beinträchtigen".
"Das ist die größte Entfernung, über die Gen-Austausch stattfindet, von der ich
je gehört habe", zitiert die New York Times den Experten Norman Ellstrand von
der University of California. "Diese Studie zeigt, dass die Gene sich schneller
und weiter ausbreiten, als man annahm."
Für den Versuch pflanzten die Forscher um die EPA-Biologin Lidia Watrud in
Corvallis im Bundesstaat Oregon tausende von Pflanzen auf 400 Hektar Land.
Anscheindend hat die Größe des Feldes bewirkt, dass der extrem leichte Samen des
Flechtstraußgrases sich in solche Entfernungen verbreiten konnte. Denn bislang
waren die Pollen des Grases nur bei einer Verbreitung von einigen hundert Metern
beobachtet worden - allerdings von kleinen Feldern.
Die Forschungsergebnisse kommen für die Gentech-Konzerne ungelegen. Zwar werden
Genarten wie Sojabohnen, Mais oder Baumwolle davon nicht betroffen. Aber Scotts
plant nach dem Bericht der New York Times den Einstieg ins Geschäft mit
Gen-Gräsern für die Gärten von Privathäusern. Der Konzern behauptet, es gebe
keine Gefährdung auf Golfplätzen, weil das Gras so früh gemäht werde, dass es
nicht zum Pollenflug komme. Monsanto hat wegen möglicher Proteste im Frühjahr
bereits den Versuch abgebrochen, Gen-Weizen einzuführen. "BPO
taz Nr. 7468 vom 22.9.2004, Seite 9
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