[Gen-Info] Entscheidung der EU-Kommission
Klaus Schramm
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Fr Sep 10 01:42:10 CEST 2004
Hallo Leute!
Zur gestrigen Entscheidung (denn nebenbei hat sie eine getroffen!)
der EU-Kommission hat Ute Daniels mal wieder was für uns geschrieben
und die Sache auf den Punkt gebracht.
Ciao
Klaus
klaus.schramm at bund.net
9.09.2004
EU kneift bei Gen-Technik
Erwartungsgemäß hat die EU-Kommission den
vorliegenden Entwurf zur gentechnischen
Verunreinigung von Saatgut zurückgezogen. Mit dieser
Entscheidung hätte sie die deutsche "rot-grüne"
Bundesregierung gezwungen, die Karten auf den Tisch
zu legen. Entsprechend der nach außen hin vertretenen
ablehnenden Haltung zur Grünen Gentechnik, wäre
"Rot-Grün" zur Wahrung der Fassade1 gezwungen
gewesen, auf Konfrontationskurs zur EU-Bürokratie zu
gehen. Zu groß ist inzwischen der öffentliche Widerstand
in sämtlichen Ländern der Europäischen Union gegen
"Frankenfood" (so die FranzÖsInnen) und insbesondere
gegen die zielgerichtete Verunreinigung von Saatgut mit
einem Anteil an gentechnisch manipuliertem Saatgut - sei
dieser Anteil nun 0,1 Prozent oder 0,3 Prozent.
So jedoch kann das Spiel mit gezinkten Karten jetzt noch
ein Weilchen fortgesetzt werden. Und in naher Zukunft
wird sich die Bundesregierung mit der sich demnächst
neukonstituierenden EU-Kommission auf einen
"Kompromiß" einigen. Wer tippen mag, dem sei
empfohlen auf 0,2 Prozent zu setzen. Und so wie die
großen Umweltorganisationen in Deutschland bisher
laviert haben - Greenpeace ausgenommen - darf gleich
noch mit darauf gewettet werden, daß 0,2 Prozent dann
als "Teilerfolg" gepriesen wird.
Mit der Vokabel "Teilerfolg" war die "grüne"
Europa-Abgeordnete Hiltrud Breyer, die sich als
Gentechnik-Gegnerin zu profilieren versucht, bei der
gestrigen Entscheidung der EU-Kommission denn
ebenfalls gleich bei der Hand. Gewonnen ist tatsächlich
noch nichts und das Übel ist nur aufgeschoben und
nicht aufgehoben. Schlimmer noch: Nebenbei und ohne
daß es von den Massenmedien überhaupt zur Kenntnis
genommen worden wäre, wurde eine Entscheidung über
17 genmanipulierte Mais-Sorten des US-amerikanischen
Agro-Multis Monsanto getroffen: MON 810 wird in den
"europäischen Sortenkatalog" aufgenommen. Dies
bedeutet, daß genmanipuliertes Saatgut nun EU-weit
verkauft werden darf. Auf diesem Wege soll erreicht
werden, daß durch "zufällige" und "technisch bedingte"
Vermischungen über kurz oder lang gar kein
gentechnikfreies Saatgut mehr angeboten wird. Beim
Tierfutter ist dieses Spielchen bereits seit Anfang dieses
Jahres zu beobachten.2 Selbst vorhandenes
gentechnikfreies Tierfutter wird umdeklariert und als
Gen-Futter verkauft, um die Landwirte zur Aufgabe ihres
Widerstandes zu zwingen.
Immerhin jedoch bedeutet dies, daß das europäische
Gen-Moratorium in seinem Kern bislang nicht angetastet
wurde. Denn - spitzfindig wie Bürokraten nun einmal
sind - zum Anbau zugelassen ist bisher noch keine
genmanipulierte Pflanze. Und so mußte Brett Begemann,
Vizepräsident bei Monsanto und für den internationalen
Handel zuständig, kürzlich ebenfalls Langmut beweisen:
"Wir hoffen, daß dies ein Signal ist, daß die EU und ihre
Mitgliedsstaaten das Gen-Moratorium nun ernsthaft
beenden."
Ute Daniels
Anmerkungen:
1 Siehe auch unseren Artikel
'Künast versucht vollendete Gen-Tatsachen zu
schaffen' (25.02.04)
2 Siehe auch unseren Artikel
'EU erteilt Zulassung für Gen-Mais als Tierfutter'
(21.07.04)
Hinweis:
Seit 1998 besteht ein Gen-Moratorium in Europa, das
aber - insbesondere durch den Druck der US-Regierung -
in Frage gestellt ist und bereits 2003 hätte fallen sollen. In
der Schweiz wurden bis Mitte 2003 über 110.000
Unterschriften für den Erhalt des dortigen
Gen-Moratoriums gesammelt. Damit ist der Weg in der
Schweiz für einen Volksentscheid beschritten. Bei der
Unterschriften-Aktion zum Erhalt des Gen-Moratoriums
in Deutschland kamen bisher über 518.000
Unterschriften zusammen. Das hat bereits einige
Beachtung gefunden. Um den Druck zu erhöhen, muß
die Beteiligung noch erheblich gesteigert werden -
Vordrucke für Unterschriften-Listen können von der
Internet-Seite www.gen-moratorium.de heruntergeladen
werden.
Mehr Informationen über die Mailingliste Gen-Info