[Gen-Info] Nagelprobe für Künast

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Mo Sep 20 00:56:57 CEST 2004


Hallo Leute!

Ein bissle verspätet hier ein Artikel von Christian Semmler zur
morgigen Entscheidung über Mon 863.
(veröffentl.: www.netzwerk-regenbogen.de/genmai040917.html)

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


17.09.2004 

                     Weitere Nagelprobe für Künast 

             Enthaltung zu Gen-Mais Mon 863 heißt »Ja« 

             Bundesministerin Renate Künast konnte bisher trotz
             mehrerer Entscheidungen, die eine Weichenstellung im
             Sinne der Gentech-Konzerne bewirkten[1], ihren Nimbus
             als Gentech-Gegnerin aufrecht erhalten. Am Montag nun
             geht es in Brüssel um eine Entscheidung über die
             Marktzulassung der genmanipulierten Mais-Sorte Mon
             863. Wird sich Künast wieder einmal enthalten, kommt es
             erfahrungsgemäß zum Patt und die Entscheidung landet
             bei der EU-Kommission, die bekanntlich das »Ja«
             aussprechen wird. 

             Neu an der jetzigen Situation ist, daß Greenpeace diesem
             Spiel nun offenbar nicht ein weiteres Mal zusehen will:
             Greenpeace hat Renate Künast öffentlich aufgefordert,
             am Montag in Brüssel mit »Nein« zu stimmen.
             Greenpeace verweist auf die besondere Brisanz der
             Entscheidung über Mon 863 des Gentech-Konzerns
             Monsanto. Am 23. April war diese genmaipulierte
             Mais-Sorte durch einen Bericht der großen
             französischen Tageszeitung 'Le Monde'[2] zum
             Gegenstand öffentlicher Aufmerksamkeit geworden. 

             'Le Monde' hatte Ergebnisse einer geheim gehaltenen
             Studie der französischen Gentechnik-Kommission
             (Commission du Génie Biomoléculaire) veröffentlicht, die
             pathogene Wirkungen der Genmais-Sorte Mon 863
             beweisen. Bei Fütterungsversuchen mit Ratten hatten
             sich signifikante Veränderungen der Blut- und
             Nierenwerte im Vergleich zu einer Kontrollgruppe
             gezeigt. Mißbildungen der Nieren und eine Zunahme der
             weißen Blutzellen und der Lymphozyten wurde bei
             männlichen Ratten, eine Erhöhung der Blutzuckerwerte
             und gleichzeitige Abnahme von Retikulo-Zellen (unreifen
             roten Blutkörperchen) bei weiblichen Ratten
             dokumentiert. 

             Auch von deutschen ForscherInnen waren Bedenken
             gegen Mon 863 wegen eines Antibiotikaresistenz-Gens
             vorgebracht worden. Trotz dieser Bedenken und der
             intern vorliegenden französischen Studie hatte die
             europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA)
             Mon 863 kurz vor der 'Le-Monde'-Veröffentlichung für
             unbedenklich erklärt. 

             Greenpeace fordert zudem Einsicht in einen ebenfalls
             bislang geheim gehaltenen Untersuchungsbericht zu
             Mon 863, der dem Bundesamt für Verbraucherschutz
             und Lebensmittelsicherheit (BVL) vorliegt. Nach
             EU-Recht dürften Daten, die zur Bewertung des Risikos
             von Gen-Pflanzen nötig sind, von den zuständigen
             Behörden nicht unter Verschluß gehalten werden. Doch
             im August wurde Greenpeace mitgeteilt, daß die Studie
             zu Mon 863 "vertraulich" sei. Zur Verfügung gestellt
             wurde sei lediglich eine 19-seitige Zusammenfassung
             des über 1000-seitigen Untersuchungsberichtes. 

             "Es ist ein Skandal, daß Risikountersuchungen zur
             Lebensmittelsicherheit geheim gehalten werden. Die
             vorliegenden Untersuchungsinterpretationen lassen
             keine abschließende Bewertung der Rattenversuche zu",
             so Gentechnik-Experte Christoph Then. Monsanto
             versuche zudem, durch Ergebnisse anderer Studien den
             Eindruck zu vermitteln, die Nieren- und
             Blutveränderungen lägen im Bereich normaler
             statistischer Abweichungen. 

               

             Christian Semmler 

               

             Anmerkungen: 

             [1] Siehe auch unsere Artikel 

                 'Gentechnik-Streit
                 - Wo die Merkel-Stoiber-Bande Recht hat (28.05.04) 

                 'Enthaltung von "Rot-Grün" ebnet Gen-Technik den
                   Weg' (28.04.04) 

                 'Künast versucht vollendete Gen-Tatsachen zu
                   schaffen' (25.02.04) 

                 'Gen-Moratorium steht zur Disposition' (29.01.04) 

                 'EU weist Gen-Mais Bt-11 überraschend ab' (9.12.03) 

                 'Künast schlägt Bresche für Gen-Mais' (27.06.02) 

             [2] Siehe auch unsere Artikel 

                 'Ist die Gentechnik am Ende?' (24.05.04) 

                 'Gen-Food keinesfalls "unbedenklich"' (1.06.04) 

             Hinweis: 

             Seit 1998 besteht ein Gen-Moratorium in Europa, das
             aber - insbesondere durch den Druck der US-Regierung -
             in Frage gestellt ist und bereits 2003 hätte fallen sollen. In
             der Schweiz wurden bis Mitte 2003 über 110.000
             Unterschriften für den Erhalt des dortigen
             Gen-Moratoriums gesammelt. Damit ist der Weg in der
             Schweiz für einen Volksentscheid beschritten. Bei der
             Unterschriften-Aktion zum Erhalt des Gen-Moratoriums
             in Deutschland kamen bisher über 542.000
             Unterschriften zusammen. Das hat bereits einige
             Beachtung gefunden. Um den Druck zu erhöhen, muß
             die Beteiligung noch erheblich gesteigert werden -
             Vordrucke für Unterschriften-Listen können von der
             Internet-Seite www.gen-moratorium.de heruntergeladen
             werden. 




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